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Rezension zu
Die Hafenschwester (1)

Martha mach Karriere

Von: Ulrike Rosina
19.11.2019

Marthas Eltern, der Vater ist Schauermann im Hafen und be- und entlädt die Schiffe aus aller Welt, die Mutter verdient durch Näharbeiten etwas dazu, tun alles, um ihren drei Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen. Martha soll eine Schneiderlehre machen und ihr jüngerer Bruder sogar aufs Gymnasium. Dafür wird jeder Pfennig zur Seite gelegt. Als nach der kleinen Schwester auch Marthas Mutter an der Cholera erkrankt und trotz Marthas aufopfernder Pflege stirbt, geraten alle Hoffnungen ins Wanken. Der Vater verkriecht sich in sich selbst, vernachlässigt seine Arbeit, sucht Trost im Alkohol. Wollen sie nicht verhungern, muss Martha die Verantwortung für die Familie übernehmen. Dass ausgerechnet die Pflege ihrer Mutter ihr ganz neue Zukunftsperspektiven eröffnen wird, wagt das überforderte Mädchen in dieser Situation nicht zu träumen. EIN PACKENDES ZEITGEMÄLDE Wie hätte mein Leben ausgangs des 19. Jahrhunderts ausgehen? Vermutlich nicht so viel anders als bei Martha. Abitur? Fehlanzeige. Studium? Erst recht nicht. Selbstbestimmt und selbstfinanziert leben? Nein. Dabei liegen gerade mal 120 Jahre, also rund fünf Generationen zwischen ihrer und meiner Jugend. Zwar habe ich mir tatsächlich noch den Satz “Was brauchst du Abitur? Du heiratest doch sowieso.” anhören müssen, aber interessiert hat er mich nicht mehr. Er sagte nur etwas über die Person aus, die sich entsprechend geäußert hat, nicht über meine Möglichkeiten. Für Martha schien hingegen dies die einzige Chance zu sein, hätte nicht die Cholera gewütet. Weil sie durch die professionelle Pflege ihrer Mutter positiv auffällt, bekommt sie die Chance, als Krankenwärterin zu arbeiten. Kein angesehener Beruf, aber immerhin ein eigenes Einkommen. Und das ist nur der Beginn. Schnell fällt auf, dass sie ein Händchen für Kranke und die Medizin hat. Da sie gleichzeitig freundlich, höflich und wissbegierig ist, wird ihr der Weg zu einer Ausbildung zur Krankenschwester geebnet. Ein Weg, der eigentlich nur den reichen Bürgerstöchtern offen steht. Entsprechend schwer wird ihr hier das Leben gemacht. MARTHA NUTZT IHR CHANCEN Doch Martha setzt sich zu Wehr. Und sie findet Gleichgesinnte. Da sind zum einen die privaten Frauenzirkel. Frauen einflussreicher Männer, die wiederum ihren Einfluss für benachteiligte Frauen einsetzen. Zum anderen sind da die Treffen der Sozialdemokraten. Hier fühlt sich Martha verstanden und hier trifft sie auch den Mann, der ihr Leben begleiten wird. Der sie nicht beschränkt sondern sie darin unterstützt, ihre Träume umzusetzen und zu leben. Der ihr Mut macht, sich aber auch von ihr stützen lässt, als für ihn nicht so läuft, wie geplant. Gemeinsam leben sie ein Leben, das ihrer Zeit weit voraus war. Die Hafenschwester von Melanie Metzenthin hat mich begeistert und ich warte gespannt auf Band zwei der hervorragend recherchierten Saga.

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