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Rezension zu
Memory Wall

Einfühlungsvermögen in die Welt des Vergessen,,,

Von: Angela Busch
01.03.2018

Rezension INHALT/KLAPPENTEXT: Unser Leben, unsere Welt werden durch unsere Erinnerungen zusammengehalten. Was geschieht mit uns, wenn wir sie verlieren, und welche Möglichkeiten tun sich auf, wenn andere unsere Erinnerungen wiederbeleben können? Der 74-jährigen Alma Konachek, die in einem Vorort von Kapstadt lebt, widerfährt genau dies. Sie verliert ihr Gedächtnis ... Wie alle Werke Doerrs zeugt auch dieses von der Größe des Lebens – von der geheimnisvollen Schönheit der Fossilien, Wolken, Blätter – von dem atemberaubenden Glück, in diesem Universum zu leben. Die Vorstellungskraft und Sprachmacht, das Einfühlungsvermögen und die Erzählkunst Anthony Doerrs sind unvergleichlich. MEINE MEINUNG: Zitat Seite 93: " Was vor vier Jahren geschehen ist, hat er vor zwanzig Minuten erlebt. Das Leben einer alten Frau wird zum Leben eines jungen Mannes. Der Erinnerungsbeobachter wird zum Erinnerungsbewahrer." Dieser Satz ist bezeichnend für diesen Roman, der so ganz anders ist. Der Autor führt den Leser mit einem sehr sensiblen Einfühlungsvermögen in die Welt des Vergessens, der Erinnerungen, der eine Altersdemenz zugrunde liegt. Ich hatte beim Beginn des Lesen nicht mit einem so unheimlich spannend geschriebenen Buch gerechnet. *Novelle* steht harmlos und klein auf dem Cover. In meinen Augen ist dieser Roman ein echter Spannungs-Thriller und eine Dystopie, die uns das Fürchten lehren kann vor einer Wissenschaft, der wir vielleicht sogar bald in unserer Zukunft begegnen könnten. Der Schreibstil des Autors liest sich absolut flüssig, leicht und beschwingt, vermittelt sofort Atmosphäre und wirkt sehr authentisch mit seinen Protagonisten. Auf einhundertvierundvierzig Seiten bin ich atemlos an der Seite von Alma, Pheko und Luvo nach Kapstadt, auf den Tafelberg und zu seinen alten, kurz unter der Erdoberfläche liegenden Fossilien geflogen. Die Atmosphäre und die Armut der Menschen in den Township werden ebenso bewegend und bunt geschildert wie das Leben der reichen *weissen* Bevölkerung in ihren abgeschotteten Stadtteilen. In einer Gedächtnisklinik setzen Wissenschaftler mit Gumminoppen verschlossene Ports (Eingänge) in die Schädel wohlhabender , alter Menschen und durch sogenannte Stimulatoren werden gespeicherte Erinnerungen abgesaugt , den Alten wie ein Film wieder und wieder vorgespielt und auf Kassetten konserviert. Menschliches Suchtverhalten nach dem Leben der Vergangenheit ist vorprogrammiert . Das klingt für mich sehr gruselig oder seid ihr da anderer Meinung? Wenn Wissenschaftler etwas Neues erfinden oder ausprobieren , sind Missbrauch und/oder Kriminalität nicht weit entfernt. Und doch gewinnen das Leben, das Gute, der Zufall in dieser Geschichte. Sie ist spannend , fordernd, provozierend - gleichzeitig auch von der Weisheit des Alters und einem gelebten Leben geprägt. Alma's Lebenserinnerungen, gestohlen und verkauft! Oder bieten sich durch experimentelle Forschungen die einmalige Chance menschliche , ganz persönliche Erinnerungen für die Nachwelt zu konservieren und durch diese Erkentnisse Altersdemenz zu heilen? Diese Frage beschäftigt mich - was wird möglich sein in naher Zukunft? Ein echtes Überraschungsbuch, welches mir einen unglaublich spannenden Lesetag geschenkt hat. Vielen Dank an den Autor und den btb Verlag für dieses aufregende Rezensionsexemplar! Meine Bewertung: FÜNF ***** grossartige Sterne!

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