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Rezension zu
Sarantium - Die Zwillinge

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Charmanter, aber klischeehafter Fantasyauftakt

Von: Gwees Bücherwelt
22.02.2018

Der erste Band der Sarantium-Reihe wurde bereits 2009 unter dem Titel „Der Herr der Drachen“ veröffentlicht. Es handelt sich hierbei also um eine Neuauflage. Ich selbst bin erst durch diese auf die Reihe aufmerksam geworden. Kleiner Funfact am Rande: Im Englischen heißt es nicht Sarantium, sondern Saranthium. Dass Ortsnamen wie die Free Lands oder Black Mountains eingedeutscht wurden, ist ja verständlich, aber bei einem eigens erfundenen Ortsnamen erscheint das doch etwas eigenwillig. Sarantium ist jedenfalls das Land, in dem die ganze Handlung spielt. Diese ist eigentlich ziemlich simpel und offensichtlich, große Überraschungen gibt es eher weniger und mit diesem Roman ist man quasi auf der sicheren Seite. Es ist sehr klassisch strukturiert und es gibt immer wieder offensichtliche Andeutungen auf das spätere Geschehen oder später sogar ironische Rückgriffe. Allein die Prämisse des Romans ist so evident wie ein Wink mit dem Zaunpfahl. Etwas schade ist, dass die Welt nur schwach erklärt wird. Gerade die Verbindung der Menschen mit den Drachen wird als gegeben hingestellt und obwohl diese in der Vergangenheit scheinbar anders war, erfährt man nichts darüber wie es zum aktuellen Stand kam. Sind sie faul geworden und lassen sich deshalb auf die Menschen ein? Sind sie ihnen unterlegen? Mögen die Drachen sie einfach? Vielleicht kommen die Antworten ja noch in den nächsten Bänden, aber bisher ist das Thema nicht sehr ergiebig. Genauso frustrierend sind Shaans und Tallis‘ Verbindung zu den Drachen. Man erfährt zwar, warum diese Verbindung besteht, aber es wird nicht erklärt, warum sie sich ausgerechnet so zeigt. Ab und zu ist die Geschichte auch etwas zäh und dreht sich im Kreis. Das liegt aber auch ein bisschen an der Einleitung in die Geschichte, die wirklich lang ist, auch wenn das völlig legitim ist, um die Welt und Protagonisten kennenzulernen. Interessant ist die Mythologie, die Morgan hier aufbaut. Götter und Drachen spielen eine zentrale Rolle im Roman und es bleibt zu hoffen, dass der zweite Band tiefer darauf eingeht, denn das Potenzial einer guten Geschichte ist da. Ein bisschen klischeehaft ist die Rollenverteilung von Shaan und Tallis, die beide im Buch spielen. Die Handlung ist sehr charakterfokussiert und es gibt eher gegen Ende spannungsreichere Szenen. Wobei man betonen muss, dass Spannung hier meist nicht viele Chancen hat. Meistens erledigen sich die spannenden Momente schnell und hätten besser gelöst werden können, weil sie so verschwendet wirken. Das Ende ist wie zu erwarten offen. Die beiden Hauptcharaktere sind leider beide etwas schwierige Persönlichkeiten. Zuerst lernen wir Shaan kennen, eine junge Frau, die auf der Straße aufgewachsen ist und scheinbar die Dinge in die Hand nehmen kann, scheinbar. Denn der Leser erlebt sie hauptsächlich als hilflose und tollpatschige Figur. Das hängt zwar auch etwas mit ihrem Plot zusammen, ist aber nicht allein darauf begründet. Sie wählt eigentlich immer die dümmste Option und macht sich damit – zumindest bei mir – nicht gerade beliebt. Tallis auf der anderen Seite ist dagegen fast erfrischend, auch wenn er einem am Anfang fast mehr Probleme bereitet. Er ist ein sehr reservierter Mensch. Sein größtes Problem ist, dass er eine Mischung aus erfahrenen Krieger und naiven Jungen darstellen soll. Am Anfang respektiert man ihn noch, später blitzt eigentlich nur noch der Junge in ihm durch, was schade ist, denn er ist tatsächlich sympathisch, auch wenn er ebenfalls zu dummen Entscheidungen neigt. Der Antagonist Azoth ist leider auch nicht besser. Er wirkt extrem unnahbar und irgendwie scheint ihm die Motivation zu fehlen. Also, ich verstehe bis zu einem gewissen Grad, warum er tut, was er tut, aber irgendwie ist der Grund einfach schwach. Zudem scheint er die Bosheit in Person zu sein – und dann auch wieder nicht. Dafür gibt es aber viele andere Charaktere, die sympathisch sind – und auch sein sollen. Die meisten von ihnen wirken allerdings eher flach. Es hilft auch nicht, dass die Charaktere untereinander die schablonenhaftesten Beziehungen zueinander haben und auch fast jeder einen Love Interest hat. Wenigstens gibt es aber – bisher – keine aktive Liebesgeschichte. Wenn man einmal von der Typographie der Neuauflage absieht, liest sich das Buch eigentlich ziemlich gut. Leider wurde beim Satz allerdings sehr wenig Rand gelassen und der Einband macht es schwer, das Buch ohne Kraftaufwand aufzuhalten. Man gewöhnt sich aber daran. An vereinzelten Stellen gibt es sehr lange Absätze, aber meistens gestaltet sich das Lesen als sehr einfach, weil die Autorin keine hochgestochene Sprache nutzt. Es hätte vielleicht nicht geschadet, wenn sie nicht so sparsam mit den Beschreibungen der Hauptcharaktere umgegangen wäre. Für den Leser ist es definitiv eine Nervenzerreißprobe, wenn die Drachensprache verwendet wird, ohne dass wir eine zeitnahe Übersetzung bekommen. Aber gleichzeitig ist dieser Aspekt des Romans ein schönes Gimmick. Die meisten Namen sind eigens erfunden und passen gut zusammen. Obwohl die Rezension bisher vielleicht etwas hart klingt, habe ich das Buch dennoch sehr genossen. Das Lesen entwickelt schnell einen Sog, auch wenn dieser nicht durch Spannung motiviert wird, sondern durch den Charme des Romans. Wenn man sich beim Lesen von Fantasy auch mal zurücklehnen kann und dabei einfach nur unterhalten werden will, ist dieses Buch wirklich gut und hat den alten Fantasytouch, den ich persönlich sehr gerne mag, und der mich an Autoren wie Trudi Canavan erinnert. Wer allerdings etwas Neues lesen möchte, was er nicht bereits beim Lesen des Titels erahnen kann, sollte lieber die Finger von diesem Roman lassen. Es ist eine Geschichte, die man vor allem genießen kann, wenn man nicht zu viel darüber nachdenkt. Fazit: „Sarantium – Die Zwillinge“ bietet den Einstieg in eine sehr charmante Fantasywelt, die zwar nicht unbedingt mit ihrer Tiefgründigkeit besticht, aber überwiegend sympathische Charaktere bietet, mit denen man mitfiebern kann. Inhalt: 3/5 Charaktere: 3/5 Lesespaß: 4/5 Schreibstil: 4/5

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