Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Haarmann

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Historische Ermittlungsarbeit

Von: Carolin_liest
23.03.2020

Im Hannover der 1920er-Jahre verschwinden Jungs, einer nach dem anderen, spurlos. Steckt ein bestialischer Massenmörder dahinter? Für Robert Lahnstein, Ermittler im Fall Haarmann, wird aus den Gerüchten bald schreckliche Gewissheit: Das Deutschland der Zwischenkriegszeit, selbst von allen guten Geistern verlassen, hat es mit einem Psychopathen zu tun. Lahnstein, der alles dafür gäbe, dass der Albtraum aufhört, weiß bald nicht mehr, was ihm mehr zu schaffen macht: das Schicksal der Vermissten; das Katz-und-Maus-Spiel mit dem mutmaßlichen Täter; die dubiosen Machenschaften seiner Kollegen bei der Polizei; oder eine Gesellschaft, die nicht mehr daran glaubt, dass die junge Weimarer Republik sie vor dem Verbrechen schützen kann. Ich habe mich schwer getan, in dieses Buch hineinzufinden. Das lag vor allem am zum Teil reduzierten sprachlichen Stil, der häufig in die Aufzählung von Substantiven oder Aneinanderreihung von Nebensätzen mündet. In der wörtlichen Rede werden keine Anführungszeichen verwendet, was recht irritierend zu lesen ist. Ich habe mich mit der Zeit mit diesen Gegebenheiten arrangiert, empfand es aber tatsächlich als anstrengend. Ich würde dieses Buch eher als historischen Spannungsroman und nicht als Krimi bezeichnen. Ich kannte den Serienmörder vorher nicht, aber durch den Titel ist ja schon klar, worauf das Ganze hinauslaufen wird. Insofern sind die spannenden Elemente an diesem Buch vor allem die Ermittlungsarbeit in einer politisch unruhigen Zeit unter widrigsten personellen Umständen. Vor allem im letzten Drittel drängt sich die Frage auf: Wie weit darf man gehen, um das Recht durchzusetzen und Sicherheit wiederherzustellen? Der Ermittler Lahnstein und seine persönlichen Probleme nehmen recht viel Raum ein. Einerseits fand ich das zum Teil redundant und unnötig, es hat die Spannung stellenweise herausgenommen. Andererseits trägt seine Hintergrundgeschichte zur Darstellung des Zeitgeistes entscheidend bei. Die Angst vor Strafen wegen (möglicher) Homosexualität, der Paragraph 175, schwingt immer mit. Dieses Milieu wird gut transportiert und auch, was die öffentliche Meinung hierzu war. Fazit: Insgesamt ein historischer Spannungsroman, der nicht nur den Serienmörder Fritz Haarmann, sondern auch den Zeitgeist der dunklen Seite der 20er Jahre mit politischen Unruhen und Armut auf interessante Art porträtiert. Der Schreibstil ist sicherlich speziell und gewöhnungsbedürftig.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.