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Rezension zu
Der Duft von bitteren Orangen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein bewegendes Buch voller Kraft.

Von: Cornelia TiRo
27.03.2015

Die bereits seit Jahrzehnten anhaltenden Unruhen bestimmen das Leben der Menschen in Israel und Palästina. Juden gegen Araber – Araber gegen Juden. Sie streiten um das Land. Ein Krieg, der mit rationalem Verstand schon lange nicht mehr begreifbar ist. Beide Parteien fühlen sich als betrogene Opfer und beharren unverrückbar auf ihren Standpunkt. Claire Hajaj geht mit ihrem Debütroman „Ismaels Orangen“ mitten hinein in den politischen Wahnsinn und erzählt ihre Geschichte. Salim Al-Ismaeli wächst 1948 als siebenjähriger Sohn auf der Orangenplantage seines Vaters in Jaffa auf. Er ist stolz auf das „Orangenhaus“ und wie bei seinen Brüdern, wurde an seinem Geburtstag ein Orangenbaum gepflanzt. Salim umsorgt seinen Baum und hofft, dass er schnell wachsen und reife Früchte trägt. Er fiebert seiner ersten eigenen Ernte entgegen. Dann würde er zum Mann werden – so ist es Tradition. Doch kurz bevor Salim seine erste Orange pflücken kann, bricht in Palästina der Krieg aus. Zusammen mit seiner Familie muss er fliehen. Sie lassen das Haus und die Orangenbäume zurück und verlieren schließlich alles. Das Einzige was Salim bleibt, ist ein Foto von seinem Baum und der große Wunsch, irgendwann dorthin zurückkehren zu können. Parallel schafft es Judith als Mädchen ganz alleine nach England zu flüchten. Sie ist Jüdin und hat außer den Sachen, die sie bei sich trägt, alles verloren. Sie wächst als Tochter bei weiteren Überlebenden des Holocaust in London auf. Judith wünscht sich nichts mehr, als ein glückliches Leben zu führen. Judith und Salim begegnen sich in den 60´er Jahren des letzten Jahrhunderts in London. Beide studieren an der Uni. Sie nähern sich an, lernen sich kennen und verlieben sich ineinander. Doch: „Kann Liebe wachsen, wo Hass gesät wird?“ Aller Widrigkeiten zum Trotz, entscheiden sie sich, zusammen ihren Weg zu gehen und um ihre Liebe zu kämpfen. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn ihre Beziehung wird immer wieder vor Zerreissproben gestellt. Judith und Salim geben alles – jeder für sich, mit ihren eigenen verwobenen Wurzeln, Vergangenheiten und Kulturen – , um gemeinsam ihr Leben zu leben. Egal ob in der eigenen Familie, in London, Kuwait, Tel-Aviv, Palästina oder Israel: sie stoßen immer wieder an Grenzen, die es zu überwinden gilt. Bei allem bleibt aber der bittere Beigeschmack des Verlierens auf der Zunge, den auch ihre beiden Kinder spüren müssen. Hinzu kommt der wieder aufkeimende Krieg, der sich in Judiths und Salims Liebe und Beziehung breit zu machen droht. Und dann gibt es da ja noch die Sehnsucht nach dem Orangenbaum und das Haus in Jaffa... Schon beim Lesen der ersten Seiten in „Ismaels Orangen“ verspürte ich den Wunsch, einen kleinen Orangenbaum zu kaufen und diesen zu beschützen. Direkt neben dem Baum würde ich eine Menora stellen. In Liebe vereint. Für mich war die unglaubliche Anstrengung, die dieses Leben kostete, direkt zu spüren. Diese Wut, Ohnmacht, die Zerrissenheit und die Sehnsucht. Gleichzeitig hat es die Autorin Claire Hajaj aber auch geschafft, ganz viel Verständnis, Geborgenheit und Liebe einfliessen zu lassen. Ein Drahtseilakt, welcher ihr gelungen ist. Gerade mit dem Hintergrund der Unruhen im Nahen Osten, bei denen es schon lange nicht mehr um den Einzelnen geht, sondern vielmehr politische Machenschaften im Vordergrund stehen und die Menschen zu Spielbällen werden. Claire Hajaj ist 1973 geboren und selbst Tochter einer jüdischen Mutter und eines palästinensischen Vaters. Sie weiss, was es heisst, zwischen den Kulturen aufzuwachsen. Und selbst, wenn ihr Roman „Ismaels Orangen“ fiktiv ist, so wurzelt er doch in ihrer eigenen (Familien-) Geschichte.

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