Rezension zu
Nur wer sichtbar ist, findet auch statt

Personal Branding - ein hochaktuelles Thema, an dem keiner mehr vorbeikommt und über das ich viel zu wenig weiß. Dachte ich zumindest, bis ich das Buch von Tijen Onaran las. Da stellte ich fest, dass ich doch viel mehr wusste als ich gedacht hätte. Viel Alltagswissen, in zwei Buchdeckel eingeschlossen. Das ist das, was mir an dem Buch gefallen hat. Alles auf einen Griff zusammen zu haben; besonders hervorzuheben sind dabei die Kurzzusammenfassungen am Ende eines jeden Kapitels. Aber: Es ist einfach nicht meine Sprache. Auch nach ausführlicher Erklärung und versuchter "Vermenschlichung" widerstrebt es, mich als "Personenmarke" anzusehen - ich bin ein Individuum, eine Persönlichkeit, ganz psychologisch oder soziologisch, auch im Online-Kontext. Meinetwegen meine Außendarstellung als Personal Brand (in dem Fall der Anglizismus noch lieber als die Personenmarke), möglichst natürlich und deckungsgleich mit mir als Person, aber eben doch nicht dasselbe. Ich bin eben keine Personenmarke, wenn ich auch eine besitze. Und was mir auch missfällt: Absatzweise englische Zitate, ebenso absatzweise in der Folge übersetzt. Je nach erhofftem Zielpublikum im Original belassen (es war kein Fachtext und läge aufgrund der ohnehin vielen Anglizismen nahe) oder direkt übersetzt wäre mir lieber - so vermittelte der Absatz für mich vermutete Inkompetenz der Leser*innen. ... und kostete Platz. Manchmal hätte ich mir den Inhalt auch davon abgesehen komprimierter gewünscht. Dennoch kein wirklicher Verlust meiner Lesezeit: Viele Anregungen kannte ich, zusammengestellt stoßen sie mich zur Umsetzung. Einigen Punkten wollte ich sofort widersprechen, Tijen Onaran macht manchmal direkt selbst einen Diskussionspunkt heraus, wirkt aber auch generell so argumentationsbereit, dass ich direkt Lust auf ein Gespräch bekam. Insgesamt klingt das Geschriebene echt. Auch wenn es nicht meinem Geschmack entspricht - ich würde es Menschen empfehlen, die wirtschaftlicher denken als ich.