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Rezension zu
Schuldig

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Oder nicht?

Von: Michael Lehmann-Pape
24.05.2019

Kazuhisa Fugase ist eine „Randerscheinung“. Immer schon gewesen. Auch wenn bei ihm gilt: „Stille Wasser sind tief“, in der arbeitsam ausgerichteten und auf gute Posten hoffende japanischen Gesellschaft gerade was die jungen Leute angeht, hat er wohl von seiner Art her auf den ersten Blick zu wenig zu bieten, um im Mittelpunkt irgendeiner Aufmerksamkeit zu stehen. Da ist es für ihn umso wichtiger, dass zwei Dinge sein Leben stark bestimmen. Zum einen seine Freundschaft zu Hirosawa. Die er, wie er meint, zum einen nicht verdient hat, und zum anderen wird er feststellen, dass diese besondere Art seines Freundes auf den ersten Blick täuscht. Da ist kein gutmütiger und dabei etwas tumber großer junger Mann, sondern da wird er im Lauf seiner Recherchen nach dem Unfall an diesem gemeinsamen Wochenende mit vier Freunden auf erstaunliche Charakterzüge treffen. „Yoshika Hirosawa war kein oberflächlicher und leerer Mensch“! Zum anderen ist Fugase so etwas wie ein japanischer Hobby-Barrista. Kafeesorten, Brühverfahren, Verfeinerung mit diversen Geschmacksrichtungen an Honig, Stammgast im „Clover“, einem wunderbaren kleinen Café eines Kaffee-Verrückten Wirts. Jener Ort, an dem er die bezaubernde Verkäuferin aus der Bäckerei gegenüber kennenlernen konnte. Hinter der ebenfalls viel mehr stecken wird, als Fugase lange Zeit meint. Denn da ist auch dieser Brief: „Fugase ist ein Mörder“. Den just diese Freundin erhält und damit Erinnerungen an das Wochenende vor drei Jahren wachrüttelt und Zweifel in Fugase entfacht. War es ein Unfall, der Hirosawa das Leben gekostet hat? War es Neid und Eifersucht eines der anderen Beteiligten? Die Lösung wird am Ende den Leser und Figase überaus überraschen, aber bis dahin darf man sich in Wuhre der feinen Sprache, dem ruhigen Ton und der ständig sich steigernden Tiefe der Erforschung der Protagonisten zuwenden, die Minato allesamt bestens erzählt auf die Seiten des Buches bannt. Wie da ein einzelner Mensch in alle Facetten betrachtet wird, aus den Augen seines Umfeldes und den Erinnerungen jener, die mit ihm Zeit verbrachten, das ist intensiv zu lesen. Ebenso, wie die Trauer Fugases mehr und mehr fast körperlich fühlbar in den Raum tritt und die Themen der Ziele im Leben, wahrer Freundschaft, der Liebe und einer Haltung dem Leben und den Mitmenschen gegenüber, die wahrhaft edel zu nennen ist, sich eindrucksvoll vor den Augen des Lesers entfaltet. Begleitet natürlich von der durchgehend spannnenden Frage, wer denn jene Briefe verfasst hat, was wirklich in jener Nacht im Landhaus geschah und wie Fugase indirekt an allem zentral beteiligt sein wird, auch wenn er vordergründig nie im Mittelpunkt steht. Eine empfehlenswerte Lektüre.

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