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Rezension zu
Schuldig

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Schuldig: Kaffeeliebe, Freundschaft und ein tödliches Unglück

Von: Janine Amberger
18.05.2019

Es ist eines dieser furchtbaren Szenarien, die man sich gar nicht ausdenken mag: Vier Studenten begeben sich auf einen Ausflug, zu dem ein weiterer Kommilitone nachkommen will. Als dieser von einem der Studenten am Bahnhof abgeholt werden soll, kommt dieser dort nie an – Hirosawa verunglückt auf der unbekannten, schwierigen Strecke. Wen trifft hierfür die Schuld? Das ist der Dreh- und Angelpunkt von Schuldig, dem neuen Roman von Kanae Minato, welcher die Geschehnisse gut vier Jahre nach dem Ausflug erzählt. "Ich mache einen Kaffee. Damit kann ich uns etwas Gutes tun. Das Allerbeste, was ich vermag. Der einzige Lichtblick in der finsteren Welt der Schuldgefühle." | Seite 63 Fukase Kazuhisa ist einer der Studenten, die mit auf diesem Ausflug waren, und wird recht unsanft wieder an dieses Unglück erinnert, als seine Freundin ein anonymes Schreiben mit den Worten „Fukase Kazuhisa ist ein Mörder“ erhält. Dies stellt Fukase natürlich nicht nur vor Erklärungsnot, sondern wirft viele weitere Fragen auf. Wer ist der Verfasser? Warum kommt dieses Schreiben jetzt erst? Steckt ein Körnchen Wahrheit in jener Aussage? Diese und weitere Gedanken kreisen fortan in Fukases Kopf, und nach und nach versucht er sich den Geschehnissen und dem verlorenen Freund Hirosawa anzunähern. Als Protagonist ist Fukase dabei recht interessant, da er als sehr introvertierte Person viel reflektiert und in Gedanken durchspielt. Sein Steckenpferd ist das Kaffee zubereiten und diesen genießen, ansonsten empfindet er sich als farblosen „Luftmenschen“, der nie wirklich dazugehört. Damit ist er perfekt dafür geeignet Personen zu ihren Eindrücken und Erlebnissen mit Hirosawa zu befragen, und den Verfasser des Schreibens ausfindig zu machen, allerdings hätte ich mir doch noch irgendeine Ecke oder Kante an ihm gewünscht. Fukase ist manchmal einfach zu unnahbar und nicht greifbar, während die anderen Studenten viel interessanter wirken. Wie Geständnisse zuvor ist auch Schuldig kein klassischer Krimi, wie man kennt: Das Buch fordert einen zum Nachdenken über die eigene Moral auf, und zeigt viel der japanischen Kultur und Eigenheiten auf. Da liegt vermutlich auch mein Problem, den über lange Strecken des Buches fand ich die Frage nach der Schuld oder Unschuld der Charaktere etwas anstrengend – eben weil ich diese Schuld gar nicht erkennen konnte? Es geht für mich in Schuldig viel mehr um die Frage einer Mitschuld, und inwiefern bestimmte Handlungen zusammenspielen können. Ich hätte mir sehr gewünscht, dass wir als Leser neben Fukase noch in andere Perspektiven hätten eintauchen können, um ein besseres Bild der Studentengruppe zu erhalten und einige Enthüllungen überraschender zu gestalten. Ein Umstand ist ab spätestens der Mitte des Buches glasklar, ebenso wird so häufig auf zwei Aspekte gezeigt, dass diese einfach für die Auflösung eine Rolle spielen müssen: Und genau das tun sie dann auch. Generell muss man sagen, dass die Auflösung sehr bequem ist. Minato gibt dem Leser extra noch einen Umstand mit auf den Weg, der die Frage nach der Schuld leicht machen soll, und auch der Protagonist kommt zu einem klaren Urteil. Ob man diesem zustimmt und wie allgemein die Wertung ausfällt, bietet jedenfalls Diskussionsstoff – und das ist wahrscheinlich die große Stärke von Schuldig.

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