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Rezension zu
Die Vermissten von Tanger

Hochspannend und zugleich informativ in einem besonderen Setting

Von: Literaturina
19.05.2021

TW: N-Wort, Flucht, Flüchtlingslager, Schleuser, Polizeigewalt, Anschläge, brutale Morde, Genozid, Polygamie, Femizid, Menschenhandel, Vergewaltigung „Die Vermissten von Tanger“ sprach mich sofort an, weil diese Kriminalgeschichte sich mal in einem ganz anderen Setting als üblich abspielt. Zudem erhoffte ich mir davon ein wenig Sommergefühle, die das Wetter momentan leider noch vermissen lassen. Es handelt sich hierbei um den zweiten Teil der Krimireihe um den marokkanischen Ermittler Karim Belkacem, zusammen mit seiner Adoptivschwester Ayesha Talal. Den ersten Band kenne ich leider noch nicht, hatte aber keine Verständnisprobleme und möchte den ersten Teil nun gerne auch noch lesen, nachdem mich dieser hier überzeugen konnte. Der englische Autor James von Leyden verbringt seit den 1980ern viel Zeit in Marokko, was man der Geschichte auch durchweg anmerkt. Es sind viele arabische, sowie teils französische und spanische Ausdrücke eingeflossen, die das Setting gut widerspiegeln. Man merkt, wie viel Arbeit in die Recherche gesteckt wurde (Politik, Wirtschaft, Handel, Polizeiausbildung, der Hafen von Tanger, Kenntnisse des muslimischen Glaubens …) und das macht dieses Buch nicht nur spannend, sondern zugleich auch sehr informativ. (Ob alles korrekt dargestellt wurde, vermag ich persönlich aber natürlich nicht zu beurteilen; ich gehe aber stark davon aus.) Meine einzigen negativen Kritikpunkte bestehen darin, dass ich mir aufgrund der Genre-Bezeichnung sowie des Covers etwas mehr Atmosphäre (im Sinne von „ich höre das Meeresrauschen und schmecke das Essen“ etc.) und Tiefgang der Protagonist*innen erwartet und gewünscht hätte, wie es meist bei Kriminalromanen der Fall ist. Stattdessen lag der Fokus stark auf der Handlung, die aus viel Reisen bestand und zunehmend actiongeladen wurde. Was ich in diesem Umfang durchaus mag, doch empfand ich dieses Buch somit eher als einen seichteren Thriller (nach meinem Geschmack) als als einen Kriminalroman. Auch war ich etwas überrascht von der Brutalität, die mich tatsächlich teilweise schlucken ließ. Es lag also einfach an meinen anderen Erwartungen; der Roman hätte aber nicht an einem x-beliebigen anderen Ort spielen können, sondern spielt eine wichtige Rolle. Ansonsten habe ich mich gefragt, ob die Subsahara-Flüchtlinge wirklich von Marokkanern als Afrikaner bezeichnet werden … Dennoch – insgesamt kann ich dieses Buch absolut empfehlen, sofern man nicht allzu zart besaitet ist! Übersetzt wurde diese Ausgabe aus dem Englischen von Jens Plassmann. Danke an das Bloggerportal und den Heyne Verlag für dieses Rezensionsexemplar!

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