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Rezension zu
Riviera - Der Traum vom Meer

Kein seichter Sommerroman, sondern eine tiefgründige, bewegende Geschichte

Von: Marakkaram aus Lingen
22.09.2020

** So war es ja immer bei ihr: Das, was in ihr tobte, schien zu groß für ihren Körper zu sein, musste irgendwie raus. Bei ihr, Ornella, war es umgekehrt. Ihr Körper war so breit und rund und weich, dass die stillen Sehnsüchte gar nicht auf die Idee kamen, die Mauer zu erklimmen und der Welt zuzuschreien: Hier sind wir! ** Die junge Salome wächst bei Oma Tilda und ihrem Vater auf. Beide sind auf ihre Weise nicht ganz einfach und beileibe keine Idealbesetzung um ein Kind groß zuziehen. Arthur, ein weltfremder Träumer und Tilda in der Vergangenheit stecken geblieben. Als die Oma stirbt, sieht Untermieterin Paola ihre Chance gekommen und zeigt dem Besitzer des kleinen Reisebureaus eine ganz neue Welt und spannende Ideen auf. Und so lenkt sie ihn an die Riviera, die sich nicht nur rasch als Arthurs neues Hauptreiseziel etabliert, sondern wo sie fortan auch selber den größten Teil des Jahres verbringen. Und Salome findet in Ornella, der Tochter des Hotelbesitzers, zum ersten Mal eine richtige Freundin. Wenn man das Buch in der Hand hält, erwartet man einen Sommerschmöcker, was er auch definitiv ist, doch trotzdem ganz anders; er geht viel tiefer und unter die Haut. Seine Figuren sind sperrig und der Schreibstil ist eigen. Und genau das macht ihn zu einem grandiosen Roman, der nicht nur aus der Masse heraussticht, sondern deren tragische Figuren einem lange im Gedächtnis bleiben. Im Mittelpunkt stehen Salome und Ornella, zwei Mädchen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Sie verbindet eine lebenslange Freundschaft, die viel aber vielleicht doch nicht alles aushält. Alle Charaktere sind unheimlich vielschichtig und sehr authentisch. Sie sind nicht einfach und auf Anhieb sympathisch schon mal gar nicht. Aber die Autorin lässt tief in ihre Seelen blicken und sie erkämpfen sich Respekt und Sympathien Stück für Stück. Das mag nicht jedermanns Geschmack sein und dadurch ist es auch keine leichte Sommerlektüre, aber es bereichert die Geschichte und diese Charaktere macht sie aus. Es erübrigt sich zu sagen, dass auch die Liebesgeschichte(n) keine einfache ist (sind). Julia Kröhn hat einen ganz eigenen Schreibstil, den ich unheimlich gern lese und schätze. Er transportiert tiefe Emotionen, Tragik, Humor und auch einen Hauch von Melancholie auf angenehme, eindrückliche Art und Weise. Dabei zeichnet er nicht nur ein ganz klares Bild von den Charakteren, sondern auch von der Umgebung und Begebenheiten. Man hat immer das Gefühl mittendrin zu sein und neben Salome zu stehen. Das ist faszinierend und ganz großes Kino. Das Denken der 20-iger Jahre und die politischen Hintergründe bilden den perfekten Rahmen für eine Geschichte über Familie, Liebe, Freundschaft, Bindungen, Schwächen, Stärken und Mut, über`s Erwachsen werden und sich selbst nicht verlieren. Ich freue mich schon total auf den zweiten Teil und bin gespannt, wie es mit Salome, Ornella und Felix weitergeht.

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