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Rezension zu
Die Wilden - Familientreffen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

gesellschaftliche und politische Probleme in Frankreich

Von: sir.gerry.liest
06.04.2019

Vielen Dank zunächst an Randomhouse und Heyne-encore Verlag, dass ich dieses Buch als Testleser lesen durfte. Bei diesem knapp 300 Seiten starken Buch handelt es sich um den dritten Teil des Roman-Zyklus "Die Wilden". Im Mittelpunkt dieses Romans stehen die politischen und gesellschaftlichen Konflikte im heutigen Frankreich. Der aus Algerien stammende Idder Chaouch ist ein charismatischer Präsidentschaftskandidat und wird am Tag seiner Wahl Opfer eines Mordanschlags, überlebt jedoch und der Attentäter, ein Algerier,  wird schnell gefasst. Es entsteht ein gesellschaftliches Pulverfass.  Zu Beginn des Buches wird der Stammbaum der im Mittelpunkt dieses Romans stehenden algerischen Großfamilie Nerrouche sowie die vorkommenden Personen vorangestellt. Besonders gelungen ist dann der nächste Abschnitt, der mit "Was bisher gschah" betitelt ist, und auf gut 5 Seiten die Geschehnisse aus den ersten beiden Büchern kurz zusammenfasst. Man weiß also sofort um was es geht. Louatah's Sprache ist gut, auf den Punkt, präzise, bissig und bisweilen humorvoll. Seine diversen Erzählstränge führen am Schluss zu der Auflösung eines auf allerhöchster politischer Ebene gestrickten Mordkomplotts. Die politischen Machtverhältnisse, Intrigen und Absprachen erschrecken. Viel ergreifender ist aber die durch das Attentat ausgelöste gesellschaftliche Spaltung zwischen den Franzosen und den aus den Maghrebstaaten stammenden Menschen. Rassismus und Ausländerhass sowie die unterschiedlichen Glaubensrichtungen Christentum und Islam zerreißen die Gesellschaft fast. Dies wird plastisch und nachvollziehbar bei der Familie Nerrouche sichtbar. Fouad Nerrouche  ist der Freund der Präsidententochter und ein beliebter und erfolgreicher Schauspieler. Da aber sein Bruder Nazir zum Staatsfeind Nr. 1 erklärt wird, da dieser als Drahtzieher des Attentats gilt, gerät auch er wie andere Familienmitglieder schnell unter Generalverdacht.  Eben ist die Welt noch in Ordnung, und auf einmal steht alles Kopf. Wie erschreckend schnell rechte Gruppierungen doch plötzlich auch in einer Jahrzehnte langen Demokratie Aufwind bekommen, lassen einen schon nachdenken. In Frankreich ist diese Trilogie äußerst erfolgreich, eine TV-Serie ist in Vorbereitung. Ich kann mir sehr gut vorstellen so etwas über Deutschland zu lesen. Allerdings gibt es auch zahlreiche Passagen, die sich etwas ziehen und meiner Meinung nach nicht unbedingt nötig gewesen sind. Wer sich für die politischen und  gesellschaftlichen Konflikte in Frankreich interessiert, sollte diese Trilogie lesen. Daher kann ich dieses Buch empfehlen und gebe ihm gute 3 von 5 Sternen.

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