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Rezension zu
Winter

Politisch, kunstvoll, sprachlich herausragend!

Von: Imke Weiter
12.11.2020

Sophia Cleves ist in ihrem Haus in Cornwall und sieht einen körperlosen Kopf, der in der Luft schwebt. Sie war Unternehmerin, ist mittlerweile im Ruhestand und fühlt sich einsam. Ihr Sohn Art kommt über Weihnachten zu Besuch. Weil seine Freundin Charlotte weg ist, engagiert er Lux, ein Mädchen, das Charlotte spielen soll. Und auch Iris, Aktivistin und Rebellin der Familie, kommt, obwohl sie mit ihrer Schwester Sophia Jahrzehnte nicht gesprochen hat. Diese vier Menschen verbringen die Weihnachtstage zusammen in Sophias Haus, was aufgrund ihrer unterschiedlichen Standpunkte nicht immer harmonisch verläuft und sie läuten den Winter ein, der einen lehren kann, wie man harte Zeiten übersteht. Man merkt schnell, dass der Anspruch, eine Geschichte zu erzählen, nicht immer im Vordergrund steht. Ali Smith kritisiert politische Führung, zerrt Politiker_innen ins Groteske, schafft sprachliche Kunstwerke. Anfangs muss man die Handlung fast suchen, später wird sie dann greifbarer, man erkennt die Richtung, in die es gehen soll. Die Figuren sind ein wenig schrullig, immer wieder kommen Elemente, die man nicht sofort einordnen kann und über die man nachdenken muss. Ich bekam beim Lesen das Gefühl, unzählige Ansatzpunkte politischer und kultureller Art zu finden (u.a. Shakespeare, König Artus, Dickens, politischer Aktivismus, die Künstlerin Barbara Hepworth, Vogelbeobachtungen, Kunst und Politik, Kunst und Natur, Mythen, Geistergeschichten) die die Rezeption des Werks mitunter ein bisschen verwirrend machten, was aber von Vorteil ist, wenn man sich intensiver damit auseinandersetzen möchte. Man wird in diesem Buch viele Deutungsmöglichkeiten finden, gleichzeitig wie schon in "Herbst" sprachlich Herausragendes und eine ganz spezielle, besondere, kunstvolle, mitunter auch etwas merkwürdige Leseerfahrung machen.

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