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Rezension zu
Fremdes Licht

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Fremdes Licht

Von: Myriade
07.05.2020

Es ist ein Buch über Eis und Schnee, über große Kälte, über den hohen Norden und die Polarnacht, über die Kultur der Inuit, den Entdeckerdrang und die Weltausstellung in Chicago 1893. Es ist auch ein Buch über das Ende der Erde, über futuristische Gentechnologie und die letzten Menschen. Eine ungewöhnliche Familiengeschichte wird aufgerollt und aus verschiedenen Perspektiven zu verschiedenen Zeiten erzählt, wobei die genauen Zusammenhänge nicht völlig klar werden. Es ist ein großartiges Buch. Ich habe es gleich zweimal gelesen und kann gar nicht sagen, was mir am besten gefallen hat. Die Schilderungen des hohen Nordens, des Eises und der Kälte oder jene der Arbeitsweise der Schamanen, Sprache und Schriftzeichen der Inuit, das Eintauchen in das Schiff einer Polarexpedition oder doch der Teil der Geschichte, der auf einem Eisplaneten spielt auf dem das letzte Raumschiff der Menschheit gestrandet ist und der von der Hauptprotagonistin „Winterthur“ genannt wird. Der rote Faden der Handlung ist die Geschichte von Elaine Duval, einer Genetikerin, die eine herausragende Erfindung gemacht hat und auf dem Raumschiff reist, das die letzten überlebenden Menschen beherbergt und zu einer neuen Heimat bringen soll. Es ist auch die Geschichte des Lebens mit ihrem Großvater, dessen Mutter eine Inuit war, und der zurück nach Grönland zog, wo er seiner Enkelin die Kultur der Inuit näher brachte. Die Handlung zieht sich durch verschiedene Zeitebenen: die Gegenwart auf Winterthur, wo Elaine der letzte überlebende Mensch zu sein scheint, ihre Kindheit und Jugend mit dem Großvater in Grönland und in der Schweiz, die Zeit der Weltausstellung in Chicago,die Elaines Urgroßmutter als junge Frau in Begleitung eines norwegischen Polarforschers erlebt, dessen berühmten Namen man erst am Ende erfährt. Die Urgroßmutter kehrt nach Abenteuern nach Grönland zurück und wird zu einer Schamanin ihres Volks. Wer der Vater von Elaines Großvater ist, erfährt man nicht, ebensowenig wie wir irgendetwas über Elaines Großmutter erfahren. Das kann man als Schwäche des Romans sehen, aber auch als Stärke: es erzeugt den Wunsch diesen Nebel zu durchdringen und den Text ganz genau zu lesen um keinen Hinweis zu übersehen. Die sprachlichen Übergänge durch Zeit und Raum, die Assoziationsketten, den Wechsel der Zeiten und Perspektiven finde ich meisterhaft gelöst. Obendrein lebt der Autor in Wien und schreibt somit eine Sprache, in der ich mich absolut zuhause fühle.

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