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Rezension zu
Die Falle

Die Falle in der Falle neben der Falle

Von: Jack
18.05.2015

*Achtung: Assoziation zum Titel sind vorprogrammiert ^^* Der btb Verlag ist mir schon mit seiner Totenfrau positiv in Erinnerung geblieben, einfach, weil er mir bewies, dass sich Verlag auch mal trauen kann, neue Grenzen zu testen und Andersartigkeit anstatt Mainstream zu servieren. Und genau dieses Menü, diese Falle, erwartete mich nun auch hier mit Melanie Raabes Debüt, dass alleine vom Erzählstil die perfekte Veranschaulichung eines psychisch gestörten Verstandes darstellt, ohne zu viel auf die dramatische Ebene zu setzen. Denn was dieses Buch alles ausmacht ist einfach das Feingefühl, welches die Autorin hier einsetzt, und ihrer Protagonistin, Linda Conrads, zumutet. Ich persönlich fühlte mich mit ihr sofort verbunden, weil sie einfach so menschlich kaputt war und ich selbst das Gefühl kenne, wenn Ängste einen blockieren und einsperren wollen. Und sehen wir der Tatsache gleich mal ins Auge: Ich hab viele Krimis gelesen aber sie wiederholen sich doch in ihrer ganzen Art jedes Mal aufs Neue, sodass ich mehr Gähne als „Lust“ zum Weiterlesen verspüre. Und dann kam diese „Falle“, und ich sah sie kommen und stürzte mich ja schon beinahe selbstmörderisch darauf. Kommen wir mal zum Konzept, ehe ich hier weiter aushole: Die simple Idee – so komplex – nicht komplex - umgesetzt: Junge Frau findet ihre Schwester tot in ihrer Wohnung und erblickt den Mörder, dieser aber flieht und sie ist fortan die einzige Zeugin. Nach etlichen Untersuchungen kann weder ein vernünftiges Täterbild erfasst, noch Gründe für diesen Mord gefunden werden. Die junge Frau muss mit der Tatsache leben, dass der Mörder ihrer Schwester draußen frei herumläuft und sie selbst irgendwann erwischen und mundtot machen wird. Durch diese Ängste kann sie das Haus nicht mehr verlassen, verschanzt sich mit ihren psychische Angststörungen, die sich seit dem Tod ihrer Schwester entwickelt haben. Diese junge Frau wurde nach Jahren zur Bestsellerautorin und lebt mehr mit ihrer Fantasie als außerhalb im richtigen Leben. Eines Tages sieht sie durch Zufall in den Nachrichten dieses Gesicht, dass sie seit Jahren in ihren Albträumen verfolgt und sie entwickelt ihren ganz eigenen Plan, den Mörder in eine Falle zu locken und aus ihm ein Geständnis herauszukitzeln. Nur wie kann eine so zerstörte Frau dies alles bewerkstelligen, ohne von ihren Ängsten, ihrer eigenen Falle, verschluckt zu werden? Ein Buch im Buch – kann das funktionieren? Der Plan, Lindas Falle in Form ihres neusten Krimis einzufädeln, der war gewöhnungsbedürftig. Ich wechselte nach einer gewissen Zeit ständig von Lindas Sichtweise zu der ihrer Protagonisten aus ihrem neusten Buch, welche sie ja selbst war. Ich erlebte, was nach dem Mord ihrer Schwester passierte, wie es EVENTUELL zustande kam, dass Linda sich dann von ihren Ängsten überfallen ließ. So vermittelte mir die Autorin ihr womogliches Leben vor all dem und die Fiktion vermischt sich mit der Realität, sodass Linda selbst nicht mehr so ganz wusste, was nun erfunden war und was der Realität entsprach. Und doch schien einiges nicht so ganz zu stimmen. Denn wo die Fiktion sich mit der Realität vermischte, war auch für mich nie so ganz klar. ^^ Und ich LIEBTE ES! Liebte dieses Verwirrspiel mit dem möglichen Täter, liebte es, dass die Autorin ihr Katz und Maus spiel auch mit mir als Leser spielte und ich nicht mehr aufhören konnte, meinen Blick von der Falle abzuwenden. Ich WOLLTE, das sie zuschnappte, bemerkte aber nicht, wie gefährlich nahe ich selbst an ihr war und sie mich als Beute einfing. Mindfuck, wie ich ihn so auch noch nie erlebt hatte. Und das ganze steigerte sich, als sie den möglichen Täter auch noch in ihrem Haus empfing. Der Showdown in der Mitte ließ mein Puls in die Höhe steigen und ich hatte wortwörtlich Muskelkater von meiner Lesestellung, da ich einfach nicht bemerkte, wie lange ich schon in meiner Sitzposition verharrte und aufs Buch starrte. ^^ GRANDIOS LIEBE MELANIE RAABE, GRANDIOS!!! Das alles wurde durch diesen Stil, den die Autorin hegt, so intensiv eingebaut, sodass man wortwörtlich im Kopf der Protagonistin steckt und mit ihr in ihrem psychischen Wahn verfällt. Wem kann man noch trauen? Sich selbst? Seinem eigenen Umfeld? Wer ist Freund, wer Feind? War alles eine Lüge? Lügen alle anderen und sie hat recht mit ihrer Vermutung? Fragen über Fragen, bis der richtige Showdown gegen Ende daher kommt und ich ehrlich gesagt gegen eine Wand lief. Und ja, hier kommt meine Kritik: Wenn man es schafft, seine Handlung SO enorm zu steigern, dass ich als Leser wirklich tief drinnen bin, steigen die Erwartungen zum Ende hin einfach ins Unermessliche. Und es störte mich, wie das aufgelöst wurde, da es meiner Meinung nach davor doch auch nicht so leicht ging…aus Spoilergründen kann ich es nicht ausführlich beschreiben, aber ich hatte das Gefühl, dass die Autorin da mächtig Mist gebaut hatte und von ihrem EIGENEN Plot und Talent letzten Endes überfordert war. So kam es mir vor und es regt mich immer noch auf, weshalb ich lange brauchte, um diese Rezension überhaupt verfassen zu können. Ich bete, dass Melanie Raabe nicht wieder in ihre eigene Falle tappt und uns bei ihrem nächsten Buch ein Ende serviert, welches mich genauso umhaut, wie die Handlung zuvor. Fazit: Wer auch immer beim btb Verlag schlau genug war, diese Autorin und ihr Buch dort zu verlegen, sollte meiner bescheidenen Meinung nach auch bei den anderen Verlagen mitmischen. Denn was ich hier geboten bekam, war im Vergleich zu anderen, lahmen Verlagstiteln, endlich etwas, worauf ich wieder in der deutschen Verlagsbranche hoffen kann. Hoffen kann, dass sich da mal ein frischer Wind auftut und ich mich nicht ständig zu den Indies flüchten muss, um vernünftige „Luft“ zu atmen. Melanie Raabes Debütkrimi mag am Ende schwächeln, aber es ist unüberlesebar, dass die Autorin es drauf hat und sich hoffentlich in ihren zukünftigen Werken noch intensiver auf die psychische Ebene fokussiert, um mich dann komplett um den Verstand zu bringen. Aber bitte nicht noch mal in die eigene Falle tappen, Frau Raabe. Danke. Bewertung: ARGH! Es ist mit diesem Ende…aber alles davor…es ist nicht leicht, da eine vernünftige Bewertung abzuliefern. Rein theoretisch würde ich dem Buch eine 4 geben, aber ich werde so selten von Büchern beeindruckt, dass ich hier eine ganz kappe 5 vergeben MUSS!

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