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Rezension zu
Das Flüstern der Bäume

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Kein luftiger Entspannungsroman

Von: Candya
01.11.2020

Sind wir wirklich das 'höchste' Lebewesen auf Erden - Was wären wir ohne unsere Bäume, ohne unsere intakte Natur? Das Flüstern der Bäume mit seinem wunderschönem, aber auch zurückhaltenem Hardcover, lässt schon erahnen, dass es sich um ein besonderes Buch handelt. Schon bevor der Leser ganz in die Geschichte eintauchen kann, stimmt ihn der Querschnitt eines Baumstammes, mit seinen zahlreichen Jahresringen, wovon einige von 2038 abwärts beschriftet sind, auf das Kommende ein. Die Geschichte beginnt also in der Zukunft, im Jahre 2038, mit der jungen Frau Jacinda, welche das Glück hat, in einer Zeit, nach dem großen Welken, das einst viele Bäume gelassen hat, selbst auf Greenwood Island arbeiten und untergebracht sein zu dürfen - ein inzwischen seltener, grüner, für den Tourismus gut betuchter Leute, vorbehaltener Ort. Der Luxus eines verzweifelten Versuches einen Bezug zur Natur wieder zu finden? Hier lässt bereits einiges den Leser nachdenklich werden. Von da an wird man in eine große Familiengeschichte eingeführt, welche uns über vier Generationen zurückführt und in welcher immer wieder der Wald und die Bäume eine tragende Rolle spielen werden, wenn auch auf unterschiedliche Weise. Die Verstrickungen und Schicksale werden sehr kraftvoll, deutlich und oft auch schonungslos geschildert. Zuweilen mit Einblicken in düsterere Teile eines menschlichen Geistes. Der Leser wird mit Versuchungen, Begierden, Berechnung, Machtgehabe aber auch mit sozialen Klüften zwischen Reich und Arm, Überlebenskämpfen, harter Arbeit mit dem Gegensatz zur Langeweile, Fülle und Sinnsuche konfrontiert. Was auch nicht verwunderlich ist, wenn man bedenkt, dass solch eine Spanne, auch noch Zeiten wie den Krieg, und die Nachkriegszeit mit einschließen. Demzufolge werden hier die Gegebenheiten, sowie die Wirtschaft auch realistisch dargestellt, so dass, als kleinen Einblick, hier sogar der Name der Familie Rockefeller auftaucht. Geheimnisse und Verschwiegenheit, unausgesprochene Gedanken, sowie Enttäuschungen flechten sich auf ganz natürliche Weise mit in das Geschehen ein, bei welcher man denkt, dass es manchmal schade ist, dass man nicht mehr über seine Vorfahren wusste. "Also bitte, ..., ehe Sie zu hart über ihn urteilen, denken Sie daran...sein eigener Beitrag...bestand darin, an jedem einzelnen Tag Ihres Lebens für Sie zu sorgen. Also machen Sie sich das bewusst: Ihr Vater hat Sie geliebt und alles für Sie gegeben, was er hatte. Er hatte nur nicht mehr viel." Interessant, und auch einzigartig, finde ich den Aufbau. Die Geschichte rückwärts zu erfahren von 2038 bis zum Jahre 1908, um dann aber wiederum auf gleicher Weise aufwärts zu vervollständigen, sodass man letztendlich erfährt, wie bestimmte Dinge ausgegangen sind, wenn man wieder am Anfang ankommt. Auch die Erzählweise ist spannend, da der Leser teilweise das Gefühl bekommt, als wären bestimmte Abschnitte der Geschichte von außenstehenden Dorfbewohnern zusammengetragen worden. Das hat das Buch sehr anschaulich und lebendig gemacht. Man merkt, dass der Autor sehr viel Liebe und Arbeit in sein Werk gesteckt hat. Fazit: Eine sehr interessante und bewegende Geschichte, bei welcher manche Charaktere und Schicksale unvergessen bleiben werden. Vieles hat tief berührt, und ich war froh zwischendurch ein paar Pausen machen zu können. Als einen Page-Turner, wie das Buch beworben wurde, hätte ich es so nicht verstanden. Hierzu war die Erzählung oft viel zu berührend. Dies jedoch ohne Schnickschnack, sondern gerade durch seine einzigartige Schonungslosigkeit. Auch der Schreibstil sowie die neuen Informationen, welche man über unbekanntere Bäume oder Orte lernte, waren für mich nichts, was man so einfach herunter lesen kann, wie einen Sommerroman. Obwohl ich mir unter diesem Buch etwas anderes vorgestellt hatte, muss ich sagen dass es ein sehr intensiver Roman war, welchen man so leicht nicht vergisst.

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