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Rezension zu
Der Fremde aus Paris

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Nie wirklich angekommen und viel interessante aufwühlende palästinensische Geschichte

Von: sonnette
20.09.2020

Midhat ist Palästinenser. Kurz vor Beginn des 1.Weltkriegs geht er nach Frankreich, um dort Medizin zu studieren. Er staunt über diese so andere Welt und versucht, in gewissem Rahmen, ein Teil von ihr zu werden, sich zu integrieren. Das gelingt allerdings nur sehr bedingt, denn für die anderen ist nun mal er 'der Andere' und auch die Liebe, die er für die Tochter des Professors, bei dem er Unterkunft erhält, zu empfinden glaubt, hat keine wirkliche Zukunft. Nach einigen Jahren beschließt er, in dieser fremden Gesellschaft gescheitert, immer als Außenseiter behandelt, in seine Heimat zurück zu kehren. Aber auch dort ist er inzwischen zum Fremden geworden und obwohl er alle Wünsche seines Vaters erfüllt, heiratet und eine Familie gründet, bleibt ihm die so sehr ersehnte Anerkennung und das Gefühl, zuhause zu sein, verwährt. Isabella Hammad hat ihren Debütroman an der Geschichte ihres eigenen Urgroßvaters angelehnt und sie nutzt dieses Buch, um das Interesse für die Geschichte des Palästinensischen Volkes auf eine sehr persönliche Weise an ihre Leser heranzuführen. Dabei merkt man aber schon sehr, wie viel wichtiger ihr die historisch-geschichtlichen Geschehnisse gegenüber der dem Roman zugrunde liebenden persönlichen Geschichte dieser einen Person, Midhat, ist. Das ist ein bisschen überraschend, da ja hier ganz bewusst die eigene Familiengeschichte als roter Faden und symbolisch für das schicksalhafte Erleben aller Palästinenser, gewählt wurde. Und das ist es dann auch, was nicht so ganz stimmig ist und eben nur bedingt funktioniert. Midhat ist sympathisch und man wünscht ihm, das sein langer redlicher Kampf ums Ankommen belohnt wird, aber die dafür nötige Bindung zwischen Leser und Protagonist, die empfinde ich einfach nicht, um bei dem, was Roman sein sollte, wirklich voll dabei zu sein. Über die geschichtlichen Abläufe erfahre ich dagegen viel und es ist eine tolle Möglichkeit, dem Volk der Palästinenser näher zu kommen und so auch einen besseren Einblick und eine Einordnung dessen zu erlangen, was hier und heute aktuell passiert.

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