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Rezension zu
Gelateria Paradiso

Zwei fremde Schwestern, eine Eisdiele und viele Geheimnisse

Von: traumfänger48
06.05.2019

Francesca und Susanne sind Halbschwestern. Und nur durch einen Zufall erfahren sie davon. Beim Entrümpeln des alten Eiscafés von Francescas Eltern fällt ihnen ein Foto in die Hände. Darauf abgebildet ist Luciano Paradiso, Francescas Vater. Doch Susanne sieht Luciano verblüffend ähnlich. Von diesem Moment an beschließt sie ihren Vater zu finden. Francesca ist ihr dabei allerdings keine große Hilfe. Sie fühlt sich von klein auf von ihren Eltern im Stich gelassen und will nur noch an das ihr zustehende Geld ihres Vaters, um aus ihren Schulden herauszukommen. Dabei steht ihr eine plötzliche Schwester nur im Weg. Beide Frauen machen sich unabhängig voneinander auf den Weg nach Italien, um das größte Geheimnis in Luciano Paradisos Leben endlich zu lüften. Der Klappentext sowie das Konzept der Geschichte klangen sehr vielsprechend und ließen mich auf jede Menge Eisgenuss und Italienflair hoffen. Leider hat sich dieser Eindruck für mich persönlich nicht bestätigt. Das Buch zeichnet sich zwar durch einen sehr angenehmen und einfachen Schreibstil aus, aber auch durch sehr oberflächliche Charaktere. Da die Gedankenstränge der Hauptcharaktere alle sehr ähnlich formuliert sind, wird der Erzählstil trotz der Perspektivwechsel zwischen Francesca, Susanne und Luciano nicht viel abwechslungsreicher. Ich habe mir im Voraus (gerade wegen des fortgeschrittenen Alters der Charaktere) mehr Tiefe innerhalb der Gespräche, Gedanken und Gefühle vorgestellt. Leider schafft es keiner von ihnen, dass ich mich in sie hineinversetzen kann oder Sympathie bei mir zu erwecken. Francesca überschattet mit ihren Schulden, dem daraus resultierenden Selbstmitleid und ihrer Gier nach Geld den größten Teil der Geschichte. Sie benimmt sich gegenüber den meisten ihrer Mitmenschen egoistisch und gefühlskalt. Einzige Ausnahme bilden dabei ihr Mann und ihre Tochter. Susanne wird von der Autorin als unabhängig und stark beschrieben, wird im Verlauf der Geschichte aber immer wieder in die Rolle der hilflosen und überforderten Frau, die am liebsten in ihrem grauen Alltag lebt, gedrängt. Luciano ist der einzige der drei Hauptcharaktere, bei dem es mir gelungen ist, ein wenig Mitleid für ihn zu empfinden. Denn seine Lebensgeschichte spiegelt den harten Alltag voller Anfeindungen und Konflikte der vielen Gastarbeiter im Deutschland der 60er Jahre wieder. Die Familie Paradiso in Italien wirkte im Kontrast der Hauptcharakter fast schon zu liebevoll und gastfreundlich. Was ich im Angesicht der Situation als etwas fragwürdig empfand. Leider ist das erhoffte Italienflair bei mir nicht aufgekommen. Das Land spielt eine so große Nebenrolle, dass der Wohnort und das Haus der Familie Paradiso nur an wenigen Stellen beschrieben werden. Der Hauptteil des Buches spielt sich in Deutschland ab. Die Geschichte rund um Lucianos Leben in Deutschland und Italien ist an sich wirklich interessant. Das Ende ist aber seit dem ersten Gespräch zwischen Luciano und seinen Töchtern vorhersehbar und zieht sich dafür sehr in die Länge. Ab einem gewissen Punkt überschlagen sich die Ereignisse, sodass bei mir am Ende viele Fragen offen blieben. Gut finde ich, dass Francesca und Susanne immerhin zum Ende des Buches die Sympathie bekommen, die ich mir von Anfang an gewünscht hatte. Trotz allem ist die Geschichte in sich schlüssig und durch viele Nebenstränge und -charaktere sehr unterhaltend. Wer also auf der Suche nach einer leichten Urlaubslektüre rund um Familiengeheimnisse ist, wird an „Gelateria Paradiso“ dennoch seine Freude haben.

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