Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Dunkelsprung

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Parasitoid: Dunkelsprung – Leonie Swann

Von: Buchmacherin
25.03.2015

Wann mir Dunkelsprung – Vielleicht kein Märchen von Leonie Swann aus dem Goldmann Verlag das erste Mal aufgefallen ist, weiß ich gar nicht mehr. Was ich weiß ist aber, dass ich es unbedingt lesen wollte. Nicht nur das Cover ist wunderschön, auch die skurille Geschichte versprach ein unvergleichliches Abenteuer. Über das Random House Bloggerportal erhielt ich dann die Gelegenheit, dieses wundervolle Werk rezensieren zu dürfen. Vielen lieben Dank! Was soll ich sagen, es ist speziell und unfassbar gut. [Bild vom Cover] Darum geht’s: Julius Birdwell, Goldschmiedemeister, Flohdompteur und unfreiwilliger Einbruchkünstler, wünscht sich nichts sehnlicher, als endlich eine ruhige, unbescholtene Existenz führen zu können. Doch als seine Flohartisten einem plötzlichen Nachtfrost zum Opfer fallen und die geheimnisvolle Elizabeth Thorn in sein Leben tritt, überstürzen sich die Ereignisse. Ein Magier wird ohnmächtig, eine alte Dame macht sich in einem gestohlenen Lastwagen davon, ein Detektiv mit Konzentrationsstörungen findet zu einem ungewöhnlichen Haustier, und Julius sieht sich auf einmal mit existentiellen Fragen konfrontiert: Wie befreit man eine Meerjungfrau? Wie viele Flöhe passen auf eine Nadelspitze? Und warum ist das Leben trotz allem kein Märchen? Julius bleibt nichts anderes übrig, als sich weit über den Tellerrand seiner Welt hinauszulehnen und den Sprung ins Unbekannte zu wagen. Ein phantastisches Abenteuer beginnt … Wünschen wir uns nicht alle bei Zeiten, dass hinter der kalten, rauen Realität etwas lauert? Etwas, das zu scheu ist, um unter den desillusionierten, mit Verstand durchtränkten Blick des Menschen zu treten. Ob wir uns nun ins Wunderland träumen, nach Hogwarts oder – die ganz Mutigen unter uns – nach Panem – Wir alle wünschen uns eine Prise Magie in unserem trüben Alltag. Leonie Swanns Dunkelsprung entführt uns in genau so eine Welt, in der alles möglich ist, in der auch die verrücktesten Menschen und verschmähte Tiere zu Helden werden können. In dieser Welt werden die Grenzen zwischen Gut und Böse, Fakt und Fiktion aufgesprengt und die Türen zu einer neuen Wahrnehmung geöffnet. Was sich ergibt ist ein bunter Strauß voll märchenhafter, spannender und tiefgründiger Poesie. Schon mit ihren Schafkrimis hat Leonie Swann Protagonisten geschaffen, die sich vom Mainstream abheben. Auch in Dunkelsprung begegnen uns Persönlichkeiten, die ihresgleichen suchen. Sie sind liebevoll ausgestaltet, herrlich skurril und nicht immer ganz bei Verstand. Ein kauziger Julius Birdwell erzählt uns seine Geschichte, die märchenhaft anmutet, aber doch die Pfade des Vertrauten verlässt und in neue Bereiche vordringt. Als Julius’ heißgeliebtem Flohpalast ein frostiges Unglück zustößt, ist er am Boden zerstört. Die Verzweiflung treibt ihn auf das Geländer einer Brücke. Natürlich will er nicht springen. Natürlich ist er noch nicht lebensmüde. Aber wie es das Schicksal so will stürzt er in die eisigen Tiefen. Von da an vollzieht die Geschichte einen gefährlichen Drahtseilakt zwischen kalter Vernunft und schillernder Phantastik. Vielleicht ist alles Kommende eine Art Traum, vielleicht aber auch erschreckend wahr, betrachtet durch die Augen eines Feinfühligen. Manchmal weiß man nicht was unheimlicher, was unwahrscheinlicher ist: eine gehörnte Frau aus der Welt der Fabeln oder ein scheinbar schizophrener, der vor sich selbst und seinen Wahnvorstellungen davon rennt. Als Leser muss man sich für all die Absonderlichkeiten und Skurrilitäten öffnen, sonst findet man keinen Spaß an dieser Geschichte. Wenn man sich aber darauf einlässt, dann begegnen einem viele spannende Episoden, mit gewitzten Kleinkriminellen, scheuen Fabelwesen und stolzen Flöhen. Bei Leonie Swann ist nichts unmöglich und gerade das macht Dunkelsprung zu einem spannungsgeladenen aberwitzigen Ritt ins Unbekannte – oder sollte man besser Sprung sagen? Denn Flöhe als wesentlicher Bestandteil des Cast sind doch mal was Neues. Wer mag, außer mir, schon gerne Parasiten, die man zu allem Überfluss auch noch kaum sieht? Hier zeigen sich die Flöhe von einer ganz anderen Seite, wie im Märchen üblich können sie sogar sprechen, allerdings nur mit Julius. Leonie Swann ist es hier gelungen, den Flöhen eine ganz spezielle Charakterzeichnung zu verleihen. Auf der einen Seite sind die Flöhe natürlich blutsaugende Parasiten, aber auf der anderen Seite auch sehr stolze Künstler und ihrem Flohzirkusdirektor gegenüber sehr loyal. Das muss man einfach gelesen haben. Man hat keine andere Wahl als sich in diese liebevoll gestalteten Charaktere zu verlieben. Sie alle, ob Mensch, Tier oder Fabelwesen, wirken wie Grenzgänger, deren einziger Wunsch ein unbeschwertes freies Leben ist, die durch ihre Art aber immer wieder anecken und teils verrückte Entwicklungen durchmachen. Häppchenweise durchwandert der Leser die unterschiedlichen Perspektiven und dringt dabei immer tiefer ein in ein Dickicht aus Illusionen und spärlich gesäten Lichtungen der Klarheit. Dunkelsprung ist ein Plädoyer für die Andersartigkeit, für die Fantasie im Alltag und an den Mut, auch mal etwas zu wagen. Jeder kann ein Held sein. Leonie Swann hat einen ganz besonderen, zauberhaften Schreibstil, der der unruhigen Handlung den Anstrich einer idyllisch märchenhaften Ruhe verleiht. Stellenweise philosophisch, aber immer hoch poetisch, entzieht sie dem Stoff die zeitliche Verankerung. Dunkelsprung ist so zeitlos wie ein Märchen, würden nicht hin und wieder moderne Gerätschaften erwähnt. Besonders die Kombination prunkvoller, naturalistischer Adjektive und Attribute mit surrealistischen Elementen konnte mich verzaubern. In Dunkelsprung hat man den Eindruck, dass sogar einfachste Gebrauchsgegenstände beseelt sind, weil der Schreibstil so lebendig und einzigartig ist. Das Buch selbst scheint lebendig und gewillt mich mit allerlei Koketterie in seinen Bann zu ziehen. Am Ende ist es vielleicht doch nur ein Märchen über den Aufstieg eines Flohdirektors und seiner Stars. Aber vielleicht … ganz vielleicht … ist es ja doch noch viel mehr! Blick in den Flohpalast: “Aber dann … Wasserpflanzenhaar, ein plätscherndes Lachen, ein fließender Kuss. Er hatte sich Nixen immer blau vorgestellt, karibikblau und glitzernd, aber sie war dunkel wie ein Fluss im Winter, moorig, moosig und tief, unendlich glatt und schön. Dunkel die Haut, dunkler die Augen und obsidianschwarz ihr Lächeln.” S. 37 Frage an Leonie Swann: Was passiert nach dem letzten Satz? Ohne konkret werden zu wollen: Wie kann man mir so sehr das Herz brechen und mich im Unwissen zurücklassen? Ich hoffe, das lässt auf eine Fortsetzung schließen! Ich habe sie doch so ins Herz geschlossen. Alle!

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.