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Rezension zu
Die geheimen Leben der Schneiderin

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Aus dem Leben gegriffen

Von: Ulrike Forkri
28.04.2019

Bereits der Titel „Die geheimen Leben der Schneiderin“ des Romans von Angelika Waldis löste bei mir den Wunsch aus dieses Buch zu lesen. Meine Erwartungen auf ein spannendes Buch voller Rätsel und Entdeckungen wurden anders, als ich mir vorgestellt hatte, erfüllt. Welche Geheimnisse sollte eine Schneiderin auch haben? In der Tat gibt es ein großes Geheimnis: Was ist wirklich mit dem großen Bruder Franz, der als siebzehnjähriger Junge nach einem Badeausflug spurlos verschwand, geschehen? Ist er tot? Lebt er noch irgendwo auf der Welt? Diese Frage stellt sich Jolanda Hansen, die Modezeichnerin und Schneiderin und sucht nach Antworten. Erinnerungen an ihn und Zukunftswünsche überfluten sie verstärkt bei der Planung einer Familienfeier. Kontakte zu ihren Geschwistern bestehen kaum. Die Mutter lebt in einem Heim, der Vater noch in seinem Haus. Mit ihrem einstigen Ehemann hat sie eine Tochter, Maxi, die im Ausland lebt. Allein zu ihren Kunden in ihrem Atelier pflegt sie regelmäßige Kontakte, die unterschiedlicher Natur sind. Jolanda geht ganz in ihrer Welt der Näherei, der Natur, der Beobachtung und ihren Gedanken auf. Die Autorin gibt uns, dem Leser, vollen Einblick in das geheime Leben Jolandas und hält sie mit eigentümlicher Präzision fest. Die reale Welt verschmilzt mit der Phantasie und Geschichten, die Jolanda sich ausdenkt, z.B. als sie sich einer Gruppe „Mitgefangen“ anschließt. Hier ist es eine Lügengeschichte, die Folgen hat. Die Handlungen und Gedanken sind fließend und gehen ineinander über, d.h. fast jeder Absatz beinhaltet neue Mitteilungen – Gegenwart – Vergangenheit – Zukunft - Traum. Die Autorin schreibt so wie man eben lebt und denkt – ganz natürlich – ein eigener Schreibstil. Amüsant und humorvoll sind die schriftlichen Eintragungen, die Jolanda im Geheimen zu ihren Kunden anfertigt; ebenso Gedanken und Beobachtungen, die sie niemanden mitteilen will; sie spielt mit Worten. Jolanda ist die tragende Person der Familie. Sie organisiert allein eine Familienfeier zum 80. Geburtstag ihrer Eltern. Auch hier malt sie sich aus, wie er wohl verlaufen wird. Werden alle ihrer Einladung folgen? Verhalten sich die Gäste herzlich zueinander, sind die Geschwister sich fremd geworden, wird alles klappen wie geplant, wird ihr verschollener Bruder wieder auftauchen? Der Roman regt zum Nachdenken an und lässt einen über das eigene Leben und die geheimen Seiten darin reflektieren. Gerne empfehle ich dieses Buch jedem, der Phantasie, Ironie, natürliche Schreibweise und die Wiedergabe des Lebens mit diversen Schattierungen liebt.

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