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Rezension zu
Das Krokodil

Ein kleiner Schatz der russischen Literatur und ein Dostojewski, wie man ihn womöglich nicht gewohnt ist

Von: Sophie VERStand
26.04.2015

Für mich als Klassikerliebhaber war eine Neuauflage von Erzählungen Dostojewskis natürlich ein kleines Highlight dieses Jahr. Dieser Band wurde insofern angekündigt, als dass er die „komischen“ Seiten Dostojewskis aufzeigen sollte. Der Erzählband besteht aus fünf Erzählungen, die aus verschiedenen Wirkungsjahren des Autors stammen. Den Beginn macht der „Roman in 9 Briefen“ auf kaum 28 Seiten, in dem sich zwei Männer via Briefkorrespondenz und voller Missverständlichkeiten bis zum Bruch ihrer Freundschaft verunglimpfen. Die zweite Erzählung ist gleichsam die titelgebende: „Das Krokodil“. Ich kannte Dostojewski bisher nur von seiner schwermütigen, wenn auch oft sarkastisch-ironischen Seite, doch spätestens wenn man diese Erzählung liest, wird man einer gänzlich neuen Facette dieses Großmeisters der russischen Literatur gewahr. Er weiß es, lustig, absurd und paradox und dennoch intelligent komisch zu sein. Ich habe bei dieser äußerst gelungenen Erzählung Tränen gelacht. Darauf folgt die 3. Erzählung „Eine peinliche Geschichte“. Unsere Hauptfigur verlässt bereits reichlich betrunken das Haus seines Freundes und sieht auf den Straßen seiner Stadt eine Hochzeitsfeier. Dort heiratet einer seiner Untergebenen, was ihn dazu veranlasst, diesen moralisch zu erbauen, tatsächlich crasht er diese Feier aber komplett. Die Gedanken des Betrunkenen und die Reaktionen der Hochzeitsgäste entlocken einem doch das ein oder andere Lachen. Ich war sehr begeistert davon! Bei den letzten beiden Erzählungen weiß ich nicht, wie sie in diesen Sammelband gelangen konnten, da sie nur wenig humoristische Elemente aufzeigen. „Die Sanftmütige“ ist ein innerer Monolog eines Mannes, dessen Frau sich vor Kurzem das Leben nahm und in „Ein kleiner Held“ lernt ein 11-jähriger die Freuden und Leiden des ersten Verliebtseins kennen. Letztere Erzählung erinnerte mich stark an Turgenjews „Erste Liebe“ und trug zudem große Anspielungen auf Shakespeare sowie grandiose Naturbeschreibungen mit sich. Wenn man Dostojewskis städtische Schilderungen gewohnt ist, trifft einen diese zarte Natur ganz besonders ins Herz. Ich empfand all diese Erzählungen als wichtig, erbauend und facettenreich. So recht passten aber nur zwei davon in ein Konzept eines Erzählbandes, der die „lustigen“ Seiten Dostojewskis aufzeigen sollte. Nichtsdestotrotz bekommt dieser kleine Schatz der Weltliteratur 4,5 Sterne von mir. Eine ganz klare Empfehlung also an euch, besonders wenn ihr gerade mit russischer Literatur einsteigen wollt. Ein umfangreicher Anhang-Teil erläutert ungewohnte Begrifflichkeiten und fasst in Kürze Entstehungsgeschichte und andere Zusammenhänge zusammen.

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