Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Mein abenteuerliches Leben als Hochstapler

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

JANUSKÖPFIG

Von: Frieda Ernestine
27.10.2020

Georges Manolescu erzählt detailliert und lebendig von seinem wechselhaften Schicksalsweg zwischen Provinzdorf und Weltstädten, Gefängniszellen mit Zwangsarbeit und Luxusvillen, in denen rauschende Feste gefeiert werden, zwischen Spieltisch, Boxring und Segelrevier. Und immer wieder stellt sich der Leser die Frage, ob man diesen Menschen nun ob seines unerschütterlichen Selbstbewusstseins, seiner Beharrlichkeit, seiner Lebenslust bewundern oder ob seiner anmaßenden Dreistigkeiten und unbestreitbar hohen kriminellen Energie, seinem Egoismus unsympathisch finden soll. - Die schön gestaltete gebundene Ausgabe mit 448 Seiten ist ein großes Lesevergnügen. Und sicher auch ein veritables Geschenk: Mit dem matt golden schimmernden, edel anmutenden Einband und dem dunkelroten, seidenen Lesebändchen passt es perfekt auf einen weihnachtlichen Gabentisch. Ein Fürst weiß eben, seinen Auftritt zu inszenieren. Indes zeigt sich nicht nur der Autor und Protagonist von zwei entgegengesetzten Seiten, auch das Buch selber hat zwei Ebenen. Ab Seite 381 folgt auf die unterhaltsamen Lebenserinnerungen des „Fürsten“ ein ungemein informativer Sachbuchteil, der jedem Literaturwissenschaftler zur Ehre gereichen würde. Der interessierte Leser findet hier einen ausführlichen Anmerkungsapparat und ein weiterführendes Literaturverzeichnis mit Büchern zur Person Manolescu, zur literarischen Inszenierung und Bewertung des Hochstaplertums, zu Epoche und Schauplätzen und letztlich zur literarischen und filmischen Verarbeitung der Memoiren des Fürsten der Diebe. In einer Editorischen Notiz äußert sich Horst Lauinger, Leiter des Manesse Verlags, zu Veränderungen gegenüber der 1. Auflage. Während Anpassungen zum Beispiel von Städtenamen und Währungsbezeichnungen schlüssig sind, scheinen einige Eingriffe in die Idiomatik, wenn auch „unter Beachtung rhetorischer Eigentümlichkeiten“ vorgenommen, etwas fragwürdig. So erschließt sich die Notwendigkeit, aus „auf die Neige gehen“ "zur Neige gehen" zu machen und „mit kaltem Blute“ in "kaltblütig" umzuschreiben, nicht wirklich. Hat man schon der Erstausgabe einen Hang zum „Gartenlaubendeutsch“ nachgesagt, scheinen hier einige Spachebenen durcheinanderzugeraten. Das kenntnisreiche Nachwort des Germanisten und Juristen Thomas Sprecher, der über „Felix Krull“ promoviert und für die Frankfurter-Mann-Ausgabe die Bände „Briefe“ und „Felix Krull“ herausgegeben hat, beschreibt den Hintergrund dieser Lebensaufzeichnungen. Dabei wird insbesondere die Rolle und der Einfluss des Verlegers, Initiators und Übersetzers Paul Langenscheidt bei Entstehung und Rezeption thematisiert. In seinen Betrachtungen zum Wahrheitsgehalt des Buches kommt Sprecher zu dem Schluss „Manolescu kennt weder Scham noch Reue“, „die Hochstapelei geht mit literarischen Mitteln weiter“. Abgerundet wird der Essay mit Informationen zur Pressepräsenz und Rezeption des Manolescu'schen Erbes in Film, Literatur und psychiatrischer/kriminologischer Fachliteratur. Besonders wird auf die Patenschaft für den „Felix Krull“ von Thomas Mann, der die Memoiren als „Thatsachen- und Fabelgerippe“ genutzt hat, eingegangen. - Alles in allem ein rundherum gelungenes „Buchpaket“, das gut unterhält, klüger macht und schön anzusehen ist. „Gute Hochstapler sind nicht nur Schauspieler, sondern auch Gesellschaftspsychologen.“ (Aus dem Nachwort)

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.