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Rezension zu
Mademoiselle Marie hat von der Liebe genug

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Nette Unterhaltung für Zwischendurch

Von: Marie
28.10.2018

Nachdem ihr Freund sie betrogen und aus der gemeinsamen Wohnung geworfen hat, ist Marie Lavigne am Boden zerstört. Und als ihr Chef sie dann auch noch vor der gesamten Belegschaft demütigt, weiß Marie vor allen Dingen eins: sie muss der Männerwelt abschwören und somit jedwede Quelle ihres Unglücks vernichten. Doch natürlich kommt es immer anders als man denkt und als Marie mysteriöse Briefe von einem heimlichen, unbekannten Verehrer bekommt, wendet sich das Blatt... Nette Geschichte mit unausgeschöpftem Feel-Good-Potenzial Französische Literatur ist irgendwie eigenwillig – ob das nun an der Übersetzung oder schlichtweg am Stil französischer Schriftsteller liegt, habe ich bisher noch nicht herausgefunden, allerdings ist sie entweder schrullig-herzerwärmend oder total skurril. Mademoiselle Marie hat von der Liebe genug ist eine Mischung aus beidem und sicherlich eine nette Lektüre für Zwischendurch, mehr aber auch nicht. Die Geschichte hätte ziemlich niedlich werden können, eine richtige Feel-Good-Story, wenn so einige Details nicht gewesen wären. Leider waren sie da und leider haben sie dafür gesorgt, dass die Geschichte um Marie und die Männerwelt ziemlich konstruiert wirkt und wenig Lesernähe bietet. Irgendwie süß ist das Buch aber doch… Zunächst kann man sagen, dass die Handlung ziemlich vorhersehbar ist. Wer der mysteriöse Briefeschreiber sein könnte, weiß man als Leser schon von Anfang an, auch wenn Legardinier ständig versucht, falsche Fährten auszulegen, die er dann schließlich auflöst. Generell wirkt so alles ein wenig konstruiert, die Figuren sind flache Stereotypen, die einen einfach kaum erreichen können und die Dialoge wirken gestelzt und schlicht unecht. Protagonistin Marie beispielsweise wird nach der Trennung von Hugues aus der gemeinsamen Wohnung geworfen und bekommt dann durch Zufall für ein Jahr quasi kostenlos eine unheimlich große und teure Wohnung in einem luxuriösen Wohnviertel, in dem alle nett und gemeinschaftlich sind. Auf der Arbeit wird sie in einer brenzligen Situation von dem stillen Mauerblümchen ,das sie vorher war, plötzlich zur Löwin und beweist ungewöhnlich viel Mut und Rückgrat, was allerdings so prompt geschieht, dass es unglaubwürdig wirkt. Unstete Figuren, gestelzte Dialoge und konstruierte Situationen Generell ist Marie eine ziemlich unstetige Protagonistin, die einerseits unheimlich naiv wirkt, in ihrem Kopf die merkwürdigsten Szenarien zerdenkt und von einem Tag auf den anderen mit allen gut zurecht kommt. Sie ist gleichzeitig sehr überlegt und impulsiv und irgendwie nimmt man ihr diese Eigenschaften nicht richtig ab. Das gilt leider auch für alle anderen Figuren, deren Beziehungen zueinander sich so schnell und unvorhersehbar entwickeln, dass man keine Zeit hat, sich einzufühlen, was schließlich dafür sorgt, dass man nicht wirklich mit ihnen mitfiebern kann und sie einem tatsächlich sogar relativ gleichgültig sind. Zudem werden einige Konstellationen nicht aufgelöst (zum Beispiel die Sache mit Tanya und ihrer Katze), was schade ist und dem Buch sicherlich mehr Tiefe gegeben hätte. Man merkt, dass Legardinier diese Tiefe oft hineinzubringen versucht, indem er beispielsweise Krankheiten wie Alzheimer oder Familienbeziehungen anspricht, diese jedoch so schnell wieder fallen lässt, als wären sie gar nicht da gewesen, dass diese Versuche ständig nach hinten losgehen. Schade! Die Situation mit Marie und ihren Briefen ist keine neue Idee und wird leider auch nicht sonderlich originell umgesetzt. Tatsächlich fand ich den Inhalt der Briefe ziemlich merkwürdig und anmaßend – würde ich solche Briefe bekommen, hätte ich vermutlich eher Angst, als dass sie mir schmeicheln würden. Der Briefeschreiber selbst hat nur wenige Auftritte und sein Kontakt zu Marie hält sich auch zum Ende hin sehr in Grenzen – ihre Gefühle zueinander kann man daher auch bis zum Ende überhaupt nicht verstehen, auch wenn ein paar Szenen sicherlich niedlich sind. Aber niedlich reicht nun einmal nicht aus, nicht einmal für eine nette Unterhaltungslektüre. Mademoiselle Marie hat von der Liebe genug ist eine nette Geschichte. Mehr aber auch nicht. Der Handlung fehlt es an Tiefe und Substanz, die Figuren sind blass und die Beziehungen untereinander unverständlich. Das Buch hätte einiges an Potenzial gehabt, schöpft aber leider nichts davon aus. Wer auf der Suche nach einer netten und sehr kurzweiligen Unterhaltung ist, kann sich das Buch anschauen, allerdings gibt es so viel schönere Bücher, die dieses Bedürfnis eindeutig besser erfüllen können. Eckdaten Goldmann Verlag / 8,99€ / 448 Seiten / Ça peut pas rater (OT) / Karin Ehrhardt (Übers.)

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