Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Sprechen wir über Eulen - und Diabetes

Fazit: Auch wer bislang Sedaris' Kosmos noch nicht kennt, findet in "Sprechen wir über Eulen und Diabetes" schnell einen Zugang zu seiner Welt.

Von: Sabine Engel
18.03.2015

In seinem neuesten Band mit 26 zum Teil absurden Alltagsgeschichten entführt Sedaris die Leser unter anderem in den australischen Busch, wo allerlei Getier verborgene Ängste und längst verdrängte Erfahrungen in ihm aufleben lässt; er erzählt von einer durchzechten Nacht mit wildfremden Alkoholikern im Zug von Chicago nach New York, weiht ein in die Geheimnisse der französischen Kieferchirurgie und in die Abgründe des britischen Handwerkertums, verrät seinem präpotenten Patenkind, wie Tagebuchschreiben funktioniert und wozu es gut ist. Sedaris' Stil ist tagebuchähnlich, und tatsächlich ist er auch ein passionierter Tagebuchschreiber, der seine und die Erlebnisse seiner Umwelt akribisch festhält, gleichsam seziert. Ich mag seine Schreibe, die sich selbst wichtig nimmt und gleichzeitig auch wieder nicht. Sedaris hat selten Scham, sich und seine Umwelt in Geschichten der Lächerlichkeit preiszugeben. Gleichzeitig ist ihm bewusst, welchen Stellenwert seine Geschichten (und seine Tagebücher) für die Nachwelt haben: Sie sind belangloses Zeug. Das ist etwas, das wohl jeder Tagebuchschreiber, jede Tagebuchschreiberin nachvollziehen kann. Wie in den Büchern zuvor, schildert Sedaris in kurzen Geschichten aus unterschiedlichen Perspektiven seine Beobachtungen des amerikanischen oder europäischen Alltags und Erlebnisse seiner zahlreichen Reisen. Ob er seine Kindheit aufarbeitet – die Hölle eines amerikanischen Vorortes –, seiner Jugend nachspürt – der Versuch, der Hölle durch haarsträubende Jobs und persönlichkeitsverändernde Drogen zu entkommen – oder sich über sein Leben im englischen Wahlexil wundert: Sedaris’ Beobachtungen und Erinnerungen sind immer präzise, gelegentlich überraschend und komisch. Oft bleibt mensch aber auch das Lachen im Halse stecken, nimmt eine Geschichte eine tragikomische Wendung. Teilweise gehen die Geschichten abrupt zuende, so, als wenn der Autor nun auch nicht mehr weiß, was er eigentlich sagen möchte, oder die erforderliche Wortzahl erreicht hat und einfach aufhört zu schreiben. Das finde ich verstörend. Und als Dichter ("Sprechen wir über Eulen und Diabetes" endet mit einem Gedicht) gefällt Sedaris mir auch nicht, aber ich denke, damit können wir beide leben. Fazit: Auch wer bislang Sedaris' Kosmos noch nicht kennt, findet in "Sprechen wir über Eulen und Diabetes" schnell einen Zugang zu seiner Welt, selbst in der deutschen Übersetzung von Georg Deggerich (wenngleich ich die Übersetzungen von Harry Rowohlt noch immer am Liebsten habe).

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.