Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Tagebuch eines Buchhändlers

Die Welt des Buchhandels

Von: Franziska_J
10.09.2019

„Ob ich ein Buchhändler de métier sein möchte? Alles in allem – trotz der mir entgegengebrachten Freundlichkeit meines Arbeitgebers und einiger glücklicher Tage, die ich in dem Laden verbracht habe – nein.“ (George Orwell: Erinnerungen an eine Buchhandlung) 2001 erwarb Shaun Bythell seine Buchhandlung The Bookshop, die zu einer der größten Secondhand- Buchhandlungen Schottlands geworden ist und die damit auch ein wahres Paradies für Bücherfreunde ist. In Tagebuch eines Buchhändlers (erschienen am 12.08.19 bei btb) gewährt Bythell uns nun einen Blick hinter die Kulissen. Auf amüsante, unterhaltsame, aber besonders auch auf kritische Weise erzählt er von seinem Beruf als Buchhändler, der ihm so einiges abverlangt. „Nach dem Mittagessen ist die Papierrolle für die Kasse zu Ende gegangen […], weshalb ich etwa zwanzig Stück bestelle. Damit sollte die Kasse für die nächsten ein bis zwei Jahre versorgt sein. Hoffentlich kürzer, wenn das Geschäft wieder besser läuft.“ Als Bücherliebhaber erscheint einem die Arbeit als Buchhändler vermutlich ziemlich paradiesisch: Sein Hobby zum Beruf machen, anderen Menschen den ganzen Tag lang die geliebte Literatur näher bringen und interessante Gespräche führen. Doch wie Bythell teils humorvoll, teils sehr erst zeigt: Die Realität sieht leider ganz anders aus. Zwar verschaffen ihm unerwartete antiquarische Funde immer wieder einen Höhenflug, doch in Zeiten von Amazon und Onlineshopping plagen ihn zahlreiche finanzielle Sorgen. Jeden Tag listet er darum in seinem Tagebuch akribisch seine Einnahmen auf und überlegt, wie er seinen Umsatz steigern kann. So ist jeder Eintrag in irgendeiner Weise geprägt durch die Sorge um den Fortbestand seines Ladens und als Leser gewinnt man irgendwie den traurigen Eindruck, dass es manchmal kaum mehr um die Literatur an sich geht. Das Geld hat die Kunst gefressen, so erscheint es zuweilen. Auf viele bibliophile Leser wirkt Tagebuch eines Buchhändlers damit wie der von Franz Kafka beschriebene „Faustschlag auf den Schädel,“ der die Einstellungen des Lesers grundlegend verändert. Man möchte es darum glatt wie Bythell machen und einen Kindle erschießen oder sein Amazon-Kundenkonto für immer löschen. „Den ganzen Nachmittag über war es still im Laden – bis um 16:59 Uhr, als ein Paar mittleren Alters hereinspazierte […]. Beide gingen sofort zu den Kisten mit den noch nicht ausgepreisten Büchern von Stuart Kelly und stöberten darin herum. Sie nahmen ziemlich viele der Bände heraus und stapelten sie überall auf dem Boden.“ Berührend und anschaulich beschreibt Bythell (für alle, die es vergessen haben sollten), was den Kontakt zum Buchhändler vor Ort so lohnenswert und wunderbar macht: Die vielen, mit Büchern gefüllten Regale, die Möglichkeit, ein Buch herauszunehmen, darin zu blättern oder auch die ersten Seiten zur Probe zu lesen und natürlich das persönliche Gespräch mit Menschen, die Bücher ebenso zu schätzen wissen wie man selbst. In diesem Sinne ist das Tagebuch um einige Fotografien aus Bythells Buchhandlung ergänzt, die so zauberhaft eingerichtet ist, dass sie mit Leichtigkeit ein Geschäft aus der Winkelgasse sein könnte. Man möchte sich direkt in den nächsten Flieger nach Schottland setzen… Tagebuch eines Buchhändlers – Eine dringend benötigte Ode an den lokalen Buchhandel. Lest weiter unter: https://www.randomhouse.de/Taschenbuch/Tagebuch-eines-Buchhaendlers/Shaun-Bythell/btb-Taschenbuch/e556495.rhd

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.