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Rezension zu
Der Duft von bitteren Orangen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Eine Liebe gegen alle Regeln

Von: Denise
28.03.2015

Salim wächst in Jaffa auf. Seine Kindheit ist geprägt von ersten Anschlägen und schon bald muss seine Familie vor den herannahenden Truppen Israels fliehen. Sie kommen bei der ältesten Tochter ihres Vaters unter und müssen mit ansehen, wie ihr Hab und Gut verloren geht. Judith wächst als Tochter einer jüdischen Familie in England auf und kämpft täglich darum, nicht als Mädchen jüdischen Glaubens, sondern einfach als eigenständige Person wahrgenommen zu werden. Und obwohl England sich rühmt, weltoffen zu sein, sieht sich das junge Mädchen täglich neuen Vorurteilen ausgesetzt. Wird das Schicksal diesen beiden Kindern, die Leid, Missgunst und Gewalt erlebt haben, gnädig sein? "Ismaels Orangen" ist das Debüt von Claire Hajaj und hat mir recht gut gefallen. Die Autorin, die selbst eine jüdische Mutter und einen palästinensischen Vater hat, versucht in ihrem Roman das zu erklären, was kaum zu erklären ist: der Konflikt zwischen Arabern und Juden und der Versuch zweier Menschen, sich einfach nur zu lieben. Die Geschichte wird aus Erzählerperspektive wiedergegeben. Dabei folgt man mal Judith und mal Salim. Beide Erzählstränge beginnen in der frühsten Kindheit der Figuren und als Leser darf man sie bis ins Erwachsenenalter hinein begleiten. Das hat mir sehr gut gefallen, da ich so beide Seiten, die arabische wie die jüdische, kennenlernen durfte. Und es hat mir geholfen, für beide so etwas wie Verständnis aufzubringen. Ich finde es toll, dass sich die Autorin bei ihren Erzählungen in Palästina (später Israel) für die Sicht der Araber "entschieden" hat. Denn so lernte ich die Geburt Israels aus einer anderen Perspektive kennen. Claire Hajaj nimmt dabei aber keineswegs die Meinung der einen oder anderen Seite an, sondern berichtet einfühlsam von dem Schicksal zweier Familien. Das hat mir sehr gut gefallen, denn ich hatte zu Beginn die Befürchtung, dass in diesem Roman mächtig die Moralkeule geschwungen wird. Doch das war nicht der Fall. Konnte mich das Buch bis über die Hälfte begeistern und einnehmen, so ließ meine Begeisterung zum Ende hin merklich nach. Das lag vor allem daran, dass es in der Beziehung von Judith und Salim immer wieder größere Zeitsprünge gab. Ihre Liebe zueinander konnte kaum richtig für mich erblühen, da war sie auch schon so weit fortgeschritten, dass ich mir verwundert die Augen rieb. Doch nicht nur ihre Liebe blieb mir dadurch fremd. Auch das gesamte Familienleben und die folgenschweren Entscheidungen Salims konnte ich ab einem gewissen Punkt nicht mehr nachvollziehen. Hier hat sich Claire Hajaj in meinen Augen einfach nicht genug Zeit genommen um gemeinsam mit dem Leser die Beweggründe von Salim, seinem Bruder Rafan und anderen Figuren zu beleuchten. Die Zerrissenheit, die ich noch in der ersten Hälfte bei Salim sehr deutlich spüren konnte, war zum Ende hin nicht mehr fühlbar. Salim wurde für mich zu einer flachen Figur, die leider auch so manches Vorurteil bestätigt, was die westliche Welt gegenüber Arabern hat. In meinen Augen hätte die Autorin hier die Chance nutzen sollen, Salim entweder mehr Zeit oder zumindest mehr Gedankengänge zu geben, damit auch für Außenstehende klar wird, warum er seine Entscheidungen so fällt, wie er es getan hat. Zusammenfassend kann ich daher nur sagen: Schade! Ich hatte mich auf das Buch sehr gefreut und war auch wirklich zu Beginn begeistert, berührt und wehmütig. Doch in der zweiten Hälfte, gerade da, wo die Gründe wichtig werden, verlässt Claire Hajaj die Inspiration oder der Mut. Der Stil der Autorin ist sehr gut zu lesen. Ihre Erzählweise ist poetisch, einfühlsam und voller Gefühl. Dadurch konnte ich mit den Figuren mitfühlen und mich in sie bis zum besagten Punkt hineindenken. Fazit: "Ismaels Orangen" hätte eines meiner Lesehighlights werden können. Leider vergibt die Autorin hier jedoch zu viel. Schade!

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