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Rezension zu
Jonathan Strange & Mr. Norrell

Ein echtes Epos - very british!

Von: Buchfee - Dystopie, Fantasy und mehr
27.02.2021

Beurteilung Was für ein Buch. 1050 Seiten. Diese Geschichte ist etwas ganz Besonderes, das lange im Kopf bleiben wird. Fangen wir bei den formalen Dingen an - die Schrift ist relativ klein, so dass es schnell etwas anstrengend wird mit dem Lesen. Außerdem enthält die Geschichte ganz, ganz viele Fußnoten und Minigeschichten, die noch kleiner abgedruckt sind. Man kann auf sie verzichten - sollte man aber nicht tun, wenn man in den vollen Genuss von Susanna Clarkes Genie kommen möchte. Das alles soll keine Kritik sein, sorgt aber zusammen mit dem gewollt geschraubten und altmodischen Sprachstil dafür, dass man keine langen Passagen am Stück lesen kann, zumindest ich nicht - pro Tag habe ich so 40-60 Seiten gelesen und somit auch länger etwas von dem Buch gehabt :-) Die Handlung spielt im frühen 19. Jahrhundert in einem etwas alternativen England, hält sich aber ansonsten grob an historische Hintergründe - die Details sind aufgrund der Zauberei natürlich etwas anders ausgestaltet als in den Geschichtsbüchern. Das Beste an der ganzen Geschichte ist, dass die Autorin die britische Art - Sprache, Lebens- und Denkweise - dieser Zeit einfach perfekt und mit genau dem richtigen Humor eingefangen und wiedergegeben hat. Auch wenn es eigentlich gar keine lustig gemeinten Szenen gibt, kommt man aus dem Schmunzeln einfach nicht mehr raus, weil nicht nur Strange und Norrell, sondern auch ihr kompletter Dunstkreis einfach so herrlich seltsam, schrullig und doch alle auf ihre Art irgendwie liebenswert sind. Man belächelt die Charaktere, aber in einer gutmütigen Art, denn man kann sie trotzdem alle gut leiden. Auch die ganzen Settings - egal, ob in den Straßen Londons oder Yorkshires oder Venedigs, in den Häusern der Zauberer, Politiker und Adeligen - es ist ein grandioses Kopfkino, alles ist so toll beschrieben dass die Atmosphäre und die Umgebung beim Lesen seh- und erlebbar wird. Ein wirklich wahres Meisterstück, das es selten so gibt - bei solchen Büchern besteht ja immer die Gefahr, dass es einem wirklich zu anstrengend wird und man es irgendwann weglegt, da es wirklich keine seichte Kost ist, aber hier hat Frau Clarke wirklich, obwohl es stellenweise sehr auch sehr schwierig war, eine Faszination geschaffen, die unbedingt bewirkt, dass man wissen will, wie das Leben von Strange und Norrell und die Geschichte der Zauberei in England weitergeht. Es ist ziemlich spannend, denn ganz lange am Anfang fragt man sich: Dieses Buch handelt doch von Zauberern - wird auch mal gezaubert, oder reden alle nur darüber? Und dann wird man mittendrin ziemlich überrascht, mit welcher Nebensächlichkeit dann vollkommen unglaubliche Dinge vollbracht werden. Es hat eine Absurdität die ihresgleichen sucht. Auch bezeichnend, wie selbstverständlich die Briten die Existenz von Zauberei und Zauberern hinnehmen - eine solche Geschichte kann man auch nur in England glaubhaft platzieren und sonst nirgends. Dieses Land und seine Menschen sind einfach das perfekte Setting für solch eine Geschichte. Wie es auch auf dem Buch steht, ähnelt es in seiner Machart tatsächlich dem Werk "Der Herr der Ringe" - am Anfang scheint es kaum machbar, dieses Buch lesen zu können, und ja, es gibt manchmal Blöcke, bei denen man auch darüber nachdenkt aufzugeben, aber schlägt man das Buch am Ende zu, weiß man, dass man ein Meisterwerk gelesen hat. Es ist eigentlich auch gar nicht so hochtrabend literarisch, da braucht man keine Angst zu haben, aber man muss sich definitiv auf die Erzählweise einlassen, das ist kein Vergleich mit einer leichten Lektüre für den Feierabend. Da es immer schwierig ist, nicht zu spoilern, und trotzdem neugierig auf das Buch zu machen, lasse ich einfach mal ein paar Highlights in Stichworten da: Ein etwas verwirrter Elf, der einen schwarzen Diener zum König von England machen will, ein Zauberer, der seinem Kollegen die Bücher (alle Bücher!) vor der Nase wegkauft, damit dieser nichts lernt, ein britisches Militär, das seinen Krieg mit der Hilfe von Zauberern gewinnen will, eine Atmosphäre irgendwo zwischen Queen Elisabeth und Mr.Bean. Und all dem zugrunde liegend ein England, in dem Zauberer zugleich einer der ehrwürdigsten und einer der polarisierendsten Berufe zugleich ist, in dem Zauberzeitschriften und Zauberbücher selbstverständlich in jedem Buchladen ausliegen. Muss man meiner Meinung nach gelesen haben, wenn man nichts verpassen will - natürlich gibt es 5/5 Sterne von mir.

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