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Rezension zu
Der Funke des Lebens

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein Drahtseilakt und Bad der Gefühle!

Von: Anonym
23.05.2020

Ein junges Mädchen möchte sich die Pille verschreiben lassen und besucht dafür mit ihrer Tante eine Frauenklinik. Doch beide ahnen nicht, dass ebendiese Klinik das Ziel eines Schützen und Geiselnehmers ist, der sich für Vergangenes rächen möchte. Und als wäre dem noch nicht genug, leitet auch noch der Vater des jungen Mädchens als Polizeiunterhändler die Vermittlung zwischen Schütze und Polizei. Ein Drahtseilakt und Bad der Gefühle! „Der Funke des Lebens“ ist eines meiner neuen Lieblingsbücher von Jodi Picoult. Ohne den Finger auf jemanden zu richten und zu urteilen beginnt eine Geschichte, die so vielen Frauen passiert. Das Buch kommt dabei ganz ohne Schuldzuweisungen aus, es werden lediglich die Hintergründe, Gedanken und verschiedenen Lebenssituationen der Protagonist*innen beschrieben. So wird von besorgten Vätern erzählt, die ihre Töchter beschützen möchten, bis hin zu Unschuldigen, die sich einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort aufhalten. Doch ist dieses Buch auch nichts für sehr schwache Nerven und kein leichter Roman – es werden viele emotional heikle und bedrängende Situationen beschrieben, die bei einigen Personen womöglich Traumata triggern können (Stichwort: Abtreibung, Geiselnahme, Amoklauf, Vergewaltigung). Auch für mich waren nicht alle Kapitel immer leicht zu lesen. Die vom Buch hervorgerufenen Emotionen waren teils so stark, dass ich es manchmal für einen Augenblick zur Seite legen musste, bevor ich das Lesen wieder aufnahm. Picoult schafft es, wie in vielen ihrer Bücher, dem Leser ein Bild vor Augen zu zaubern, welches einen auch nach dem Beenden des Buches nicht so schnell verlässt. Sie schuf die verschiedensten Perspektivwechsel und beschrieb individuelle Ansichten (seien es politische, soziale oder durch Erfahrungen geformte) und forderte damit dem Leser viel Empathie und Einfühlungsvermögen ab. Der Plot des Buches spielt sich dabei hauptsächlich in einer Frauenklinik ab, einer eher unüblichen Ortswahl für einen Roman. Nichtdestotrotz war diese Wahl sehr passend und wirkt mit den verschiedenen Nebenpersonen und Parallelgeschichten authentisch. Kritisch muss ich mich zu dem Buch jedoch bezüglich des Kapitelaufbaus und Buchendes äußern. Zu Anfang wird der Leser direkt in den Ausgangspunkt des Geschehens geworfen: ein Mann ist in die Frauenklinik eingedrungen und hat mehrere Geiseln genommen. Mit jedem weiteren Kapitel wird jedoch die Zeit zurückgedreht, von 17 Uhr bis schließlich 8 Uhr desselbigen Tages. Mag es anfangs noch spannend sein, die Beweggründe, bisherigen Leben und Motive der Protagonisten und Nebenfiguren zu erfahren, so zieht es sich doch teilweise in die Länge und ist ermüdend. Der Aufbau einer üblichen Geschichte wird dabei um 180 Grad gedreht und erst im letzten Kapitel befindet sich der Leser wieder am Ausgangspunkt des Geschehens und kann lesen, wie alles endet. Meiner Meinung nach fühlte sich dann ebenjenes Ende wie ein Paukenschlag an und war nach dem teilweise träge dahinfließenden Mittelteil des Buches zu abrupt und schnell. Womit wir bei meinem letzten Kritikpunkt wären: den Beziehungssträngen unter den Haupt- und Nebenpersonen. Was sich am Anfang noch realistisch und sorgsam gesponnen anfühlt, beginnt sich im letzten Viertel des Buches zu merkwürdigen Zufallsbegegnungen zu verdichten, welche zu sehr „gewollt“ wirken. So ist es beispielsweise mehr als seltsam, dass sich in einem riesigen Krankenhaus mehrere spätere Geiseln über den Weg laufen. Trotz allem blieb das Buch ein Lesegenuss und konnte mich nicht dennoch, sondern gerade aufgrund seiner schwierigen und vielschichtigen Thematik fesseln. Empfehlungen würde ich für diejenigen aussprechen, welche sich gerne auch einmal andere Meinungen und Erfahrungen zum Thema Abtreibungen zu Gemüte führen möchten oder denen, die einen emotional mitreißenden Roman lesen wollen.

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