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Rezension zu
Mein abenteuerliches Leben als Hochstapler

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

"Catch Me If You Can" im 19. Jahrhundert

Von: Freizeitdesperado
05.11.2020

Ich muss eingestehen, dass ich mich als Erstes von der Aufmachung des Buches beeindrucken ließ. Das schwarz-weiße Bild auf dem Cover in Kombination mit den leicht eingeprägten goldenen Buchstaben, der ganz in Gold gehaltene Bucheinband, das Layout der ersten Seiten und die Schriftart - das wirkt schon sehr aristokratisch und wäre sicher ganz im Sinne von Georges Manolescu, alias Fürst Lahovary. (Nicht zu verwechseln mit dem rumänischen Diplomaten Nicolae Enric Lahovary.) Dem Klappentext nach handelt es sich bei dieser Ausgabe um die erste originalgetreue seit über hundert Jahren. Für die Übersetzung aus dem Französischen war Paul Langenscheidt verantwortlich. An der etwas altertümlichen, gehobenen Sprache fand ich gleich Gefallen. Es handelt sich um eine leichte, unterhaltsame Lektüre, deren Einteilung in viele, meist recht kurze, Kapitel, dazu einlädt, das Buch zur Hand zu nehmen, auch wenn man gerade nicht viel Zeit zum Lesen hat. George Manolescu entstammte einer Familie, die seit Generationen in Armut aber rechtschaffen lebte. Für sich selbst wählte er ein anderes Leben, wobei er sich dessen Unrichtigkeit bewusst war: „Im tiefsten Herzen war ich mir jedoch völlig darüber klar, dass ich im Begriff stand, mich der Ehrlosigkeit und dem Verbrechen in die Arme zu werfen; aber von Tag zu Tag wurde mein Gewissen elastischer und nachgiebiger und das Gewicht in der Waage meines Lebens, das die künftigen Freuden und Vergnügungen in sich schloss, schwerer als das der Unbescholtenheit und des reinen Gewissens.“ So kam er auch zu der Ansicht, dass es nicht weiter schlimm sei, aus dem Hotelzimmer reicher Menschen Schmuck und Bargeld zu stehlen. Schließlich sei das, was diese auf Reisen mitführten, nur ein kleiner Teil des Vermögens und der Verlust für sie nicht wirklich schmerzhaft. Mit dem erbeuteten Geld schaffte er sich eine Fassade, den Fürsten Lahovary, mit dem Ziel auf diese Weise Zugang zu den elitären Kreisen zu erlangen und sich in eine wohlhabende Familie einzuheiraten. Seine Spielsucht, zuweilen auch etwas Pech und Naivität, sorgten für den ein oder anderen Rückschlag. Gleichwohl aber ist es bemerkenswert, wie leicht und bereitwillig sich Menschen durch sein selbstsicheres, feudales Auftreten blenden ließen. Ein Phänomen, das sich in der ein oder anderen Weise auch in der Gegenwart beobachten lässt…

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