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Rezension zu
Die Fliederinsel

Für mich eines der Romane des Jahres 2017

Von: Kathrin N.
12.06.2017

Die gebürtige Ostfriesin Sylvia Lott siedelt ihre neuste Familiengeschichte nun hauptsächlich nach Dänemark, genauer gesagt auf die Insel Fünen. Es ist nach „ Die Inselfrauen“ (erschienen März 2016 bei Blanvalet) zwar wieder eine „Inselgeschichte“, aber eine völlig andere... und wie ich vorweg nehmen möchte, noch eindrücklichere. Warum? Nun, das hat vielleicht etwas mit dem Basisthema zu tun: es geht um den Beginn des Zweiten Weltkriegs und das Thema „Drittes Reich & die Juden“. Es geht um die letzten Momente in Deutschland, eine Flucht nach Dänemark und Schweden... und dabei auch um eine ganz persönliche Familiengeschichte, die sich von damals ins heute zieht: Die Urlauberin Celia findet im Nachlass ihrer Großmutter ein Foto mit einem reetdachgedeckten Haus inmitten von Fliederbüschen. Nach einigen Recherchen findet sie heraus, dass sich dieses Haus auf der Insel Fünen befindet und durch Zufall kann sie dort einen kleinen Urlaub buchen. Sie lernt die Vermieterin kennen, findet ein lang verschollenes Fliederbild im Ferienhaus und gibt so den Anstoß zu tagelangen Erzählungen... wir tauchen in die zweite Zeitebene ein: die der jüdischen Malerin Ruth Liebermann und ihrem Mann, dem Autor Jakob Liebermann. Wir erleben in einer sehr bildhaften, deutlichen Sprache die Geschehnisse der Reichsprogromnacht, der Flucht nach Dänemark, das scheinbare Ankommen auf der Insel Fünen, der weiteren Flucht nach Schweden mit einer extrem belastenden Familienentscheidung... und der Rückkehr ins Häuschen mit den Fliederbüschen. Dazwischen blendet die Autorin immer wieder zur Erzählerin Inger und der Urlauberin Celia zurück und im Laufe des Buches wird auch klar, warum: es gibt eine Verbindung zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart. Die Vergangenheitsgeschichte ist ausgezeichnet recherchiert und liest sich überhaupt nicht trocken. Das mag vermutlich auch an den einzeln – passend – eingestreuten Zitaten liegen wie z.B. von Kierkegaard (S. 83): „Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit“. Auch Verbindungen zu dem dänischen Märchenerzähler Hans Christian Andersen finden sich immer wieder in den Reisen von Ruth und Jakob, in den Bildern und Erzählungen. Das bringt eine gewisse Frische in das an sich doch schwere Thema. Und ja, wieder mal schafft es die Autorin mit packendem, tempo- und stimmungsverändertem Schreibstil mich mitzunehmen. Es fällt mir wirklich schwer, das Buch zwischendurch aus der Hand zu legen und nicht nur einmal bleiben meine Gedanken danach noch lange an dem soeben Gelesenen hängen. Mal begeisterte mich der Optimismus von Ruth, mal belastet mich die Schwermut Jakobs und ich habe Tränen in den Augen bei der Entscheidung, welche die Liebermanns vor der Flucht nach Schweden treffen mussten... Sicherlich haben wir in unserer Generation schon viele (Spiel-) Filme rund um das Dritte Reich gesehen, vielleicht sogar noch Großeltern zuhören dürfen... dieses Buch arbeitet das Thema aber so interessant auf, dass einem die Schwere der Geschichte bewußt wird, man dennoch aber an das Positive und die Zukunft glaubt... meine Hochachtung dafür! Für mich ist „Die Fliederinsel“ eines der besten Romane in diesem Jahr und mit Sicherheit ein Buch, welches ich mehrmals lesen werde. Hut ab, liebe Sylvia Lott für dieses fantastische „Werk“!

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