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Rezension zu
Der Fund

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

"Der Fund" von Bernhard Aichner - Ein Buch mit überraschender Wende

Von: Angela M.
29.10.2019

Zu Beginn fällt es schwer, sich in die Handlung hineinzufinden. Das liegt unter anderem daran, dass die Ausgangssituation für meinen Geschmack einen Hauch zu klischeehaft ist: Die 53-jährige, unbescholtene Verkäuferin Rita erscheint tagein tagaus zu ihrer Arbeit an der Supermarktkasse und lebt auch sonst ein routiniertes Leben. Eines Tages findet sie in einer Bananenkiste im Lager mehrere Kilogramm Kokain und sieht darin die letzte Möglichkeit, ihrem Leben eine Wendung zu geben. Nach ein paar Seiten liest man sich dann aber in die Geschichte ein und will wissen, ob Ritas waghalsige, ja fast wahnsinnige Pläne aufgehen. Auch die Charaktere kommen teilweise stereotyp daher: die unscheinbare Hausfrau, die sich durch den unverhofften Fund die Chance auf ein neues Leben erhofft, fernab vom tristen Alltag und ihrer lieblosen Ehe; der Ehemann, der dem Alkohol verfallen ist und seiner Frau keine Aufmerksamkeit mehr schenkt; der egozentrische Milliardär mit psychopatischen Zügen, der zu rauschenden Festen in seiner Villa einlädt. Die Figur der Rita macht es schwer, sich mit ihr zu identifizieren. Man wird zum Zeitpunkt des Drogenfundes einfach in ihr Leben geworfen, was in den vorherigen 53 Jahre geschehen ist, erfährt man nur kurz angerissen in den Verhören oder durch knappe Informationen von Rita selbst oder der Erzählerstimme. Die Sprache ist durchgehend sehr objektiv und distanziert. Alles in allem erschwert das die Möglichkeit, sich den Figuren anzunähern. Dies geschieht erst im Verlauf der Geschichte, wenn man sich an den Schreibstil gewöhnt hat und man vereinzelt auch subjektive und mehr oder weniger emotionale Eindrücke von den Charakteren erhält. Der Wechsel der Kapitel aus Sicht Ritas und Kapiteln, in denen der ermittelnde Kommissar die Verdächtigen verhört, können anfangs etwas verwirren, erklären aber oftmals die Hintergründe für vorangegangene und von Rita nicht weiter erläuterte oder noch folgende Situationen, Aussagen und Informationen. Man hat fast jede Figur mindestens ein Mal im Verdacht. Es finden sich fast schon zu viele Motive für den Mord – hinter jeder Ecke wartet ein neuer Verdächtiger. Einige stilistische Mittel machten das Buch zeitweise schleppend für mich zu lesen: Das waren zum einen die ständigen Wechsel in den Zeitformen (auch innerhalb eines Kapitels, die für mich nicht immer nachvollziehbare inhaltliche Gründe hatten). Zum andern wird der stark parataktische Satzbau konsequent bis zum Ende durchgezogen – ein Stilmittel, das man mögen muss, um im Lesefluss nicht gestört zu werden. Für mich persönlich hat es diesen langwieriger gestaltet als er eigentlich war und machte das Buch etwas anstrengend zu lesen. Der Ausgang der Geschichte hat mich jedoch absolut überrascht; bis wenige Seiten vor dem Ende hatte ich nicht mal in die Richtung gedacht, die Bernhard Aichner seinen Figuren gibt. Insgesamt wird die Handlung spannend aufgebaut und ich habe das Buch gerne gelesen.

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