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Rezension zu
Der Bücherdrache

Ein zamonischer Klassiker verleiht buchige Flügel

Von: Tintenfleck
08.04.2019

ACHTUNG: Kann Spoiler zum Inhalt enthalten! Selten habe ich so wundersame, verblüffende, skurrile und gleichzeitig liebenswürdige Geschöpfe wie die Buchlinge entdecken können. Über das letzte Jahr habe ich mich immer wieder vor Walter Moers‘ Büchern gedrückt, weil sie mich gleichzeitig fasziniert und abgeschreckt haben. Zamonien. Das klang immer wie der fremde Nachhall einer Melodie in meinen Ohren, wie ein Sirenengesang, der mir alles versprach, was ich immer gesucht habe – die Buchlinge. Sie sehen so wunderbar ulkig aus, haben ein herzerwärmendes Wesen und leben dabei völlig in ihrer eigenen Welt. Ich kann es nicht anders ausdrücken, als dass ich mich in diese Buchwelt und ihre Bewohner verliebt habe… „Der Bücherdrache“ erzählt die unglaublich süße Geschichte eines Drachen, der angeblich tief im Ormsumpf lebt und eigentlich nur eine Legende ist, wenn man Hildegunsts Meinung glauben kann. Aus diesen Sagen geht hervor, dass der Drache wirklich aus Büchern besteht und diese Bücher irgendwie ihr unsterbliches Wissen an ihn weitergegeben haben, sodass er allwissend sein soll. Trotzdem glaubt Hildegunst selbst nicht an dessen Existenz, bis er von seinem Buchling Hildegunst Zwei (diese Namen haben mich extrem verwirrt) eine wahre Begebenheit erzählt bekommt. Die Umstände dadurch sind höchst verwirrend, da Hildegunst Zwei dem Schreiber in einem Traum begegnet. Ich muss sagen, wäre der Anfang der Geschichte nicht in comichaften Bildern dargestellt gewesen, hätte ich vermutlich nicht annähernd so gut verstanden, weil Zamonien auch so neu für mich war und ich vorher noch kein anderes Buch von Hildegunst gelesen hatte. Tatsächlich kann man den Bücherdrachen ohne jedes Vorwissen über die zamonische Welt lesen, da es sich hier um eine bekannte Sage unter den Buchlingen handelt. Zwar gibt es einige Verweise auf andere Abenteuer von Hildegunst selbst, aber diese Wissenslücke hat mich wenig bis gar nicht gestört (zumal ich sie ja auch selbst verschuldet habe), sondern eher gespannt auf weitere Abenteuer gemacht hat. Außerdem ein tolles Gimmick war natürlich auch das Impressum vorne, denn geschrieben wurde das Buch natürlich von Hildegunst von Mythenmetz selbst, Walter Moers hat es nur aus dem Zamonischen von dem Schreiberling übersetzt 😉 Insgesamt war die Sage des Bücherdrachen einfach total putzig erzählt. Einerseits ist es nämlich keine schwierige Story, keine bahnbrechende Handlung und für die Figur Hildegunst Zwei komplett statisch. Trotzdem hatte das Ganze einfach etwas an sich, dass unglaublich schwer zu beschreiben ist: Irgendwie hat es einfach beim Lesen mein Herz erreicht und mir dieses kribbelnde Gefühl eines wahnsinnig faszinierenden Buches geschenkt. Gerade die einfachen Geschichten verstecken hinter ihrem Gesicht ein vorher nicht entdeckte Komplexität, deren Moral mir super gefällt. Die Erzählungen des Bücherdrachen, gespickt mit Übertreibungen und Hochmut, Hildegunst Zweis Zweifel, Angst und Mut, den Ormsumpf zu suchen und Hildegunst selbst, der ihm zu anfangs gar nicht glauben will, dass es den Bücherdrachen Nathaviel wirklich geben soll. Die Dreieckskonstellation aus dem unsicheren Hildegunst Zwei, dem angeberischen Nathaviel und dem zweifelnden Hildegunst von Mythenmetz hat gemeinsam ein sehr passendes Spannungsfeld abgegeben (obwohl sich zwei der drei Parteien nie getroffen haben), sodass die Seiten nur so dahinflogen und ich von dem (relativ) schnellen Ende überrascht war. Meiner Meinung nach hätten es auch gut noch 50 oder 100 Seiten mehr über die Abenteuer des Bücherdrachens sein können, aber trotzdem war die Geschichte schön abgeschlossen. Ein weiterer Punkt, der mir sehr gefallen hat, ist die Gestaltung des Buches von innen und außen. Zuerst ist die Haptik des Umschlages einfach nur Wahnsinn, wow, so ein Gefühl auf den Fingern zu haben war wirklich toll! Ich konnte mir richtig vorstellen, wie sich die Schuppen des Bücherdrachen unter mir bewegen, die einzelnen Bücher – das war ein toller Extrapunkt. Außerdem ist das ganze Buch innen wirklich liebevoll von Walter Moers selbst illustriert und regt den eigenen Kopf nochmals dazu an, hinunter in den Ormsumpf zu reisen und auf den berühmt-berüchtigten Bücherdrachen zu treffen. Am Besten gefiel mir die seitenlange Darstellung von Nathaviel selbst, dessen langer Leib bestimmt sechs Seiten in Anspruch genommen hat! Fazit: Zuletzt kann ich nur sagen, dass ich den Bücherdrachen wirklich beim Lesen gesehen und geliebt habe. Obwohl die zamonische Welt komplett neu für mich war, habe ich mich sofort wie Zuhause gefühlt und sehne mich nun nach mehr Hildegunst von Mythenmetz und nach mehr spannenden Geschichten aus Zamonien – die Welt der Bücher, Buchlinge und sonderbarsten Kreaturen (abgesehen von Menschen vielleicht) auf der ganzen Welt. Dementsprechend empfehle ich natürlich jedem gerne „Der Bücherdrache“ und vielleicht werdet ja auch ihr zu Fans von Walters Moers und seinen genialen Ideen. (Bekannt ist Walter Moers übrigens für seinen Roman „Die 13 des Käpt’n Blaubär“.)

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