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Rezension zu
Das sternenlose Meer

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Eine Geschichte in einer Geschichte in einer Geschichte

Von: Nico aus dem Buchwinkel
12.06.2020

„Das sternenlose Meer“ von Erin Morgenstern ist ein wirres Buch. „Wirr“ nicht im negativen Sinne, eher mit einer positiven Konnotation. Das Buch erzählt keine stringente Handlung, sondern vielmehr eine Geschichte in einer Geschichte in einer Geschichte. Die Charaktere sind Menschen und gleichzeitig Metaphern. Sie und ihre Handlungen stehen nicht nur für sich, sondern auch für größere Zusammenhänge. Ein sehr ambitioniertes Buch, aber macht das Lesen auch Spaß? Was eine Geschichte ausmacht… Was passiert, ist nicht leicht zu überblicken und noch schwerer zusammenzufassen. Das sternenlose Meer ist ein unterirdisches Heiligtum für Geschichten, das durch Türen erreicht werden kann, die gleichzeitig Portale sind. Zachary, Student der neuen Medien, findet in einem alten Buch eine Geschichte aus seiner Vergangenheit, in der er vor einer an eine Hauswand gemalten Tür steht und noch nicht durch diese hindurch geht. So beginnt Zacharys Suche nach dem magischen Ort, der sich das sternenlose Meer nennt und auf seiner Reise begegnet er unter anderem einer Frau, die als Max von „Wo die wilden Kerle wohnen“ verkleidet ist, der personifizierten Zeit und dem menschlichen Schicksal. Erzählt werden verschiedene Geschichten in unterschiedlichen Zeiten und Welten. In allen geht es um Veränderung, denn „Veränderung ist das, was eine Geschichte ausmacht“, so eine der vielen Botschaften im Buch. Mit zunehmender Lesedauer finden sich immer mehr Anknüpfungspunkte zwischen den Handlungssträngen, aber nicht immer habe ich es geschafft, den Überblick zu behalten und nicht alles setzte sich für mich beim Lesen zu einem sinnvollen Ganzen zusammen. Poetische Sprache, interessante Figuren Das Buch ist voll von Beschreibungen wie in dem Zitat oben. Es finden sich offene und versteckte Referenzen zu anderen Geschichten und Büchern (von denen ich sicher nicht alle erkannt habe). Die Sprache ist blumig und bildhaft, ich hatte beim Lesen immer wieder Aha-Momente und habe mir viele Textstellen markiert. Insgesamt passt die Sprache sehr gut zu der Botschaft, dass Bücher, Geschichten und Worte für uns so wichtig sind. Denn schlussendlich sind wir nichts anderes als Geschichten und Sternenstaub. Abseits der poetischen Sprache haben mich auch die Beziehungen zwischen den Figuren begeistert. Zum einen sind Freundschaften authentisch dargestellt und auch die weiblichen Figuren nehmen für den Fortgang der Handlung wichtige Rollen ein. Sie dienen nicht nur dem Vorankommen der männlichen Hauptfigur, wie in (zu) vielen anderen Büchern (hier gibt es dazu einen tollen Beitrag von Elisa von reisenderbuecherwurm.com). Zum anderen werden Lebensentwürfe abseits der Heteronormativität mit absoluter Selbstverständlichkeit im Buch dargestellt. Sehr feministisch also, das Ganze. Großes Vergnügen mit kleinen Schwächen Sprache und Figuren stechen sehr positiv hervor, weshalb ich ganz gut darüber hinwegsehen kann, dass für mich am Ende nicht jedes Puzzleteil seinen Platz gefunden hat und die Geschichte für mich nicht komplett rund wurde. Wer sich darauf einlassen kann, den erwartet in „Das sternenlose Meer“ eine magische Reise durch eine versteckte Welt voller Geschichten in Begleitung faszinierender Charaktere. Von mir gibt es 4 von 5 Sternen.

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