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Rezension zu
Das sternenlose Meer

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Eine magische und charmante Geschichte, die auf die Vorstellungskraft der Leser*innen setzt

Von: Karin Lipski
11.08.2020

"Wenn sich eine Tür schließt, dann öffnet sich eine andere"? Oh, wie gut dieser Spruch zu diesem Buch passt. Worum geht es in der Geschichte? Also, ehrlich gesagt, kann ich nicht behaupten, dass ich das beantworten kann. Vielleicht geht es einfach, um Anfänge und Enden, um (eine) Liebesgeschichte(n), um die Magie der Worte, Bücher. um Märchen, um das Schicksal und um eine Geheimorganisation. Vielleicht geht es aber auch noch um ganz andere Dinge (ich glaube, die Sache mit der Eulenversammlung habe ich immer noch nicht zu hundertprozentig verstanden). Diese Geschichte versucht alles zu sein und gleichzeitig nichts. Das ist es auch, was ich letztlich so sehr daran mochte. Für mich hat es das Buch geschafft, in seiner Handlung und Deutung offen, aber dennoch stets interessant zu sein, auch wenn man sich teilweise in wahnsinnig vielen Handlungssträngen verirrt. Ich bin irgendwann an den Punkt angelangt, dass ich nichts mehr erwartet habe. Ich habe mich nicht danach angestrengt, zwanghaft einen Sinn oder eine Botschaft darin zu entdecken, sondern habe einfach gelesen. Und das hat dann auch irgendwie gepasst, denn das Treiben des oder der Leser*in in diesem Meer an Informationen und Figuren, kann nur funktionieren, wenn man sozusagen einfach loslässt. Ich mochte, dass man in jedem Kapitel zwar irgendwie zurückgeschubst wurde, aber gleichzeitig auch vorankam, ohne zu wissen, in welche Richtung es geht. Dabei gefielen mir natürlich die ganzen literarischen Anspielungen, ganz zu schweigen das Literaturfest zu Beginn, an dem ich selbst gerne teilgenommen hätte und auch die kleinen Hinweise auf Bücher, die nur durch Details in Bezug auf das Cover beschrieben werden, die man aber irgendwie dennoch kennt. " 'Das ist doch absurd.' 'Die Absurdität der Angelegenheit ändert nichts an der Wahrheit'" S.332 Ebenso habe ich es genossen, in die Geschichten und Fabeln aus den Büchern gezogen zu werden, die der Protagonist Ezra entdeckt. Auch hier setzen sich nur einige Puzzleteile am Ende zusammen, das hat mich in diesem Fall aber gar nicht gestört. Das Verweilen in dieser Welt hat den ansonsten negativen Kritikpunkt beiseitegeschoben. Es gibt durchaus Dinge, die angesprochen werden zum Beispiel die Symbolik von den Schwertern, Monden, Bienen oder Herzen, bei denen ich mich doch gefragt habe, ob mir die kleinen Erklärungen dazu gereicht haben. Einerseits ist es auch hier geschickt gemacht, dass man als Leser*in eigene Deutungen hineingelegen kann, die auch durchaus Sinn machen würden, andererseits habe ich mir gedacht, dass die Autorin es sich dahingehend vielleicht doch zu einfach gemacht hat, indem sie eben so viel aus der Hand gibt. Das wurde von mir aber direkt selbst widerlegt, als ich daran dachte, dass die Geschichte ja eben dies erreichen will. Jede*r soll erkennen, dass sich eine Geschichte in unzählige Varianten entwickeln kann, wenn sie von jemand anderem betreten wird. Hach, eigentlich doch ziemlich clever also. Daher mochte ich tatsächlich auch die vielen Verschachtelungen von verschiedenen Geschichten und Ebenen, genauso wie die vielfache Auslegung der Figuren. Nach und nach erkennt man, welche Funktionen damit abgedeckt werden und wie sich die Dynamik der Gruppe verändert. Wer hält zu wem? Wem kann man trauen? Gibt es überhaupt eine Seite, die man wählen kann oder vermischt sich auch hier alles zu einem Spiel, in dem die Perspektive das Entscheidende ist? Ich kann zum Beispiel gar nicht wirklich sagen, dass ich eine Figur nicht mochte. Auch wenn man nicht alle Absichten auf Anhieb deuten kann, lagen mir alle Schicksale irgendwie am Herzen, sogar die der Katzen. Ich glaube das schwierige hieran ist wirklich, dass man nur Freude an der Geschichte hat, wenn man einfach grundsätzlich gerne in der Nähe der Figuren ist und die Beschreibungen und den Erzählstil mag, da man am Ende kein "so ist es und nicht anders. Keine Alternative. Klare Auflösung. Punkt." bekommt. Man muss die Lust haben, sich mitreißen zu lassen, von einem Buch, welches das Potential von verschiedenen Möglichkeiten aufzeigen will, in jeglicher Hinsicht. "Tief unter der Erdoberfläche, fernab von Sonne und Mond, am Ufer des sternenlosen Meers, liegt eine labyrinthartige Ansammlung von Tunneln und Räumen, die voller Geschichten sind." S.11 FAZIT: Eine sehr dicht erzählte, verworrene, manchmal auch verwirrende, aber magische und charmante Geschichte. Auch wenn das Buch durchaus ein Konzept verfolgt (verfolgen muss), besteht das Konzept meist darin, zu zeigen, dass kein Konzept nötig sein sollte. Was? Ja, irgendwie genau das. Das Buch spielt mit dem Verständnis von Zeit und Schicksal, springt durch Welten, die wir kennen und dann auch wieder nicht und lässt uns Einblicke in die Liebesgeschichten vieler Paare erhalten. Manchmal spannend, dann wieder melancholisch ist die Geschichte wohl alles und auch nichts, besteht aus vielen Bauteilen, die man als Leser*in so für sich zusammensetzt, dass es irgendwie Sinn ergibt. Dabei liegt das Geheimnis glaube ich darin, sich einfach mit der Geschichte treiben zu lassen und mitzuträumen. Wer eine klare Handlung braucht und sich schwer damit tut, wenn es kein klares Ende gibt, der sei ein klein wenig vorgewarnt - hier gibt es mehr als eine Handlung und mehr als einige offene Fragen (solange man den "Fehler" begeht, sich überhaupt in den Strudel von Fragen zu stürzen).

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