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Rezensionen zu
Vor dem Fest

Saša Stanišić

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Sehr anstrengend!!!

Von: Angelika Marquardt aus Bonn

20.10.2023

Mir ist es wahnsinnig schwer gefallen, überhaupt bis zum Ende durchzuhalten und zu lesen. Sowohl der ständige Wechsel der Geschehnisse und auch der Schreibstil machten das Lesen für mich mühevoll.

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Absolut lesenswert

Von: Stines Lesereise

21.09.2021

Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2014 (Longlist) zählt die Lektüre von „Vor dem Fest“ für mich zum Thema Preislistenlesen . Das Buch erzählt auf eine sehr amüsante Weise von der Nacht vor dem Annenfest. Dabei wird nebenbei die Geschichte und Sagen von und um Fürstenfelde in der Uckermark erzählt und ein liebevolles Charakterbild mehrerer Einwohner gezeichnet. Da ist von Geisterkindern die Rede, das Geheimnis der verschwundenen Glocken wird gelöst, Anna wird gerettet und möchte Herrn Schramm retten. Ob ihr das gelingt, möchte ich nicht verraten. Der Showdown von Herrn Schramm und dem Zigarettenautomat ist übrigens eine meiner Lieblingsszenen. Auch die Perspektive der Tiere, hauptsächlich einer Füchsin, findet Raum in dieser herrlichen Geschichtensammlung, die nie den roten Faden verliert. Ein absolutes Lesevergnügen. Backlist trifft Longlist Für gute Bücher ist es nie zu spät. Und über all die Neuerscheinungen darf man die älteren Schätzchen nicht vergessen.

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Deutschland 2014 Vor dem Fest Autor: Saša Stanišić Erscheinungsjahr: 2014, Luchterhand Literaturverlag Genre: "Der Fährmann ist tot, und die anderen Toten wundern sich, was soll ein Fährmann unter der Erde? Er hätte ordentlich im See bleiben sollen und gut. Niemand sagt, ich bin der neue Fährmann. Die wenigen, die verstehen, dass wir unbedingt einen neuen Fährmann brauchen, verstehen nichts von Fähren. Oder davon, wie man Gewässer tröstet. Oder sie sind zu alt. Andere tun so, als hätten wir niemals einen Fährmann gehabt. Die dritten sagen: Der Fährmann ist tot, es lebe der Bootsverleih. Der Fährmann ist tot, und niemand weiß, warum. Wir sind traurig. Wir haben keinen Fährmann mehr. Und die Seen sind wieder wild und dunkel und schauen sich um." (Saša Stanišić, Vor Dem Fest, Luchterhand Literaturverlag) Saša Stanišić macht die deutsche Sprache wieder attraktiv. Ich wollte eigentlich erst Sexy schreiben, aber dann würde ich mich praktisch selbst ins Aus katapultieren, weshalb ich Attraktiv für die wesentlich geschmeidigere Bezeichnung für diesen Roman halte. Eigentlich schon geplant im März, musste ich diese durchaus wichtige Rezension leider auf Anfang April verschieben. Dies soll aber diesen grandiosen Roman nicht schmälern, wenn bei mir die Technik nicht mitspielt. Der Gewinner des diesjährigen Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik galt von vornherein als Geheimfavorit. Das Saša Stanišić dennoch den Preis für sein exotisches wie außergewöhnliches Werk erhält, dürfte eine freudige Überraschung für viele Fans des noch jungen Autors gewesen sein. Mit seinem Erstling Wie der Soldat das Grammofon repariert erntete der talentierte Autor bosnischer Herkunft 2006 viel Anerkennung. Schaut man sich Interviews auf YouTube von Saša Stanišić an, so könnte man den Autor beinahe als schüchtern und zurückhaltend bezeichnen. Ein sehr sympathischer Mann, und wenn man genau hinhört, dann hört man noch den leichten Akzent aus der Heimat. Ein so komplexes Werk wie Vor dem Fest würde man ihm nicht unbedingt zutrauen. Vielleicht denken einige sogar, der Autor sei noch ein wenig Grün hinter den Ohren. Doch all diese Zweifel verpuffen in Rauch sobald man die ersten Zeilen dieser Geschichte liest: "Wir sind Traurig. Wir haben keinen Fährmann mehr. Der Fährmann ist tot. Zwei Seen, kein Fährmann. Zu den Inseln gelangst du jetzt, wenn du ein Boot hast. Oder wenn du ein Boot bist. Oder du schwimmst. Aber schwimm man, wenn die Eisbrocken in den Wellen klacken wie ein Windspiel mit tausend Stäben." (Saša Stanišić, Vor dem Fest, Luchterhand Literaturverlag) Der Beginn dieser Geschichte dürfte verwirrend, seltsam und völlig zusammenhangslos erscheinen. Aber, es ist sofort diese Sprachgewalt, die einen in den Bann dieses Buches zieht. Allmählich, liest man sich durch die ersten Seiten, befreit Saša Stanišić uns aus diesem dichten Nebel und macht uns klar, worum es in dieser Geschichte ungefähr gehen wird, ohne dabei zu viel zu verraten. Er stellt uns die eigenwilligen Protagonisten vor, er bereitet uns auf ein kleines Abenteuer vor. Ein Abenteuer welches in der Uckermark spielt, in einem kleinen, beinahe unscheinbaren Dorf, umgeben von Wäldern und Seen, Fürstenfelde. Ich musste mich natürlich erst einmal informieren, da ich absolut keine Ahnung hatte wo Fürstenfelde überhaupt liegt. Nach meiner Recherche, und ich glaube ich liege richtig damit, gehört dieses idyllische Dörfchen bereits zu Polen und hört dort auf den Namen Boleszkowice (gehörte bis Kriegsende zu Brandenburg). In dieses kleine Dorf entführt uns der Autor, und man kommt sich vor, als würden die Ereignisse in einem ganz anderen Land spielen. In diesem Dorf werden wir auf ein bevorstehendes Fest vorbereitet, welches jedes Jahr, ganz traditionell zum Ende des Sommers, von den Anwohnern veranstaltet wird. In diesem Jahr scheint aber etwas anders zu sein, nicht nur ist der Fährmann des Dorfes verstorben, es geraten auch noch Ereignisse ins Rollen, mit denen keiner der Dorfbewohner je gerechnet hätte. Wer die Rezensionen auf diesem Blog verfolgt, dem wird vielleicht etwas auffallen. Zum einen fehlt das Genre in der Kurzbeschreibung, zum anderen hätte längst etwas zum Inhalt erwähnt werden müssen. An diesen Punkten bin ich jedoch gescheitert. Wieso? Nun, ein Genre will mir partout nicht einfallen, und eine Inhaltsangabe würde nicht nur sämtliche Überraschung nehmen, sondern wäre auch zu komplex und würde den Rahmen dieser Rezension sprengen. Ich möchte es diesmal dabei belassen und am Gesamteindruck wird das selbstverständlich nichts ändern. Aber das sollte nur einmal deutlich machen, wie tiefgründig Vor dem Fest doch ist. Dabei nimmt sich Autor Saša Stanišić niemals zu wichtig. Im Gegenteil. Trotz der vielen unterschiedlichen Schreibstile (von Altdeutsch bis hin zum Modernen Slang der heutigen Jugend) ist die Sprache immer verständlich. Selten hatte ein deutscher Roman in vergangener Zeit so eine Aussagekraft wie Vor dem Fest. Und das ist etwas, was mich wirklich beeindruckt hat. Man muss im komplizierten Umgang mit der deutschen Sprache recht sicher sein, um so etwas zu kreieren. Ein fremdsprachiger Übersetzer hätte hier wahrlich eine Mammutaufgabe vor sich, die Sprache und die Wortspiele halbwegs anständig zu übersetzen. Und da wäre ich bei den Wortspielen angekommen. Zwar steckt die Geschichte, die in Vor dem Fest erzählt wird, in einem ernsten Kern, der herrlich trockene Humor kommt aber nicht einmal zu kurz. Die markanten Charaktere hauen einen Brüller nach dem anderen raus. Tränen gelacht habe ich bei der Rückblende des ehemaligen Oberstleutnant Schramm, die sich in einer Sauna abspielt. Die Situationskomik mit dem usbekischen General Trunov ist genial dargestellt, so genial, dass ich die Szene bildlich vor Augen hatte. Hier ein kleiner Auszug aus dieser recht umfangreichen Rückblende: "In der Sauna hatte er neben Trunov gesessen. Drehte er den Kopf, konnte er Trunovs Schulter riechen. General Trunovs Schulter roch nach der der erfolgreichen Verteidigung eines Brückenkopfs gegen einen dreimal stärkeren Gegner. Schramm roch Steppengras und Pferdeflanken, roch Afghanistan, roch Tänze mit usbekischen Dorfschönheiten." (Saša Stanišić, Vor dem Fest, Luchterhand Literaturverlag) Aber egal ob Oberstleutnant Schramm, Burkhard Imboden oder Lada. Sie alle sind echte Unikate, sie alle haben ihre Klischees so wie wir Deutschen halt unsere Klischees haben. Das macht die absurden Aktionen in dieser Geschichte erst einmal so authentisch. Ohne diesen herrlichen Humor würde Vor dem Fest auch gar nicht so brillant funktionieren. Die eigentliche Stärke in dem Humor liegt aber darin, dass in all den kleinen Geschichten immer auch ein ernster Untertont versteckt ist. Resümee Zwischen Lokalpatriotismus, Heimatverbundenheit, Sky Bundesliga, Sexy Sport Clips und dem feiern von Festen, irgendwo zwischen diesen Kategorien kann man Saša Stanišić "Vor dem Fest" ansiedeln. Der Autor schlüpft hier gleich in mehrere Rollen. Zeitzeuge, Dramatiker, Humorist oder auch Märchenerzähler. All das porträtiert Saša Stanišić in seinem zweiten Roman. Das ist eine beachtliche Leistung, und auch wenn ich die Werke seiner Mitkonkurrenten der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik nicht gelesen habe, so kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass es in diesem Jahr ein außergewöhnlicheres Werk als "Vor dem Fest" gab. Ich gönne Saša Stanišić diesen Erfolg und hoffe, dass er uns noch weiter mit so einer Sprachgewalt begeistern wird. Ich habe den Auslug nach Fürstenfelde in keiner Sekunde bereut. Eine ganz große Empfehlung.

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Von: Alexander Schau

16.09.2014

"Wir sind traurig. Wir haben keinen Fährmann mehr. Der Fährmann ist tot." Hunderttausend Mückeneier pro Quadratmeter Sumpf. Einwohnerzahl: Ungerade. Keine Ausländer, es sei denn, man zählt Rheinländer (1) dazu. Mehr Feuerwehrmänner als Neonazis. Das ist Fürstenfelde in der Uckermark. Es fühlt sich unglaublich schwierig an, eine Rezension zu einem Buch schreiben zu wollen, über das einige Monate vorher schon geschätzt alles gesagt wurde: Im März wurde Saša Staniši?s Roman »Vor dem Fest« mit dem diesjährigen Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet und anschließend in einer Weise durch die Medien jongliert, dass es einemkein Entkommen zu geben schien. Das Beste an der Sache: Ein Heimatroman? Ernsthaft? Und dann auch noch ostdeutsche Heimat? Was zum Henker soll an DDR-Muff und Abwanderung lesenswert sein? "Die Nacht hieß Flut, jetzt ebbt sie ab, schaut her, was sie angespült. Zwischen dem Strandgut wandern wir, ja nicht auf etwas treten!" Ort, Zeit und auch die Handlung selbst sind ziemlich überschaubar: Der Leser ist nur für ein paar Stunden in Fürstenfelde zu Gast, es ist die Nacht vor dem alljährlichen Annenfeste und im Dorf werden die letzten Vorbereitungen getroffen. Frau Kranz hat sich regenfest eingepackt und sich mit ihrer Staffelei und einem kleinen Schnaps ins Moor zurückgezogen, um für die morgige Wohltätigkeitsauktion das nächtliche Fürstenfelde zu malen. Herr Schramm will eigentlich nur Zigaretten holen und sich danach vielleicht noch eine Kugel in den Kopf jagen. Johann wird auf dem Weg zum Glöckner zusammen mit einer alten Flasche Cola light im Haus der Heimat eingesperrt. Anna hat auf dem Weg über die nächtlichen Felder ihr Asthmaspray vergessen und wird von zwei Männern aufgelesen, die nur in Reimen sprechen und unter der alten Eiche mit Totenköpfen Hamlet spielen … So könnte man noch lange weitererzählen, denn Staniši? hat sein semi-fiktives Fürstenfelde bis in den allerletzten Winkel hinein mit pulsierendem Leben gefüllt. Die Figuren sind so unglaublich lebensecht, dass es ein Leichtes ist, sich jeden dieser Charaktere als den eigenen Nachbarn vorzustellen. Ob verschrobener Nostalgiker oder rechtschreibschwacher Dorfprolet: Die Liebe, mit welcher Staniši? seine Figuren greifbar macht, nimmt den Leser sofort gefangen. "Es sind gute Jahre. Wir sind vierhundert mehr als heute. Wir fahren von zwei Bahnhöfen ab und mit fünfzehn Automobilen herum. Der Optimismus zeugt Kinder." »Vor dem Fest« ist letztlich aber viel mehr als nur ein bloßer Heimatroman; das merkt man als Leser sehr früh: Staniši? konzentriert sich nicht nur auf das Jetzt, sondern gräbt gleichzeitig auch tief in der Vergangenheit des Dorfes. Das Motiv des Fährmanns zum Beispiel zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte, und viele der Figuren finden eine Entsprechung in den historischen Passagen. Ja, Staniši?s Roman ist künstlich von der ersten bis zur letzten Seite. Er ist ein wortgewaltiger Kraftakt. Er ist alles andere als bloße Unterhaltung, sondern fordernd und kräftezehrend. Er lebt von seiner treibenden Sprache, die den Leser von Beginn an involviert. Diese Sprache ist hier nicht bloß Mittel zum Erzählen, sondern bricht oft so geballt über den Leser hinein, dass man ihr nicht entkommt. Genau so muss bewegende Literatur sein: Sperrig, kraftvoll und in höchstem Maße befremdlich. »Vor dem Fest« ist der absolute Beweis dafür, was es bedeutet, Bücher zu lesen "Viel Zeit ist seitdem vergangen. Den Pestteufel gibt es nicht mehr. Alle dreizehn Jahre aber, an einem Abend im Herbst, schweigen die Frösche und schweigt der Wind und schweigt das Wasser und hört man ein Keuchen und das Geräusch schwerer Ruderschläge und eine heisere Stimme, die ruft: »Sag, alter Mann, fällt dir das Rudern schwer?«."

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