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Rezension zu
Anastasia McCrumpet und der Tag, an dem die Unke rief

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Schurkencharme meets Modern Horror

Von: Krinkelkroken
29.04.2015

Achtung, aufgepasst! All jene Leseratten unter euch, die - wie ich - immer auf der Suche nach spannender, abenteuerlicher, ungewöhnlicher und skurriler Jugendliteratur sind, sollten sich den 11. Mai vormerken. Denn da erscheint Anastasia McCrumpet und der Tag an dem die Unke rief in den Buchläden. Zusammen mit Ada von Goth und Die genial gefährliche Unsterblichkeitsschokolade gehört dieses skurril-fantastische Abenteuer definitiv zu DEN Kinderbuchtiteln unseres noch jungen Jahres 2015. Anastasia, fast 11 Jahre alt, ist ein ganz gewöhnliches Mädchen. So scheint es zunächst. Und damit ist nicht gemeint, dass sie - wie bei so vielen vermeintlich gewöhnlichen Heldinnen - eigentlich unwissend unglaublich schön und perfekt ist, sondern sie ist tatsächlich einfach ganz gewöhnlich: sie sieht gewöhnlich aus, hat gewöhnliche Blähungen und gewöhnliche Eltern. Diese allerdings sterben bei einem Autounfall (die Eltern, nicht die Blähungen, leider), wie Anastasia eines Tages in der Schule erfährt. Mit dieser Nachricht endet also ihr gewöhnliches Dasein, denn ab diesem Zeitpunkt nimmt das Abenteuer seinen Lauf: Anastasia wird von zwei entfernt-verwandten Tanten, Prim und Prude, aufgenommen und wohnt von da an wie eine Sklavin auf einer gruseligen Festung, der ehemaligen Irrenanstalt St. Marter, deren Gelände von Königspudeln mit Metallgebiss bewacht wird. Fürchterlich! Tagein, tagaus wird sie zu anstrengender Hausarbeit gezwungen und bekommt kaum etwas zu essen. Doch ihr Aschenputteldasein wandelt sich, als sie feststellt, dass es noch andere Kinder auf dem Anwesen zu geben scheint und insgesamt merkwürdige Dinge vor sich gehen: Sie selbst beginnt Motten zu essen, die Tanten scheinen sich von Blutegeln zu ernähren und ein unheimliches Heulen durchdringt die Mauern. Nach ihrem großen literarischen Vorbild Francie Droplet, nimmt Anastasia kurzerhand all ihren Mut zusammen und beginnt, Nachforschungen an zu stellen. Und was sie dabei entdeckt, bringt sie in höchste Gefahr... Sie hatte ein schreckliches Gefühl in der Magengrube, das ausnahmsweise nicht von Blähungen herrührte. Nein, liebe Leser, es war ein innerer Unkenruf. (Anders gesagt: eine Stimme in ihrem Inneren, die ihr zuraunte, dass etwas äußerst Unangenehmes bevorstand. Sie sollte Recht behalten. Und wie!) (S. 20) Wer die Inhaltsangabe aufmerksam gelesen hat, wird festgestellt haben, dass sich das vorgestellte Buch von anderen dieses Genres unterscheidet. Sollte jemand Probleme mit Flüchen, Ehrlichkeit, Antiheldentum, Grusel oder Intelligenz haben, möge er lieber zu einem anderen Buch greifen. Anastasia McCrumpet fordert von seinen Lesern eine Menge, belohnt sie aber auch in hohem Maße mit einer außergewöhnlichen Protagonistin, jeder Menge Fantasiereichtum, einer gehobenen Sprache (von den Flüchen mal abgesehen - wobei auch die sehr einfallsreich sein können) und unglaublich komischen Momenten. "Es... Es tut mir leid", stammelte Anastasia. "Ich dachte, du wärst ein Fleck an der Wand." "Ein Fleck an der Wand!", rief der Junge. "Was sagst du dazu! Ein Fleck! Aber wenigstens lasse ich in anderer Leute Zimmer keinen Knattermann los." (180) Die Autorin stellt in ihrem Debüt ihr ganzes Können unter Beweis. Was bei Claire Legrand und ihrem Debüt Die Stadt der verschwundenen Kinder auf ungünstigste Weise präsentiert wurde (Entführung, Gruselanstalt, fantastische Horrorwesen), bekommt durch den ironischen und vor allem kindgerechten Anstrich von Holly Grant einen unwiderstehlichen Charme verliehen. Märchenhafte Elemente werden mit humoristischen Einlagen versehen und altenglischer Schurkencharme mit modernem Horror verwoben. Lustige Momente folgen auf widerliche, melancholische Gedanken treffen auf heldenhafte. Der Leser erlebt eine abenteurliche Odyssee der Skurrilitäten, die auch nach dem Lesen noch lange nachhallt. Freundschaft, Familie und wahrer Heldenmut wird auf unwiderstehliche Weise vermittelt und am Ende wird allen Lesern mitgegeben: Nichts ist wie es scheint - es gibt immer einen Ausweg! "Warum hat euer Gärtner einen alten Vogelkäfig auf dem Kopf?" "Das ist nicht einfach ein alter Vogelkäfig" antwortete Prim. "Es ist eine elegante viktorianische Antiquität." (41) Mutige Kinder ab 10 Jahren werden hier genauso auf ihre Kosten kommen, wie morbid-begeisterte Erwachsene. Vor allem aber ein gemeinsames Lesen garantiert viele spannungsreiche, lustige Lesestunden. Anastasia McCrumpet, oder wie die Reihe im englischen Originaltitel lautet: The League of Beastly Dreadfuls sollte man unbedingt im Auge behalten! Im wahrsten Sinne des Wortes, denn auch die Illustrationen von Josie Portillo tragen mit ihrem scherenschnittartigen Stil zur gruselig-skurrilen Atmosphäre der Geschichte maßgeblich bei. Also: unbedingt anschauen!

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