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Rezensionen zu
Die Erlöser

Nick Cutter

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Noch nie fiel es mir derart schwer, eine Buchrezension zu schreiben. Denn dieses Buch hatte ich gestern gegen 19:00 Uhr fertig gelesen, und gegen 20:00 Uhr erfuhr ich von dem schrecklichen Geschehen an einem Berliner Weihnachtsmarkt. Was hat das eine nun mit dem anderen zu tun? Nun, in dem Thriller „Die Erlöser“ von Nick Cutter geht es schlichtweg um Anschläge und Terrorismus. Ich bin erschüttert über das Gelesene. Denn eigentlich spielt die Geschichte des Buches in der nahen Zukunft, aber das müsste sie gar nicht, denn die Story ist – leider – sehr nah an der Gegenwart und Realität heran. „Die Erlöser“ beschreibt eine Republik, bei der es nur DEN einen Glauben gibt. Und jeder Ungläubige – also Andersgläubige – verstößt gegen das Gesetz. Diese Personen werden eliminiert. Kopfschütteln machte sich in meinem Verstand breit. Der Protagonist Jonah, der eigentlich dem Glauben treu ergeben ist, zweifelt dann irgendwann an den Machenschaften des Staates, was ihm zum Verhängnis wird. Nick Cutter beschreibt das Geschehen so unglaublich anschaulich, dass ich manchmal erschreckenderweise das Gefühl hatte, ich bin in dem Geschehen mit drin. Mich überkam hin und wieder ein gewaltiger Schauer und auch Ekel. Im Gedächtnis sind mir seit dem Lesen die geschundenen Tiere – das ist wahrlich nichts für Zartbesaitete.

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Inhalt: In der Zukunft hat die Kirche die Macht übernommen und sie akzeptiert auch keine Arten von anderen Religionen. Anders Gläubige werden entweder getötet oder weggesperrt. Jonah Murtag arbeitet bei der Polizei und steht hinter der Religion und dem Staat. Bis eines Tages schlimme Anschläge passieren und Jonah hinter einen Berg von Lügen kommt. Meinung: Anfangs hat es mir sehr gut gefallen. Es war mal was anderes und auch sehr spannend. Doch irgendwann wurde es mir zu blutig und barbarisch, was aber gut zu der Aussage der Geschichte gepasst hat. Ich konnte der Geschichte nicht so ganz folgen. Für mich war es jetzt kein Highlight. Dann hat sich mein Freund das Buch geschnappt. Er liest sonst nie. Ihm hat DER ERLÖSER wahnsinnig gut gefallen. Er schwärmte von der Idee und der Umsetzung. Er meinte dass das ein richtiges Buch für Männer sei :) Ich würde dieses Buch allen empfehlen, die mit grausamen Momenten umgehen können und eben an Männer. Vielleicht gleich ein gutes Weihnachtsgeschenk!

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Eine Welt, in der Religion - christliche Religion - alles beherrscht. Sie leitet den Staat, sie kontrolliert die Exekutive - Andersdenke werden in Ghettos abgeschoben, anders Lebende verfolgt. Und mitten drin ist Jonah, der Relegionspolizist, der dafür zuständig ist das alles den vom obersten Prediger vorgegebenen Weg geht. Doch dann erschüttern Anschläge die Stadt New Bethlehem... Das Buch ist beängstigend. Vor allem aber ist es ein Spiegel für eine Gesellschaft, die glaubt, religiöser Fundamentalismus und Terror im Namen Gottes gehe immer nur von den Anderen aus. Cutter übertreibt es in dem Roman immer häufiger, aber wenn man das Buch auch als Spiegel sieht, der aufzeigt was - wenn auch in übertriebener Form - religiöser Fundamentalismus bewirkt, ist es ein fast philosophisches Werk, das Angst macht, nahezu kein Licht am Horizont durscheinen lässt - und leider mit ein paar Schippen weniger noch eindrucksvoller gewesen wäre.

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Unsere Welt in naher Zukunft: Die westliche Hemisphäre wird von religiösem Fundamentalismus regiert. Das Mantra der Neuen Republik lautet: Die Kirche ist der Staat. Jonah Murtag ist ein treuer Staatsdiener. Er arbeitet für die Religionspolizei, die brutal gegen Andersgläubige vorgeht. Alle sogenannten Sünder werden »umerzogen « oder hingerichtet. Als die Republik von einer Serie grausamer Attentate heimgesucht wird, gerät Jonahs Weltbild ins Wanken. Er stellt sich gegen die Republik – und wird zum Gehetzten … (Quelle Amazon) Ich hatte mich unglaublich auf dieses Buch gefreut, nachdem ich von "Die Tiefe" von Nick Cutter so begeistert war. Und auch der Klappentext hörte sich sehr interessant an. Leider hatte ich doch etwas anderes erwartet und habe mir mit dieser Geschichte sehr schwer getan. Die Menschen leben in einer Welt in der so gut wie alles verboten ist und es einen zu einem Staatsfeind macht, wenn man nur die falsche Musik hört oder von irgendwoher noch eine Schmerztablette hat. Wenn Gott uns Schmerzen auferlegt, sollen wie gefälligst damit leben oder uns mit Naturprodukten helfen. Z.B bekommt Jonah im Krankenhaus statt Antibiotika ein verschimmeltes Stück Maisbrot. Das war für mich, die ich schon seit 10 Jahren an starken chronischen Schmerzen leide, besonders heftig. Auch sonst ist eigentlich alles verboten was Spaß macht und Frauen werden nicht viel anders behandelt als im Mittelalter. Das Leben in der Republik ist ein einziger riesen Rückschritt. Es gibt eine Art Polizei, die nur darüber wacht, dass sich alle Menschen gottgefällig benehmen. Homosexuelle und Andersgläubige werden hingerichtet. Am Schlimmsten aber fand ich, dass die Oberen so schreckliche Heuchler waren. Sie lebten in Prunk und mit allem was das Herz begehrt und der Rest der Menschheit soll demütig sein und sich mit dem wenigen zufrieden geben, was ihnen laut der Kirche zusteht. Jonah, um den es in diesem Buch hauptsächlich geht, merkt irgendwann, dass da etwas ganz gewaltig falsch läuft und stellt sich gegen die Republik. Damit ist sein Leben eigentlich so gut wie vorbei. Aber zum Glück steht er nicht ganz alleine da. Ich weiß nicht, warum ich mit dieser Geschichte so gar nicht warm wurde, denn eigentlich hat sie alles was ein spannendes Buch braucht. Aber ich quälte mich teilweise schrecklich. Wäre es kein Rezensionsexemplar gewesen, hätte ich es abgebrochen, aber dann wäre mir ein sehr spannender Schluss entgangen, denn nachdem ich mehr als die Hälfte gelesen hatte, nahm die Geschichte endlich an Fahrt auf. Darum vergebe ich auch 3 von 5 Punkten und bin letztendlich froh, dass ich das Buch zu Ende gelesen habe, auch wenn es mir zu Beginn echt egal war was aus Jonah Murtag und Angela Doe wird. Mit einer Lesempfehlung tue ich mir etwas schwer. Ich denke, man sollte es einfach mal mit dem Buch versuchen, falls einem der Klappentext zusagt. Ich hoffe, dass mich "Das Camp" wieder genauso begeistern kann wie "Die Tiefe". © Beate Senft

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Inhalt: Unsere bekannte Welt wird (wieder mal) von der Religion dominiert. Die eine wahre Kirche hat alle staatlichen Aufgaben übernommen. Statt Bürgermeister haben die Städte jetzt Propheten. Die ehemalige Polizei ist nur noch damit beschäftigt, wider der gültigen Religion handelnde Gruppen aufzuspüren und der Resozialisierung zuzuführen. Zu einer besonderen Einheit gehört John Murtag. Er ist ein mustergültiger Gläubiger und geht ohne Gewissensbisse gegen andersgläubige Gruppierungen wie Scientologen oder Juden vor. Doch es scheint sich eine größere, gezieltere Rebellengruppe zu bilden, die immer wieder Terroranschläge gegen den Staat verübt. Eine Reihe von Geschehnissen lässt Murtag allmählich das bestehende System hinterfragen. Doch hat er eine Chance, gegen die Herrschenden anzukommen? Was kann er tun? Gibt es vielleicht mehr Zweifler, als er denkt? Beurteilung Ich bin ja eigentlich nicht der große Thriller-Leser, aber ein religiöses Thema als dystopischen Hintergrund zu nehmen fand ich eine extrem interessante Idee, deswegen habe ich mich für „die Erlöser“ entschieden. Und siehe da: Dieser Roman ist ab der ersten Seite einfach nur hochspannend. Obwohl es sich um einen Erwachsenenroman handelt, ist die Geschichte sehr leicht und flüssig zu lesen. Keine langatmigen politischen oder religiösen Diskussionen oder Gedankengänge, wie der Klappentext einen befürchten lässt. Nein, keineswegs – eine flüssige Handlung, nicht zu oberflächlich, aber auch nicht zu komplex, so dass es sich sehr angenehm lesen lässt. Bestimmte Ereignisse und Entscheidungen Murtags im Buch lassen einen zwar ein bisschen an seinem gesunden Menschenverstand zweifeln, machen ihn aber auch extrem sympathisch – ich mag seinen Charakter sehr gern, vielleicht weil er weder ein Duckmäuser noch ein Überheld ist, sondern einfach irgendetwas dazwischen, wie die meisten von uns auch. Er versucht sich den Gegebenheiten anzupassen, aber kann sein gutes Herz nicht immer unterdrücken, und irgendwann ist ihm das einfach wichtiger, als dem Regime immer zu gefallen. Leider ist der Blickwinkel in dieser Story räumlich und von den handelnden Personen recht eingeschränkt – für das Verständnis und den Lesefluss gut, wer eine globale Vision einer religionsgeprägten Zivilisation erwartet, wird allerdings enttäuscht. Mich hat es nicht gestört. Eine Geschichte die uns mit bestimmten Erlebnissen John Murtags deutlich vor Augen führt, welche Gefahren für unsere fortschrittliche Welt wir immer noch nicht gebannt haben und wie knapp wir eigentlich nur davon entfernt sind, wieder in mittelalterliche Verhältnisse zurückzufallen. Die Moral ist wohl: Mensch ist Mensch, und die Religion sollte uns egal sein. Eine gute Botschaft, ein spannendes Buch vor einem zeitlos aktuellen und brandheißen Thema, super zu lesen – was kann man mehr wollen? Ich gebe daher 5 von 5 Sternen.

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Satirische Überspitzung. Ein hervorragender Autor - Das Camp und Die Tiefe seien hier wärmstens empfohlen - der eine erschreckend realistische Zukunft entworfen hat, mag sie auf den ersten Blick auch noch so absurd erscheinen. Die Verschmelzung von religiösem (christlichen) Fanatismus und einem politischen Faschismus bilden eine Albtraum von Gesellschaft, die mit überdeutlicher Grausamkeit Gespenster der Vergangenheit heraufbeschwört. Der größte Witz des Romans ist allerdings - sein Unterhaltungsfaktor! Das Buch ist spannend geschrieben, erzählt eine Geschichte, die in den Bann zieht und liefert Momente der Absurdität, über die man lauthals lachen kann. Ich mag Nick Cutter. Er schreibt großartig, wird von einem Übersetzer betreut, der den Autor offenbar versteht und auch den feineren Witz gekonnt überträgt - großartig. Ah - das Cover. Es ist treffend und witzig, aber nicht sonderlich ansprechend. Bloß nicht davon abschrecken lassen, dahinter steckt ein wirklich guter Roman!

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Jonah Murtag ist ein treuer Diener des Kirchenstaates und Mitglied einer Einheit der Religionspolizei in New Bethlehem, welche Andersgläubige rigoros verfolgt. Egal ob Sektenanhänger oder Gläubiger einer der früheren Weltreligionen, in der reformierten Gesellschaft der fundamentalistischen Republik hat man sich entweder anzupassen oder man gilt als Gegner des Glaubens, der erbarmungslos ausgemerzt werden muss. Eigentlich hat sich der Gefolgsmann mit seinem recht gleichförmigen Leben arrangiert, welches aus Einsätzen gegen Andersgläubige, Papierkram und der rituellen Opferung zur Reinwaschung von den begagnenen Sünden besteht. Selbst seine Zuneigung zu seiner Kollegin Angela Doe ist eher unterschwellig vorhanden, als dass er ihr aktiv nachgeben würde, da derlei für Unverheiratete als nicht statthaft gilt. Als John Murtag jedoch den Spezialauftrag erhält, die Tochter des Glaubensführers der Stadt in einen angesagten In-Club zu begleiten, geschieht eine Katastrophe und die Schuld dafür wird Murtag angelastet. Niemand will ihm eine wichtige Beobachtung glauben, und als er nach langen Verhören wieder in den Dienst der Religionspolizei aufgenommen wird, muss er in einer Anschlagsserie ermitteln, die immer weniger Sinn zu ergeben scheint – und die Uhr tickt, da die Regierung damit beginnt, die scheinbar abtrünnig gewordene Stadt New Bethlehem mit selbst initiierten Plagen zu vernichten … Das Setting der Story war der Grund, warum ich mich darum bemüht habe, dieses Buch als Rezensionsexemplar in die Finger zu bekommen, da Nick Cutter recht geschickt mit dem Gedanken des ‚was wäre wenn‘ spielt, bei dem sich eine rücksichtslose Ausprägung des christlichen Glaubens gegenüber allen anderen Glaubensrichtungen durchgesetzt hat. Lebensansichten anderer Kulturen werden hier brutal unterdrückt, der Glaube hat in jedem Detail des Lebens Einzug gehalten, seien es Hallelujah-Energydrinks mit einem gewissen Extra, Läden, in denen man Opfertiere für die Reinwaschung von größeren und kleineren Sünden nach Feierabend kaufen kann oder der allgegenwärtige Kreuzewald auf den Dächern der Stadt New Bethlehem, welche der Hauptschauplatz der Erzählung ist. Schon nach den ersten Seiten, die von der »Großen Säuberung« berichten, einem Ereignis, bei dem sich die christliche Mischreligion schließlich durchgesetzt und in Pogromen Andersgläubige schlichtweg ausgerottet hat, giert man geradezu nach weiteren Details, welche das Setting weiter beleuchten und mit mehr Leben erfüllen. Dass es dem Autor gelingt, diese nur häppchenweise zu servieren, hält das Interesse an der Welt über eine lange Zeit hinweg wach und lässt die Entwicklung noch drastischer erscheinen. Über die gesamte Erzählung hinweg verfolgt man das Geschehen aus der Perspektive von John Murtag, dessen loyale Pflichterfüllung nach und nach zu schwanken beginnt und damit aus der Ecke eines puren Befehlsempfängers heraustritt. Zu seinem rigoros von Glaubenssätzen bestimmten Leben passt auch, dass er sich über viele seiner Wünsche und Träume nicht so recht klar zu sein scheint und diese erst im Laufe der Erzählung deutlicher zutage treten; man kann somit den gehemmten, durch äußere Umstände und Erziehung beschränkten Mann, der sich aus diesen Fesseln zu befreien beginnt, als sein Erkenntnisprozess einsetzt, sehr gut nachempfinden. Gerade die doch vielfach stumpfe, trockene Art Murtags, seine Umwelt und die sich daraus ergebenden Ereignisse zu betrachten, empfand ich beim Verfolgen der vielen, recht blutigen Actionszenen und sich überstürzenden Entwicklungen als interessant, da man als Leser automatisch irgendwann damit beginnt, seine Lebenseinstellung in Frage zu stellen. Man möchte manches Mal schreien und John Murtag schütteln, um ihn zu einer Handlung oder zumindest Widerstand zu bringen, doch letztendlich gelingt es der Hauptfigur selbst, diesen Schritt zu tun. Die Story selbst ist eine konstante, recht geradlinige Entwicklung mit einem hohen Actionanteil, deren Konsequenzen jedoch aufgrund der gewählten Erzählperspektive nur nach und nach für den Leser sichtbar, sodass man erst im Nachhinein wirklich alles sortiert bekommt. Daher entstehen beim Durchlesen einige Durststrecken, bei denen sich scheinbar ein blutiges Event an das andere zu reihen scheint, sodass dieses erzählerische Mittel irgendwann abstumpft und an dramatischer Wirkung verliert. Hier hätte etwas mehr Abwechslung sicherlich gut getan, vielleicht auch Rückblenden auf die Geschichte der Republik und die genaueren Umstände, durch welche die Kirche ihren Erfolgskurs beginnen konnte. Trotz dieses Mangels hat mich die Story jedoch auch dank Cutters eindringlichem Schreibstil gepackt und dafür gesorgt, dass ich dieses Buch wie im Rausch durchgelesen habe. Gerade die Möglichkeit, aus Murtags nüchternem Blick heraus zu entdecken, wie verrottet und kaputt die scheinbar perfekte Gesellschaft im Grunde ist und auch die Hintergründe zu erkunden, warum dies geschehen konnte, hat mich nachhaltig bei der Stange gehalten und schließlich mit dem Gefühl zurückgelassen, dass mir das Buch viel zu kurz vorkam. Das offene Ende unterstützt dabei dieses Empfinden noch, da durchaus mehrere Varianten möglich wären, bei denen der Leser aufgrund des vorgestellten Weltenmodells selbst entscheiden muss, welche ihm am wahrscheinlichsten erscheint. Überlegt man, wie viel Gewicht die Religionsdebatte nach wie vor in unserem täglichen Leben einnimmt und dass sich Sekten wie der IS ein eigenes Einflussgebiet erobert haben, wirkt der Weltentwurf von Nick Cutter besonders aktuell und bitter. Seine Variante einer allmächtigen, christlichen Religion, welche in ihrer Bigotterie und unterschwelligen Ungleichheit sehr nahe an amerikanischen Verhältnissen zu sein scheint, gewinnt damit deutlich an Tiefe und Schrecken und lässt ‚Die Erlöser‘ zu einem Buch werden, bei dem man am Ende froh ist, dass sich unsere reale Welt noch nicht in diese Richtung entwickelt hat. Fazit: Erschreckender, spannender Thriller-Dystopie-Mix in religiösem Umfeld. Acht von zehn möglichen Punkten.

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Religiöser Fundamentalismus. Da hat man mich zumindest schon so weit, dass mir sofort der Islam in den Kopf springt. Dabei gibt es auch christliche Fundamentalisten. Menschen, die die Evolution anzweifeln, wissenschaftliche Erkenntnisse nicht akzeptieren oder eben auch andere Religionen nicht akzeptieren. Nick Cutter hat nun in seinem Buch ein Szenario entworfen, in dem sich der christliche Fundamentalismus in der Zukunft durchgesetzt hat. Kirche und Staat sind untrennbar verwoben. Um das Gesetz zu wahren, gibt es Polizisten, Ermittler und ebens auch Gefolgsleute, eine Sondereinheit von Ermittlern gegen Religionsverbrechen. John Murtag ist einer von ihnen, der Teamleiter von Garvey und Angela Doe, der einzigen Frau in der Truppe, der man nachsagt, dass sie nur mit guten Verbindungen den Job bekommen hat. Andersgläubige, aber auch Gläubige, die sich der Bibel oder den Gesetzen gegenüber falsch verhalten, werden in Camps und Heimen umerzogen oder gleich hingerichtet und - die Hinrichtung ist die bessere Alternative. Als eine Reihe von Selbstmordattentaten geschieht, unter deren Opfern auch die Tochter des Propheten ist, scheint die Welt Kopf zu stehen, denn die Attentäter sind keine Moslems, keine Mormonen, keine Scientologen – es sind Christen. Ein außerordentlich spannendes und interessantes Szenario, welches der Autor hier aufbaut. Wir befinden uns in der Zukunft, sind aber näher am Mittelalter als man meinen möchte. Technische Fortschritte sind kaum verfügbar, dafür gibt es Geschäfte, in denen man Opfertiere erwerben und gleich opfern kann, damit die Sünden gesühnt und die Seele wieder rein ist. Es herrschen klare Strukturen und Vorgehensweisen, die Andersgläubigen müssen umgestimmt werden, aber auch abtrünnige Gläubige wieder auf den rechten Weg gebracht werden. Ermittlungen sind nur in begrenzten Rahmen möglich, die technischen Möglichkeiten fehlen, die Städte sind nicht vernetzt, die Zeitungen geschwärzt, jede Stadt hat seinen eigenen Propheten. Aber letztendlich ist das gar nicht so wichtig, denn wer nicht gläubig ist hat grundsätzlich etwas falsch gemacht. Beweise sind da irrelevant. „Vor der Gründung der Republik stand das Kürzel CSI für Crime Scene Investigation, inzwischen jedoch für Christian Science Investigation. Die Forensik wurde als ketzerisches Fachgebiet verfemt, weil sie die Existenz von Dinosauriern und Ähnlichem beweisen konnte. Die Ermittler der Christian Science Investigation hingegen durften nur eine Lupe benutzen und ihre Schlussfolgerungen ziehen.“ (S. 35) Leider hat der Autor das erschreckende Zukunftsbild dann in einen Jahrmarkt verwandelt. Der Prophet gemeinsam mit der Unbefleckten Mutter und dem Heiligen Kind entpuppen sich als früher umherziehende Wanderpredigershow, das Heilige Kind als Missgeburt – natürlich aber nur für John Murtag, alle anderen Gläubigen werden weiterhin getäuscht. Dann tauchen die Fünflinge auf – fragt mich nicht, was die sind, aber sie sorgen für viel Gewalt und Blut – und das ganze bekommt durch diese Fünf (wobei – warum auch immer – einer fehlt) noch einen fantastischen Touch. John Murtag, der Protagonist, erscheint mir kalt und unnahbar, einzig seine beginnende Marotte jedes übrig gebliebene Opfertier oder dann auch mal ein ungläubiges, junges Mädchen aufzusammeln, macht ihn sympathisch und zeugt von seinem Umdenken in der festgezurrten Struktur. Die Stadt wird nieder gemacht, alle sterben und da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor. Ich hab so gar keine Ahnung, was das Buch mir sagen wollte. Schade – dabei hatte es doch so gut angefangen. Fazit: Ein anfänglich spannender und interessanter Blick in die Zukunft, der dann ins Absurde abdriftet und sich in eine Freakshow verwandelt, mit viel Gewalt und Blut und Morden. Gute Idee – mangelhafte Ausführung.

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