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Rezension zu
Die Hafenschwester (1)

Starke Parallelen zur Corona-Pandemie, obwohl der Roman schon ein Jahr alt ist!

Von: Die Linkshänderin
26.08.2020

Schon von der ersten Seite an war ich abgetaucht in die Stadt Hamburg im ausgehenden 19. Jahrhundert. Die Protagonistin Martha war mir sofort sympathisch und es war interessant und spannend, die Welt mit ihren Augen zu sehen. Die ersten Kapitel handeln von der Cholera-Epidemie in Hamburg, die erschreckend starke Parallelen zur aktuellen Corona-Pandemie hat. Kurze Zeit dachte ich sogar, die Autorin hätte die Gegenwart zum Anlass genommen, um diesen Roman zu schreiben, aber er ist ja schon vor knapp einem Jahr erschienen, da wusste noch niemand, was 2020 auf uns zukommen würde. So wie auch heute verschiedene Länder unterschiedlich mit der Lage umgehen, so war es auch damals. Während in Bremen die Bevölkerung aufgeklärt wurde, um die Anzahl der Infektionen gering zu halten, sodass es dort nur wenige Tote gab, wollten die Hamburger Kaufleute, dass alles "normal" weiterläuft, damit sie weiter ihre Geschäfte machen können, was dazu führte, dass niemand bescheid wusste und sich unnötig viele Menschen ansteckten und an der Cholera starben. Ehrlich gesagt, habe ich beim Lesen oft in Gedanken das Wort "Cholera" durch "Corona" ersetzt. Es macht kaum einen Unterschied! Das nächste große Thema ist der Hamburger Arbeiterstreik. Die Arbeitsbedingungen im Hafen wurden immer schlimmer, die Männer mussten immer mehr arbeiten, bekamen aber nicht mehr Geld, mussten aber steigende Mieten zahlen. Und die Vermieter waren meist genau die Kaufleute, für die sie gearbeitet haben. Die reinste Ausbeutung, ein Thema, das auch heute noch aktuell ist. Als drittes geht es um Frauenrechte. Martha arbeitet gern als Krankenschwester. Sie braucht den Beruf aber auch, um ihren Vater und ihren kleinen Bruder zu unterstützen, nachdem ihre Mutter an der Cholera gestorben ist und der Vater nach einem Unfall nicht mehr im Hafen arbeiten kann. Sie darf aber nicht heiraten. Nur unverheiratete Frauen durften als Krankenschwester arbeiten. Während Männer ja schon immer beides durften. Hinzu kommt, dass viele Mädchen in den armen Vierteln keine andere Wahl hatten, als anschaffen zu gehen, schon allein, weil sie von ihren Vätern dazu gezwungen wurden. Und unehelich geborenen Mädchen blieb sowieso nichts anderes übrig, weil die "Schande" ihrer Geburt an ihnen haftete, während unehelich geborene Jungen z.B. als Botenjungen arbeiten und "anständiges" Geld verdienen konnten. Martha knüpft Kontakte zu Menschen, die diese Ungerechtigkeiten abschaffen wollen. Sie kämpft für die Rechte der Arbeiter, der Frauen allgemein, sie hilft Kindern aus armen Familien und auch Prostituierten. Besonders gut hat mir gefallen, wie sich die einzelnen Figuren entwickeln. Jede hat ihre Geschichte, die sie zu dem gemacht hat, was sie sind. Jede geht ihren eigenen Weg, macht dabei auch mal Fehler, gerät in eine Sackgasse und entdeckt, dass es auch abseits ihrer ursprünglichen Pläne noch Möglichkeiten gibt, ans Ziel zu kommen. Es geht um Familie, Freundschaft, Liebe, Solidarität. Es geht um das persönliche Glück einzelner, aber auch darum, mit den eigenen Möglichkeiten die Welt ein Stückchen besser zu machen. Ich freue mich schon auf den zweiten Teil!

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