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Rezension zu
Die Dame hinter dem Vorhang

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Wunderschöne Hülle mit schwachem Inhalt

Von: Peter
26.09.2019

Ende der 1920er Jahre tritt die junge Jane Banister als Hausmädchen in den Dienst der exzentrischen (Lebens-)Künstlerin Edith Sitwell. Schon ihr Großvater und ihre Mutter Emma dienten der Familie auf Renishaw, dem Stammsitz der Sitwells. Doch ihr neues Leben in London inmitten unkonventioneller Künstler hat nichts mehr mit der beschaulichen Jugend auf einem englischen Landsitz zu tun ... Das Buch ist wunderschön und hochwertig mit Leinenrücken und Lesebändchen gestaltet. Äußere Gestaltung und Inhaltsbeschreibung versprachen ein Lesevergnügen genau nach meinem Geschmack: eine Mischung aus Fakten und Fiktion, um eine schillernde und begabte Literatin der britischen Avantgarde näher kennen zu lernen, gespickt mit einer Prise 'Downton Abbey'. Leider wurden meine Erwartungen enttäuscht: Die Erzählerin Jane Banister bleibt über weite Strecken eine inhaltsleere Stafagefigur. Das Motiv der (zu Anfang) jungen, schönen und intelligenten Frau, fast ihr komplettes Leben der aufbrausenden und schwierigen Egozentrikerin Edith Sitwell zu opfern, bleibt unerklärt. Ebenso Janes plötzlich distanziertes, fast schon gleichgültiges Verhältnis zu ihrer Mutter. Auch das Rätsel um Janes unbekannten Vater wirkt wie eine allzu grob gezimmerte Rahmenhandlung, spielt es doch nur am Anfang und Ende der Handlung überhaupt eine Rolle. Fast schon ärgerlich fand ich die Schilderungen Emma Banisters als Kind - eine Fünfjährige (!), die reflektiert, spricht und handelt wie eine Erwachsene, ist nicht nur unglaubwürdig, sondern trübt auch insgesamt das Lesevergnügen. Obwohl der Inhalt eigentlich ganz meinem Geschmack entsprechen sollte, habe ich mit dem Lesen schwer getan, zu willkürlich die Aneinanderreihung von - vermutlich historisch überlieferten - Anekdoten über Edith Sitwell, zu häufig die Ungereimtheiten bzw. offenen Fragen der fiktiven Handlung rund um Jane Banister, zu hölzern fast sämtliche Nebenfiguren. Das Buch ist zweifellos ein liebevoll gestaltetes Coffee-Table-Book mit einem spannenden Thema, was leider für meinen Geschmack nicht angemessen umgesetzt wurde, immerhin vermochte es mein Interesse an der historischen Edith Sitwell und ihren Zeitgenossen zu wecken.

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