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Rezension zu
Bösland

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

„Bösland“ von Bernhard Aichner

Von: Bücherserien.de
20.10.2018

Das Leben des zehnjährigen Ben erhält ein einschneidendes Erlebnis, als er auf dem Dachboden seines Hauses seinen Vater erhängt auffindet. Bei diesem Dachboden handelt es sich um das Bösland, in dem sein Vater ihn immer wieder auf brutalste Weise misshandelt und verprügelt hat. Drei Jahre später gibt es die nächste furchtbare Begebenheit für Ben, als auf eben diesem Dachboden eine Mitschülerin tot in seinen Armen gefunden wird. Ben soll mit einem Golfschläger auf sie eingeschlagen und sie getötet haben. Er kommt in die Psychiatrie, wo er mit Hilfe seiner Therapeutin versucht, ein halbwegs normales Leben zu führen. Als er nach dreißig Jahren entlassen wird, passiert erneut ein Mord. Doch Ben ist überzeugt davon, dass er damit nichts zu tun hat. Auf dem Dachboden seines Elternhauses beginnt er, sich seiner Vergangenheit zu stellen und entdeckt dabei altes Filmmaterial. Der österreichische Schriftsteller Bernhard Aichner ist einer der ungewöhnlichsten deutschsprachigen Krimi- und Thrillerautoren. Der Durchbruch gelang ihm mit der Totenfrau-Trilogie, die aufgrund ihrer minimalsten Stilistik (knappe Dialoge, extrem kurze Sätze, so gut wie keine Beschreibungen) sicher mehr als unkonventionell zu lesen war und die den Stil von Bernhard Aichner nachhaltig geprägt hat. In seinem neuesten Roman „Bösland“ bleibt er diesem Schreibstil grundsätzlich treu, auch wenn es signifikante Veränderungen gibt. Seine stakkatomäßige Art des Erzählens behält er bei, obwohl die Sätze deutlich strukturierter wirken und die Anzahl der Einwortsätze drastisch abgenommen hat. Neu ist, dass Handlung und Wortwechsel nicht nur durch Gedankenstriche getrennt werden, sondern das dies kapitelweise vorgenommen wird. In abwechselnder Form agiert ein Erzähler, der auf Gedanken und Beschreibungen eingeht. Dann kommen im folgenden Kapitel Dialoge zum Einsatz. Dieser stetige Wechsel, der sich besser liest, als die Mischung bei der Totenfrau-Trilogie, sorgt für einen überaus interessanten Mix, dem man sich nur schwer entziehen kann. Der Plot von „Bösland“ mag konstruiert wirken, doch man darf nicht vergessen, dass es sich immer noch um einen Roman handelt. Und das, was Bernhard Aichner hier konstruiert hat, unterhält ausgezeichnet. Jedes Mal, wenn der Leser denkt, schlimmer kann es kaum werden, legt der Autor eine weitere Schippe drauf und zieht den Leser in ein Konglomerat aus Macht und Abgründen. Dabei ist es nicht nur Ben, sondern vor allem sein Freund Felix Kux, der eine wichtige Rolle in diesem Roman spielt. Und der jetzt, dreißig Jahre nach den damaligen Ereignissen, keinerlei Interesse an seinem alten Gefährten hat. Das Personal der Geschichte ist recht überschaubar gehalten, was für eine zusätzliche Verdichtung der atmosphärischen Spannung sorgt. Mein Fazit: An diesem Roman von Bernhard Aichner werden sich einmal mehr die Geister scheiden. Wer keinen Zugang zur reduzierten Stilistik des Autors bekommt, wird „Bösland“ sicher recht schnell zur Seite legen. Wer mit der Art des Erzählens keinerlei Probleme hat, wird allerdings mit einem hochspannenden und durchdachten Psychothriller belohnt, der mit überzeugenden Charakteren aufwarten kann und der sich aus der breiten Masse deutschsprachiger Thriller positiv hervorhebt.

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