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Rezension zu
Die Schwestern von Marzahn

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Vom Leben ganz unten und dem Suchen nach Glück

Von: abultimativ
23.04.2019

Die Schwestern von Marzahn - Vom Leben ganz unten Einige Sätze werde ich mir vor allem aus diesem Werk besonders merken. ,,Wenn du ganz unten ankommst, wartet nur noch der Tod auf dich“, Ninakupenda, was ,,Ich mag dich“ bedeutet und ,,Das Glück muss man suchen". Zwischen diesen Extremen entwickelt sich das Geschehen um den Hauptakteur dieses Buches Fabian Krüger. Dieser lebt in Marzahn, der ehemals größten Plattenbausiedlung Europas im Osten von Berlin. Er ist Ende 50, seine Arbeit hat er wenige Jahre nach der Wende verloren, Frau weg, beruflich wie persönlich perspektivlos, dem Alkohol zugetan. Der Leser begleitet ihn und seine wenigen Freunde im Jahr 2016. Die Schilderung seines Schicksals und seiner Entwicklung wechselt sich im Buch ab mit Passagen, die vom Wirken von zwei katholischen Ordensschwestern aus dem Rheinland handeln, die kurz nach der Wende nach Marzahn gekommen sind, um mit ihrer Lebensberatung in Not geratene Menschen zu unterstützen. Sie sind sehr bemüht, haben in Marzahn aber einen schweren Stand. Sie werden als ,,Wessis“ kaum akzeptiert und finden nur sehr schwer Zugang zu den Menschen dort. Sie kümmern sich unter anderem um die Ex-Frau von Fabian Krüger, die nach dem Tod des gemeinsamen Sohnes jeden Halt verloren hat. In diesen Abschnitten des Buches werden die Lebensumstände in Marzahn geschildert. Eine besondere Rolle spielen hierbei die Ausführungen über den Umgang mit Niederlagen und psychischen Schwächen und welches Verhaltensmuster in der DDR vom System gern gesehen wurde und wie sich dieses auch nach der Wende noch auf das Denken und Handeln von Menschen auswirkt. Wesentliche Veränderungen gibt es im Leben von Fabian Krüger als er mitten in der Anonymität der Plattenbauten im gleichen Haus mehr zufällig auf zwei Kinder, die Schwestern Nela und Joana aufmerksam wird und anfängt, sich um sie zu kümmern. Das ist sehr überraschend, denn eigentlich ist er nicht kinderlieb. Mehr will ich über die Handlung hier nicht verraten. Das Buch schreibt eine gut lesbare Geschichte mitten aus dem Leben. Wer Menschen – aus Ost oder West - kennt, die ähnliche Phasen mit weitgehender Perspektivlosigkeit erleben oder erlebt haben, wird in der Handlung des Buches viele Szenen finden, die dem tatsächlich Erlebten sehr ähnlich sind. Das Buch wirkt somit sehr authentisch. Trotz des Lebens im Schatten verbreitet das Buch keine Tristesse. Es ist spannend, wie sich das Leben von Fabian Krüger und anderen Beteiligten im Laufe der Kapitel entwickelt. Man fühlt mit ihm. Fabian Krüger bleibt menschlich, real, er macht auch beim Helfen Fehler. Er wird nicht zum glorifizierten Helden. Das macht ihn und das Buch sehr sympathisch. Das Buch zeigt manche Schwächen im menschlichen Handeln und im Handeln von Staat und Gesellschaft auf. Es zeigt aber auch Lichtblicke. Ein wesentlicher Schritt ist das Weg vom Nebeneinanderher hin zum Miteinander leben und Hinsehen. Änderungen sind möglich, es muss nicht auf die Änderung der von außen vorgegebenen Bedingungen von Staat und Gesellschaft gewartet werden, die eigene Übernahme von Verantwortung ist von entscheidender Bedeutung für das Schaffen von Veränderungen im eigenen Leben und im Miteinanderleben. Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich denke, dass es für Alt und Jung interessant zu lesen ist. Es enthält Emotionen und Informationen über Zeitgeschichte. Ein weiterer Pluspunkt ist schließlich auch, dass es sich beim im Ludwigverlag erschienenen Buch um ein klimaneutrales Druckprodukt handelt.

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