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Rezension zu
Ein halbes Lächeln

Wunderbare Miniaturen

Von: Kate Rapp
21.02.2021

Kurzgeschichten zu lesen ist wie eine Begegnung mit dem richtigen Leben. Gerade im Lockdown habe ich sie zu schätzen gelernt. Diesen flüchtigen Blick in eine fremde Existenz, die Begegnungen, die den Tag bereichern, wenn man eigentlich nur im Haus sitzt. Natürlich lese ich auch gerne tagelang an einem Roman. Aber diese Kurzgeschichten von Anne Enright sind wie ein kurzer Einkaufsbummel, wie der Plausch über den Gartenzaun. Kurzweilig bereichern sie den Tag, ohne einem Zeit zu stehlen. Und hallen dennoch nach. „Eine Kurzgeschichte schiebt sich in deinen Kopf, wie ein Umschlag unter die Tür deines Zimmers geschoben wird.“ Anne Enright ist eine der wichtigsten irischen Schriftsteller*Innen. Sie erhielt 2007 den Booker Preis für ihren Roman „Familientreffen“ und ihr letzter Roman „Die Schauspielerin“ hat mich ebenfalls sehr begeistert. Sie als Autorin von Kurzgeschichten kennenzulernen, hat mich wirklich fasziniert. Berichtet sie doch im Vorwort von einer sehr persönlichen, durchaus wechselhaften Beziehung zu diesem Genre. „Ich war immer eine Liebhaberin der Kurzgeschichte, in allen schriftstellerischen Phasen, selbst wenn die Gattung meine Liebe nicht erwiderte.“ Ich hingegen finde, dass diese Gattung ihre Liebe durchaus erwidert. Es sind ihr wunderbare Miniaturen gelungen. Menschlicher Schmerz im Alltäglichen, komplexe familiäre Beziehungen mit nur wenigen Sätzen umrissen, treffend, tiefgreifend, berührend. Niemals kommt Langeweile auf, die Porträts sind gelungen, die Dialoge sitzen, das Timing ist perfekt. Eine äußerst empfehlenswerte Lektüre, geeignet für jede Leser*in, jede Situation, jede Tages- und Jahreszeit. Aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser und Jürgen Schneider, Penguin 2020.

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