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Rezension zu
Mein Weg durch die Wälder

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Auf in die Pilze!

Von: floskel
05.01.2020

Pilzesammeln gilt als der Nationalsport der Polen. Und tatsächlich habe ich sehr viele Kindheitserinnerungen daran: Wir huschen, mit Körben, Gummistiefeln und Messern ausgestattet, durch den Wald. Recht schön sind die Erinnerungen insofern nicht, weil das Pilzesuchen ziemlich frustierend war für mich als Kind. Selten hab ich überhaupt Pilze gefunden. Und wenn ich dann doch mal welche gefunden habe, die hübsch und deshalb meiner Meinung nach essbar aussahen (haha!), dann stellte sich, nachdem ich durch den ganzen Wald nach meinem Opa gebrüllt habe, IMMER heraus, dass sie nicht essbar waren. Auch mein Biologiestudium hat an dieser Ahnungslosigkeit nichts geändert. Nach der Lektüre von „Mein Weg durch die Wälder: Was mich Pilze über das Leben lehrten“ (furchtbarer Titel übrigens, da finde ich den englischen so viel besser und passender: „The Way Through the Woods: of Mushrooms and Mourning“) von Long Litt Woon hab ich jetzt aber sowas von Feuer gefangen... aber jetzt Mal von Anfang an: Witzigerweise ist mir das Buch tatsächlich zuallererst auf Polnisch begegnet (wenig verwunderlich, siehe oben). Ein Buch über Pilze und Trauer, das klingt doch ganz nach meiner Kragenweite. Dann habe ich viele begeisterte Rezensionen gelesen.... Und ja, was soll ich sagen, es ist tatsächlich hauptsächlich ein wunderbares, unterhaltsames, lehrreiches, kurzweiliges Buch über die Welt der Pilze. Genauer: über die (schräge!) Pilzsammlercommunity und ihre (Initiations-)Rituale, über essbare, nicht essbare und giftige Pilze und über die höchst interessanten, oft kulturell bedingten länderspezifischen Unterschiede in der Einteilung verschiedener Arten zu diesen Gruppen, über das Pilzesammeln und dessen Wirkung auf die hauseigene Küche, auf die Naturverbundenheit der PilzesammlerInnen, über psychoaktive Pilze, weiteres Kurioses, ach, es ist einfach äußerst facettenreich (und dabei so interessant!!!!). Ich habe es nicht nur wahnsinnig gerne gelesen, sondern auch nie ohne mein Handy dabeizuhaben – ich glaube so viel gegoogelt und recherchiert hab ich noch nie neben der Lektüre (Bilder, Informationen, Rezepte, Pilzkurse!). Und zu alldem (und das allein würde wirklich schon reichen um das Buch gut zu finden!) ist es in geringeren Teilen auch noch ein Buch über Trauer. Long Litt Woon hat sich nämlich nach dem tragischen und unerwarteten Verlust ihres Ehemannes dem Reich der Pilze zugewandt. Sie lässt uns teilhaben an den Gefühlen, die sie im Zuge dessen durchlebt – Trauer, Schmerz, das Bedürfnis nach Ablenkung (die Pilze!), die Isolation, der langsam voranschreitende Heilungsprozess (die Pilze!!)... das ist ehrlich und intim und treffend beschrieben und oft berührend. Dass das Buch auch noch ziemlich schön gestaltet ist (aber: der Titel!), tut dem Ganzen noch ein Übriges. Nach der Lektüre hab ich meine (polnischen!) Eltern angerufen und sie mussten mir versprechen, dass sie mich, diesen Herbst beginnend, in die Kunst des Pilzesammelns einweihen – ich kanns wirklich kaum erwarten. Jippie, auf in die Pilze!!

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