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Rezension zu
Die Frau, die frei sein wollte

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein Plädoyer für alle Frauen, die unter häuslicher Gewalt leiden...

Von: Nicolotta
16.12.2018

Das Buch „Die Frau, die frei sein wollte“ von der Autorin Hera Lind ist 2018 im Diana-Verlag erschienen. Es beruht auf einer wahren Begebenheit und erzählt die Geschichte der jungen Türkin Selma, die kurz vor ihrer Hochzeit mit ihrer Jugendliebe Ismet von Orhan, dem seinerzeit abgelehnten Bräutigam, entführt wird. Damit beginnt für Selma ein Leidensweg, der sie für lange Zeit den Glauben an sich selbst, an ihre Familie und an das Leben verlieren lässt. Selma ist die Hauptprotagonistin des Buches und erzählt in der Ich-Perspektive. Die weiteren Personen, geben den Rahmen der Geschichte und werden nicht weiter vertieft. Die Handlung spielt zwischen 1966 und 2013. Die Autorin springt in der Zeit immer wieder vor und zurück, um für den Leser nach und nach immer mehr Hintergründe aufzudecken. Dies tut der Lesbarkeit des Buches aber keinen Abbruch und man kann der Handlung gut folgen. Selma wächst in einer nach außen hin modernen türkischen Familie auf, wird aber immer klein gehalten, was durch ihren Kosenamen „Spatzenhirn“, der sich wie ein roter Faden durch das Buch zieht, verdeutlicht wird und ihre Stellung/Wertschätzung innerhalb der Familie symbolisiert. Sie hat wenig Selbstvertrauen und sucht die Schuld für ihre Situation bei sich, wodurch sie handlungsunfähig wird und niemanden wirklich um Hilfe bittet. Alle ahnen zwar etwas von dem Martyrium, das sie in ihrer Ehe erlebt, aber lassen sich mit Lippenbekenntnissen abspeisen und unternehmen nichts, teilweise aus Angst, aber insbesondere aufgrund von traditionellen Vorstellungen, denn Selma's Familie, insbesondere ihr Vater, gibt sich zwar vordergründig modern, ist aber tatsächlich noch traditionellen, erzkonservativen Verhaltensmustern verschrieben. Nach der Geburt ihrer Tochter Elif erlangt Selma mit Hilfe ihres älteren Bruders Cihan nach und nach wieder etwas Selbstständigkeit und Selbstvertrauen, was ihre Situation aber nur noch verschlimmert, da Orhan befürchtet, die Kontrolle über sie zu verlieren. Die Situation eskaliert... An dieser Stelle will ich nicht zu viel verraten, nur soviel, dass hier der Wendepunkt der Geschichte ist und Selma nach und nach zu sich selbst findet, wobei aber noch ein langer und steiniger Weg vor ihr liegt. Selma's Geschichte steht stellvertretend für die vielen Fälle von häuslicher Gewalt und Demütigung von Frauen, die es leider immer noch gibt. Die Autorin bedient sich bei der Erzählung sämtlicher Klischees, aber auch, wenn nur ein Teil davon in der Realität stattfindet, dürfen wir davor nicht die Augen verschließen. Das Buch regt in jedem Fall zum Nachdenken und Überdenken der eigenen Haltung an. Wenn alle weniger gleichgültig wären und stattdessen zuhören, hinsehen und entschlossen handeln würden, wären Frauen wie Selma nicht auf sich allein gestellt und würden leichter „den Weg in die Freiheit“ finden.

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