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Rezension zu
Die Schwestern von Marzahn

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein Spiegelbild Deutschlands, das nachdenklich stimmt und berührt (Vorsicht, Spoiler)

Von: Bücherfreundin aus NRW
18.04.2019

Als ich den Klappentext diese Buches gelesen hatte, habe ich an ein Schicksal von vielen in einem Plattenbauten-Wohnblock denken müssen, von denen man vielleicht entfernt schon einmal gehört, aber sich noch nie näher mit dem Thema beschäftigt hat. Überall in Deutschland sind soziale Brennpunkte in derartigen Wohnblöcken bekannt, doch die Verbindung der Lebensgeschichten der Menschen aus der ehemaligen DDR, lassen ein noch spezielleres Alltagsleben erahnen. Daher war ich neugierig, in diese persönliche Geschichte einzutauchen. Erwartet hatte ich die Schilderung einer Lebensgeschichte, die schon laut der Buchbeschreibung emotional sein wird, aber dennoch bin ich von einer eher faktischen Berichterstattung ausgegangen. Jedoch schon zu Beginn des Buches erkennt man an der Erzählweise der Autorin, dass dem nicht so sein wird, sondern die einzelnen Charaktere detailreich dargestellt werden. Berichtet wird im Wechsel von drei Hauptcharakteren. Ich fand es sehr gut, dass hier die einzelnen Personen nicht nur oberflächlich vorgestellt wurden, sondern die Personen sozusagen von sich selbst erzählen. Und das nicht nur förmlich, wie in einer Berichterstattung, sondern augenscheinlich in der Art und mit der Ausdrucksweise und den persönlichen Gedanken und Empfindungen, die sie als Person ausmachen. Die „Schwestern von Marzahn“ aus dem Buchtitel, haben entgegen meiner Erwartung jedoch keine ganz so große Rolle in der Erzählung eingenommen. Zwischendurch wurde in kurzen Episoden von den Aufeinandertreffen der Schwestern und Fabian Krüger erzählt, aber leider fanden hier nicht so viele ausführliche Dialoge zwischen den Dreien statt, wie mit anderen Personen. Manches wurde lediglich in einer kurzen Abhandlung in der Vergangenheitserzählform von Fabian Krüger geschildert. Das fand ich etwas schade und ich hätte mir persönlich gern mehr Gesprächsschilderungen von den Dreien gewünscht sowie auch über das Schicksal der Mädchen, welches zum Ende des Buches hin aufgedeckt wird, hätte ich gerne mehr erfahren. Dennoch werden hierzu und auch zu dem ungeahnten Trauma von Frau Krüger, alle notwendigen Informationen gegeben, die vieles erklären und das Verhalten einzelner Personen nachvollziehbarer machen. Leider birgt auch das Ende des Buches, wie von mir persönlich erhofft, kein richtiges Happy End, was jedoch von der Autorin vielleicht gerade so gewollt ist. Denn wie oder ob die Geschichte von Herrn und Frau Krüger gemeinsam weitergeht, soll vielleicht deren Geheimnis bleiben. Erfreulicherweise hat sich das Leben der beiden aber augenscheinlich zum Positiven verändert. Alles in allem hat mir das Buch gut gefallen und ich würde es jedem, der ähnliches Interesse an diesen verschiedenen Themen hat, uneingeschränkt weiterempfehlen. Wie bereits zu Anfang erwähnt, ist das Hauptthema ein Leben in einem Plattenbau im Osten Deutschlands. In diesem Buch werden hierzu aber viele verschiedene Themen bzw. Probleme behandelt. Insbesondere aufzählen möchte ich die Punkte ein Leben mit Hartz IV, die Hoffnungslosigkeit der Menschen, die in diesen Kreislauf hineingeraten sind, hinzukommende Alkohol- oder Drogenprobleme, Isolation und heute leider weit verbreitete Anonymität sowie der wachsende Anteil an Immigranten und der dadurch augenscheinlich im Osten verstärkt aufkommende Zuwachs an Wählern von ausländerfeindlichen Parteien etc. Außerdem werden Schicksalsschläge wie der Tod des eigenen Kindes und ein Missbrauch in der Kindheit behandelt. Beim Lesen des Buches konnte ich viele verschiedene Emotionen bei mir beobachten. Ich habe bei den Erlebnissen der Charaktere ein tiefes Mitgefühl empfunden, konnte an manchen Stellen aber auch schmunzeln und hab mich ebenfalls über das Verhalten oder die Einstellung Einzelner ärgern bzw. diese nicht nachvollziehen können. Letztendlich erzählt Christiane Tramitz in diesem Werk tatsächlich eine berührende und facettenreiche Geschichte, die mich dieses Buch sicher nicht so schnell vergessen lässt.

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