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Rezension zu
Es

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Erwachsen werden mit Pennywise

Von: Tante TeX
11.02.2018

Mit ES präsentiere ich hier nicht unbedingt einen Geheimtipp, schließlich war die Neuverfilmung doch letztes Jahr in Kino, Gesprächen und Netz omnipräsent. Trotzdem möchte ich für die literarische Vorlage heute einmal ein paar Sätze schreiben. Meines Erachtens ist (besonders in der 2017er) Filmversion so einiges an Kings Charme abhanden gekommen, den man eben nur voll empfängt, wenn man seine Bücher liest und ganz in seinen typischen Schreibstil eintaucht. ES ist wohl eines seiner bekanntesten Werke – ein essentieller King, aber kein gutes Anfangsbuch, wenn man sich in die Kingsianischen Gefilde wagen möchte. Stephen Kings typischer ausschweifender Schreibstil ist eines dieser ‚Man hasst es oder liebt es‘ -Dinge. In ES hat er seinen Schreibstil exzessiv ausgelebt, was schon ein Blick auf die Seitenanzahl verrät. Als King-Fan freue ich mich darüber, denn die Sprache haut einen einfach um. Die weitschweifigen Beschreibungen lassen die Geschichte stellenweise wie einen Tatsachenbericht klingen, was viele Szenen gruselige Realität werden lässt. Selbst die langatmigste Passage kommt zu einem grausigen Aha-Moment. Denn der eigentliche Thrill ist nicht etwa der mörderische Clown, der im dunkeln lauert, sondern der eher alltägliche Horror, der Seite für Seite,Wort für Wort, unbemerkt in uns einsickert. Dieses Buch ist intensiv. Das liegt wie geschrieben aber weniger an Pennywise, sondern den Botschaften, die der Meister des Schreckens uns vermittelt. Obwohl ES als Horrorstory bekannt ist, handelt es sich – wie das Cover unscheinbar anmerkt – um einen Roman. Es ist eine Coming-of-Age Story, bei der eher zufällig ein Killerclown in der Stadt umhergeht. In ihm offenbart sich die Magie und der Horror der Kindheit: Scheinbar können nämlich nur die Kinder diesen Clown sehen und die Erwachsenen nicht. Die Wunder scheinen an Magie zur verlieren, während wir erwachsen werden. Der Horror bleibt. Die Figuren belügen sich selbst: Eltern belügen ihre Kinder, die Polizei lügt in Berichten – die ganze Stadt Derry belügt sich zum Selbstschutz selbst, um sich nicht den realen Monstern stellen zu müssen. Seien die Namen dieser Monster nun Misshandlung, Rassismus, Homophobie oder Antisemitismus – manche Menschen, vergiftet von Hass und Vorurteilen, sind gruseliger, als es ein Killerclown wie Pennywise je sein könnte. Leider gibts dennoch nur 4 Sterne, da im Buch eine m.E. fragwürdige und völlig unnötige Sexszene zwischen Minderjährigen enthalten ist, die man auch getrost hätte weglassen können.

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