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Rezension zu
Rabenprinz

Ein Buch, welches für jeden eine andere Geschichte erzählt

Von: Rainbowwalker
16.04.2020

"»Es macht mir nichts aus, Euch ohne Euren Glimmer zu sehen«, erklärte ich ihm. »Ihr seid nicht hässlich.« Du bist nicht kaputt." (S. 113) Dies ist nur eines der vielen Zitate, die mich in diesem Buch sehr tief berührten und dafür sorgten, dass ich jenes Werk so schnell nicht mehr vergessen werde. Die 17-jährige Isobel ist eine begabte Porträtmalerin mit einer gefährlichen Klientel: das unheimliche Volk der Elfen; unsterbliche Wesen, die nichts erschaffen können, ohne zu Staub zu zerfallen. Doch als Isobel ihren ersten royalen Kunden empfängt – Rook, den Prinz des Herbstlandes – begeht sie einen fatalen Fehler. Sie malt den menschlichen Schmerz in seinen Augen – eine Schwäche, die Rook das Leben kosten könnte. Um sein Leben zu retten, müssen Isobel und Rook lernen, einander zu vertrauen. Doch als aus Vertrauen langsam Liebe wird, brechen die beiden ein Gesetz des Elfenvolkes, das gnadenlose Konsequenzen nach sich zieht … Noch bevor ich überhaupt den Inhalt zu diesem Buch erfuhr, wusste ich, dass ich es unbedingt lesen musste. Dies rührte nicht nur von meiner Obsession mit Raben, auch das mystische Erscheinungsbild zog mich an wie das Licht die Motten. Und als dann auch noch der Text auf dem Buchrücken stimmte, war ich in heller Vorfreude und konnte es kaum abwarten, dieses Werk endlich zu lesen. Dementsprechend hatte ich recht hohe Erwartungen, ich hatte gehofft, mich in dem Buch verlieren und dann wiederfinden zu können, da ich - wie die Protagonisten - ebenfalls für mein Leben gerne male und diese aufgegriffene Fertigkeit, kombiniert mit dem männlichen Charakter, welcher mir wie auf den Leib geschneidert schien, einfach nur magisch wirken konnte. Zuerst hatte ich angst, mit einer solchen Erwartungshaltung in ein Buch zu gehen, da ich dann meist enttäuscht wurde, doch zum ersten Mal seit Langem hat mir eben jene Erwartung nicht mein eigenes Lesegrab geschaufelt. Weswegen dem so war, versuche ich euch folgend zu erklären. Beginnen wir doch erst einmal mit der Ausgangssituation: Isobel ist eine sehr kontrollierte und reservierte Persönlichkeit, die ihren elfischen Kunden aufgrund von vergangener Erlebnisse nur so weit traut, wie sie werfen kann. Ihr Charakter ist logisch konstruiert, ausgearbeitet, und durch die Kühle, welche sie umgibt, erhält der Leser eine erfrischende Abwechslung zu den recht leichtzüngigen Individuen, mit welchen man in den meisten anderen Werken konfrontiert wird. Schon das alleine hat mich fasziniert und bewirkt, dass ich das Buch nach der ersten Seite nicht mehr aus der Hand legen konnte. Des Weiteren gefiel mir der Schreibstil unsagbar gut, ihre Ausschweifungen kamen mir nicht überflüssig, sondern notwendig vor und die Art, welche sie benutze um ihrer Welt Leben einzuhauchen hat mich gefesselt, von den Elfen ganz zu schweigen. Ich habe es geliebt, wie sie diese Fabelwesen interpretierte und auch wenn ich mich gefreut hätte, wenn da ein paar mehr Worte über die Wilde Jagd gewesen wären, wurden alle meine Wünsche bezüglich eines Fantasy-Buches erfüllt. Ein weiteres Lob muss ich an die Konstruktion der Liebesgeschichte aussprechen. Diese war so zart und so wundervoll, dass meine Faszination kein Ende nahm. Ein Beispiel, welches ich in Betrachtung dessen gerne anbringen würde, ist jenes: "»Du bist nicht schwach«, erklärte ich. Ich wusste, das hatte ihm in all den langen Jahrhunderten seines Lebens noch nie jemand gesagt. »Die Fähigkeit zu fühlen ist eine Stärke, keine Schwäche.« »Nicht für uns«, entgegnete er. »Für uns nie.«" (S.187) Diese leise Entwicklung vom Sie zum Du; diese kleinen Prisen Schmerz, welche dem Buch einen so süßen, melancholischen Geschmack verliehen, habe ich wirklich geliebt. Ich möchte nicht zu viel verraten und bringe deshalb auch keine weiteren Zitate mehr mit ein, doch es gibt so viele Stellen, wo diese raffinierte Entwicklung und Wortwahl mich immer wieder beeindruckte, mich berührte. Ich denke das war es, was mich so fasziniert vor diesem Buch hat sitzen lassen und dafür sorgte, dass ich nicht mehr aufhören konnte zu lesen: Ich war berührt. Ehrlich berührt, und das hatte ich schon wirklich lange nicht mehr bei einem Buch erlebt. Dabei fiel mir auch eine Sache besonders auf: Ich fand Mängel, ich fand Dinge, an denen ich mich sonst gestoßen hätte, doch sie störten mich hier einfach nicht. Exemplarisch zu nennen ist hier die Tatsache, dass Rook als Prinz immer wieder behauptet, unglaublich stark zu sein, und doch müssen sie immer wieder wegrennen und verlieren gegen ihre Gegner. Oder dass Rook Isobel einfach in einen Wald schleppt, um sie vor Gericht zu ziehen, diese Anfangsintuition jedoch irgendwie komplett verloren geht. Ebenfalls die Story, welche kein wirkliches Ziel verfolgt und sich handlungstechnisch kaum entwickelt, hätte mich normalerweise gestört - immerhin fand ich diese Kritikpunkte, doch die Entwicklung zwischen Rook und Isobel, der Schreibstil und die Schönheit, welche hinter jeder Seite steckte, ließen all jene belanglos erscheinenden Einzelheiten zu unklaren Hintergrundgedanken verwischen, die irgendwann keine Bedeutung mehr hatten. Um ehrlich zu sein, würde ich das Buch gerade am liebsten noch ein zweites Mal lesen, einfach um sicher zu gehen, dass ich von dieser unterschwelligen Melancholie kein sprachliches Bild übersehen, und keinen doppelbödigen Satz überlesen habe. Denn dieses Buch ist für mich keine einfache Liebesgeschichte, irgendwo schreit sie für mich nach Schmerz und Fernweh und ich kann nicht in Worten ausdrücken wie bewegend ich Werke finde, die solche Nachrichten nur an Leser adressieren, die bereit sind nach solchen Hinweisen zu suchen. Ich ziehe also nur einen Stern ab, da das Werk - auch wenn ich es versuchte auszublenden - an einigen Stellen nicht perfekt war, und ich die genannten Punkte objektiv gesehen nicht einfach ignorieren kann. Konkludierend fallen mir keine Worte dafür ein, wem ich dieses Buch empfehlen würde um wem nicht, da ich das Gefühl habe, dass dieses Buch nicht für jeden die gleiche Geschichte erzählt. Daher würde ich es soweit herunterbrechen und sagen, dass alle, die sich von dem Buch angesprochen fühlen, es lesen sollten. Denn im schlimmsten Fall gefällt es nicht und dieses Risiko einzugehen ist das Werk allemal wert.

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