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Rezension zu
Vardo – Nach dem Sturm

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Mut in kargem Raum

Von: Elly Frenzel
11.04.2020

Was bleibt vom Leben, wenn der Alltag durch einen Schicksalsschlag entrissen wird? Ein tiefes Meer voll Trauer, Ungewissheit, Angst und Schuld. Aber es reicht bereits ein kleiner Funke, um ein Feuer zu entfachen. Und wenn man sich dann umsieht, kann man in dieser Unendlichkeit voller Gefahren, neue Möglichkeiten, Hoffnungen und Chancen entdecken. So ergeht es den Frauen von Vardø. Entrissen von ihrem Alltag, von der klaren Teilung zwischen den Aufgaben des Mannes und die der Frau, um das Überleben in einer unwirtlichen Gegend zu sichern, stehen diese Frauen plötzlich dem Tod gegenüber. Nicht nur dem Tod ihrer Männer, sondern auch vor ihrem eigenen. Die gesamte Last des Lebens liegt nun auf ihren Schultern. Und es bedarf nur einer von ihnen, die mutig genug ist, den ersten Schritt zu gehen. Außerdem bedarf es Liebe und Vertrauen, die sich zum Teil erst jetzt richtig zeigen können. Jetzt da alle Normen und Grenzen, Booten gleich, davon gespült wurden. Doch wo Liebe und Vertrauen gedeihen, da sprießt auch Hass. Vor dem Mut, der Stärke und dem Lebenswillen derer, die zu leben wagen. Gerade diese neu gewonnene Liebe zum Leben bedeutet eine Gefahr für Männer, die klare Bahnen brauchen. Denn Sicherheit gibt es für den, im Herzen unsicheren Mann nur da, wo er unabdingbar, unersetzlich ist. Wer diese Würde des Mannes angreift, wird seinen lodernden Zorn zu spüren bekommen. Wobei auch dieser Zorn erst entfacht wird durch die Eifersucht und den Hass einer anderen Frau. Gleich einer prachtvollen Burg, die erst durch eine Frau ihre Bedeutung gewinnt. Ohne dass der Mann es je merken würde. Kiran Millwood Hargrave lässt die Geschichte derer auferstehen, die anders, mutiger waren, als es damals erlaubt war. Sie gibt den Frauen vom Leben gezeichnete Gesichter. Doch steht nicht der Schrecken im Vordergrund. Nicht die Gräueltaten dieser Epoche. Viel mehr was Not, Angst, Schuld, aber auch Freiheit und Zuversicht in Menschen auslösen können. Das Schicksal von Vardø steht auf, wird lebendig. Es entsteht ein Gleichnis für all die furchtbaren Dinge, die Menschen anderen Menschen angetan haben. Aus dem simplen Grund, weil sie anders waren. Weil sie etwas hatten oder konnten, was andere wollten. Oder weil sie anderen Angst machten. In einer Zeit, in der wir vergessen zu haben scheinen, was damals passierte. Dabei könnte es in der heutigen Zeit nicht wichtiger sein, uns dies zu verdeutlichen. Was für Unglück und Leid über Menschen gebracht werden können durch Angst und Ignoranz vor dem Unbekannten. Auch wenn wir Hexen nicht mehr verfolgen und im Namen Gottes keine Feuer mehr entfachen, versuchen wir immer noch, uns Unbegreifliches zu vernichten, anstatt uns an den Wal mit fünf Flossen zu gewöhnen. Dieses Buch zeigt uns in einer wunderbaren Art und Weise, wie eine zerstörerische Macht in jedem einzelnen wütet und zerstört. Ungeachtet ob Täter oder Opfer. Es zeigt uns, was passiert, wenn der Samen von Eifersucht und Abneigung sprießt und gedeiht. Aber es zeigt uns auch, dass das Leben voller kostbarer Momente ist. Ganz ungeachtet, wie schwarz die Nacht sein mag. Man muss sich seinen eigenen Albträumen stellen und damit unendlich viel gewinnen. Das Meer ist stets und ständig in Bewegung. Es steht nie still. Verändert sich ständig, entwickelt sich immer neu. Obwohl es ewig währt. Genauso verhält es sich mit unserem Leben. Und dieses Buch ist das beste Beispiel dafür!

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