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Rezension zu
Der heilige King Kong

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Käse, Ameisen und zerplatzte Träume

Von: Lesereien
10.05.2021

James McBrides Roman "Der heilige King Kong" nimmt den Leser mit ins Brooklyn des Jahres 1969 und erzählt von strukturellem Rassismus, Kriminalität und sozialer Ungerechtigkeit. Der Protagonist der Geschichte ist Sportcoat, Bewohner einer New Yorker Sozialsiedlung, ehemaliger Baseballtrainer, Deakon der Five Ends Baptist Church, handwerklich begabt und verwitwet. Sportcoat trinkt gerne und viel, insbesondere den von seinem Freund gebrauten Schnaps, der von allen King Kong genannt wird. Eines Tages dann schießt Sportcoat plötzlich auf Deems, einen neunzehnjährigen Drogendealer, den Sportcoat in der Sonntagsschule unterrichtet und im Baseball trainiert hatte. Niemand weiß, wieso und Sportcoat selbst behauptet standhaft, er könne sich an nichts erinnern. Doch die Geschichte erzählt nicht nur aus dem Leben Sportcoats. Sie macht den Leser mit Schmugglern, Drogenbossen, Kleinkriminellen, korrupten Polizisten und den unterschiedlichen Bewohnern der Siedlung bekannt. Auch darf der Leser an der Suche nach der Venus von Willendorf teilhaben, Zeuge der alljährlichen Ameisenwanderung werden und die mysteriösen Käselieferungen an die Siedlung miterleben. McBride entlarvt mit diesem Roman den American Dream als Farce, indem er über diejenigen schreibt, deren Leben durch gesellschaftliche Strukturen und soziale Ungerechtigkeit, durch die Familiensituation, die Hautfarbe, Gewalterfahrungen, Drogen und Alkohol schon vorbestimmt sind. Über diejenigen, die jeglicher Möglichkeiten, Träume, Hoffnung und Perspektiven beraubt werden, die sich nicht von dem ihnen zugewiesenen Platz befreien können, die sowieso “früher oder später im Knast” landen. Doch trotz dieses schweren Themas wirkt die Geschichte nicht erdrückend. Denn McBride versteht es, das Düstere und die Melancholie nie Überhand gewinnen zu lassen. Momente der Hoffnung und der Glaube an das Gute durchziehen den Roman. Der Zusammenhalt unter den Siedlungsbewohnern steht stellvertretend dafür. Der Autor findet ein gekonntes Gleichgewicht zwischen Schwere und Leichtigkeit und sogar einige Slapstick-Einlagen lassen das Erzählte dabei nie ins Lächerliche abrutschen, sondern tragen dazu bei, dass die Trostlosigkeit auszuhalten ist. Der Roman ist tiefsinnig, komisch, teils melancholisch, doch immer hoffnungsvoll und verspricht mit seiner Vielschichtigkeit, Farbenvielfalt und mit seinen schrägen Charakteren ein unvergessliches Leseerlebnis.

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