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Rezension zu
Das ganze schrecklich schöne Leben

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Mut und Zärtlichkeit

Von: Eugen-Arno Atticus aus Sudershausen
15.07.2017

Was für ein wunderbares Buch! Wer den ganzen Konstantin Wecker kennenlernen will – der, wie er selber schonungslos schreibt, oft auch ein zerrissener Konstantin Wecker war -, der greife zu dieser Biografie. Ich bin sicher, daß er sehr vieles über den Künstler erfahren wird, nicht zuletzt, daß sehr vieles diesen Künstler ausmacht. Wecker wird von vielen „geliebt“. Vor allem aber ist er ein „Liebender“, und selten habe ich eine Autobiografie gelesen, die derart enthusiastisch und häufig andere Menschen preist! Zweifelsfrei zählt Konstantin Wecker zu den beeindruckendsten Multi-Talenten im bundesdeutschen Kulturbetrieb (dessen Gehorsamswünschen er sich allerdings konsequent zu verweigern weiß!). Er ist, natürlich, ein hochbegabter Sänger und Komponist. Er ist Entertainer und Autor, Schauspieler und Kabarettist - und selbstverständlich muß ein derart vielseitig aktiver Künstler auch davon erzählen. Doch noch in jedem dieser Tätigkeitsbereiche weiß Wecker andere, bessere Künstler zu nennen. Nicht zuletzt jedoch ist Konstantin Wecker ein Mensch, der sich auch für die Welt ringsum interessiert. Wecker, das ist wahrlich auch der kritisch-unerschrockene Zeitgenosse, der sensibel-wache Liedsänger und Textautor, der das offene Wort nicht scheut, wenn es um verheerende Fehlentwicklungen ‚draußen’ geht, um menschenfeindliche Prozesse und Vorfälle in Gesellschaft und Politik. Auf eine Formel gebracht: jawohl, Konstantin Wecker ist erklärtermaßen Antifaschist und Radikaldemokrat, ein Mann, der sich mit Demokratie-Simulationen nicht abspeisen läßt, er ist Pazifist, der uns die Plausibilität auch dieser Grundeinstellung gut zu vermitteln versteht, er ist, nicht zuletzt, ein Kapitalismuskritiker, der zwar nicht das marxistische Grundvokabular herunterbetet, aber bei seinen vielfachen Kommentaren zu Wirtschaftspolitik und Sozialstaatzerstörung seine dementsprechende Mitmenschlichkeit und Menschenrechtsorientierung deutlich zu machen vermag, und zwar auf eindringlich-überzeugende Weise zugleich. Noch kürzer also: Konstantin Wecker, das ist ein klug denkender und empathisch fühlender Mensch, an dessen – auch im eigenen Alltag – gelebter Humanität kein Zweifel besteht, weit über alles Künstlerische hinaus. Dabei sollte auch dieses nicht verschwiegen werden: keinesfalls hat sich Konstantin Wecker in dieser Biografie darauf beschränkt, sich selber mit Leben und Werk vorzustellen, auf eine Erforderlichkeit also, die noch stets mit der Aufgabe eine Autobiografie verbunden ist. Nein, er hat in diesem Buch auch zwei Weggefährten zu Wort kommen lassen, sehr ausführlich sogar, Mitautoren, die keinesfalls immer seiner Meinung sind: zum einen Günter Bauch, den „Willy“ seines gleichnamigen Liedes aus dem Jahre 1976, und Roland Rottenfußer, den Chefredakteur der von Wecker im Jahre 2003 ins Leben gerufenen politisch-kulturellen Website www.hinter-den-schlagzeilen.de. Günter Bauch überrascht dabei immer wieder mit Witz und enormer Faktenkenntnis, oft bis in kleinste Details hinein – glänzend geschrieben auch dessen Texte! Und Roland Rottenfußer, der gut um eine Generation jüngere Buchautor und Wissenschaftsjournalist (Jahrgang 1963), legt in diesem Buch eindrucksvoll kluge und differenzierte Analysen zu Weckers Liedtexten und geistig-seelischer Entwicklung vor, hervorragend geschrieben auch diese Buchpartien und weit übers Oberflächlich-Biografische hinaus! Wo fände man das anderswo, die Tatsache nämlich, daß gleich drei verschiedene Menschen das Leben und Werk eines Künstlers derart präzise darzustellen, vielseitig zu beleuchten und zu analysieren vermögen. Kurz also: Was für ein wunderbares Buch!

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