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Rezension zu
Ausgezählt

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Klar und mit Zug erzählt

Von: Michael Lehmann-Pape
21.06.2019

Atlee Pine, ehemalige Gewichthebering mit fast Olympia Qualifikation, das ist Baldaccis neue Ermittlerfigur und, das kann man vorwegsagen, eine durchaus gelungene Figur, die in Teilen an Jack Reacher erinnert. Auch wenn die kühle Ermittlerin nicht frei vagabundierend in der Gegend herumzieht, sondern eines der wenigen Ein-Frau-Büros des FBI in der Nähe des Grand Canyon leitet. Doch sobald Pine Ermittlungen auf eigene Faust beginnt, zu vollziehen und durchaus in harte, körperliche Auseinandersetzungen gerät und zudem ihren klugen Verstand einsetzt, um das große Ganze dieses verwickelten Falles bis hinauf in oberste Dienstränge der Regierung zu verfolgen, dann sind durchaus starke Ähnlichkeiten zu erkennen. Dabei handelt Pine allerdings nicht alleine, sondern in Form eines Zweier-Teams, das ebenso treffend gelungen seine Ermittlungen vollzieht und sich von nichts und niemand abschrecken lässt. Wie allerdings aus dem Tod eines Lastenmulis über alte „ägyptische“ Legenden des Grand Canyons dann eine ausgewachsene Verschwörung langsam, aber sicher erkennbar wird, unter Einbeziehung eines wohl militärischen Hubschraubers und hier und da einer Andeutung, dass man als Regierung außerhalb der Grenzen des Landes noch ganz andere „Verhörmethoden“ anwenden könnte, das bietet zwar im Fall selbst Spannung und Tempo, wirkt aber doch in Teilen sehr weit hergeholt und zu konstruiert, um als realistisch betrachtet werden zu können. Der zu gute kommt, dass Baldacci einen Thriller verfasst hat, der sich wohltuend nicht in verschiedenen Perspektiven, Rückblenden, Erinnerungen oder verzweigten Handlungssträngen gestaltet, sondern konsequent aus der Perspektive der Ermittlerin erzählt wird. Was dem Tempo und dem Mit-Rätseln des Lesers überaus förderlich ist und in klarer Sprache wie aus einem Guss erzählt vor Augen liegt. Das dabei auch von Beginn an ein biographischer roter Faden als „Geschichte in der Geschichte“ mit aufgenommen wird und den Charakter Pines durch ein traumatisches Ereignis in der Kindheit mitgestaltet, Brüche in der Persönlichkeit ebenso erklärbar macht, wie das zurückgezogene Leben Pines und die Freude an der teilweisen Einsamkeit, das gibt dem Thriller zudem einen zwar durchaus bekannten und oft verwendeten Hintergrund, der aber zugleich eine längere Erzähllinie über demnächst weitere Bände mit der Ermittlerin bereits früh beim Leser verankert. Das ein bis dato wenig auffälliger Mann im Canyon spurlos verschwindet, dass dieser Mann vielleicht gar nicht jener ist, auf dessen Namen der Trip gebucht wurde, dass auch das erweiterte Umfeld, von der Kirchen-Basketball-Mannschaft bis zum Bruder hin einem strikt prüfenden Blick nicht unbedingt standhalten wird und dass das teuer wirkende Haus des Mannes im Inneren sich ganz anders darstellt, als man vordergründig glaubt, all das nun bestimmt die Abfolge der Ermittlungen dieses konkreten Falles, in dem man bei der Lektüre irgendwann so gut wie jeden für verdächtig hält, für die „Gegenseite“ tätig zu sein. Bis sich Pine in hohe Regierungskreise (nicht nur der USA) vorarbeitet und dabei die Gefahr für sie persönlich Seite für Seite drängender zunimmt. Eine sehr klar erzählter Thriller, der anregend unterhält, aber nicht unbedingt voller Realismus steckt.

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